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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: System Denkmalpflege - Netzwerke für die Zukunft — Hannover: Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege, Heft 31.2004

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Festveranstaltungen in der Orangerie
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https://doi.org/10.11588/diglit.51150#0045
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Festveranstaltung in der Orangerie

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Stiftung als Ehrenamt
Gottfried Kiesow

Unter der Vielzahl von Stiftungen in Deutschland gibt
es auch einige für den Denkmalschutz, zum Beispiel die
Landesstiftungen von Baden-Württemberg oder Bayern.
Darüber hinaus fördern bekannte Stiftungen wie die von
Wüstenrot, Reemtsma, Messerschmitt, der Zeit sowie
die Deutsche Bundesstiftung Umwelt auch Kulturdenk-
mäler. Bei den genannten Stiftungen handelt es sich
durchweg um Kapitalstiftungen, das heißt, sie wurden
irgendwann durch die Bereitstellung eines Kapitals
gegründet und finanzieren ihre Zuwendungen aus den
Zinsen des Stiftungskapitals. Der Vorteil liegt darin,
dass sie nicht ständig um Geld betteln müssen, sondern
kontinuierlich helfen können. In Zeiten niedriger Zinsen
haben sie allerdings unter einem einschneidenden
Rückgang ihrer Finanzmittel zu leiden, vor allem dann,
wenn ihr Kapital zu großen Teilen in Aktien angelegt ist.
Bei einer zweiten Gruppe handelt es sich im engeren
Sinn nicht um wirkliche Stiftungen, sondern um staat-
liche Verwaltungen von Schlössern, Gärten oder Mu-
seen, die nur den klangvollen Namen Stiftung ange-
nommen haben, jedoch überwiegend aus Steuergeldem
finanziert werden.
Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz gehört zu
keiner der beiden Arten. Zwar hat sie auch ein Kapital,
ohne das man keine Stiftung gründen kann. Dies ist auch
von anfänglich 500.000DM auf jetzt 16 Millionen
EUR (31,3 Millionen DM) angewachsen, die Zinsen
daraus reichen aber bei weitem nicht aus, um den Jahres-
haushalt von rund 50 Millionen Euro zu finanzieren.
Dazu müsste es 1 Milliarde EUR betragen. Die Haupt-
quellen ihrer Finanzierung sind zu rund 60% die
Glücksspirale und zu 30 % Spenden von derzeit 140.000
Förderern, die 2002 rund 13,5 Millionen Euro über-
wiesen haben. Der Rest kommt aus Zinsen, Zuwen-
dungen aus dem Vermögen der Altparteien der DDR
sowie aus Überschüssen des Wirtschaftsbetriebes, vor
allem durch den Verkauf von Büchern. Kuratorium,
Wissenschaftliche Kommission und Vorstand sind wie
bei den meisten Stiftungen ehrenamtlich tätig, die Ge-
schäftsführung arbeitet hauptberuflich. Das gilt auch für
das „Kuratorium liebenswerte alte Bäume“, das seit
kurzem zur Deutschen Stiftung Denkmalschutz gehört.
Dafür haben wir unsere Satzung erweitert, um helfen zu
können, einzelne Bäume, die Kulturdenkmäler sind, wie
auch Alleen zu erhalten. Ein besonderes, weit in die
Zukunft weisendes Instrument der Denkmalpflege sind
unsere 110 treuhänderischen Stiftungen. Dafür haben
uns private Stifter Beträge zwischen 50.000 EUR und
1,7 Millionen EUR überlassen, die von uns verwaltet
und möglichst günstig als Kapital angelegt werden. Ins-
gesamt sind bereits 17 Millionen EUR vorhanden. Aus
den Zinsen wird dann das jeweilige Kulturdenkmal -
vorwiegend Dorfkirchen — nach der gründlichen
Instandsetzung laufend gepflegt. Ich bezeichne dies
gern als Pflegeversicherung für Baudenkmäler, bei de-
nen man im allgemeinen davon ausgeht, man habe nach
einer sorgfältigen Sanierung keine Aufwendungen mehr

zu machen. Alle Denkmalpfleger wissen, dass dies ein
verhängnisvoller Irrtum ist. Durch unterlassene Bau-
unterhaltung sind schließlich die meisten Baudenkmäler
der früheren DDR herunter gekommen, allerdings hatte
man auch vorher nichts zur laufenden Pflege der Bauten
getan. In ganz Deutschland waren seit 1914 wegen der
beiden Weltkriege und der Nöte der Nachkriegszeiten
keine systematischen Instandsetzungsarbeiten möglich,
bestenfalls wurden die ärgsten Schäden ausgeflickt.
Damit es nicht weiterhin zu jener Wellenbewegung von
langjähriger Vernachlässigung und anschließender auf-
wendiger Sanierung mit hohen Kosten und erheblichen
Substanzverlusten kommt, müssen wir uns wieder
stärker auf die eigentliche Bedeutung des Wortes Denk-
malpflege besinnen. Dafür sind die treuhänderischen
Stiftungen ein sehr gutes Mittel. In diesem Sinne
bemüht sich die Deutsche Stiftung Denkmalschutz auch
um die Aufstockung ihres Kapitals, um wenigstens
einen Teil des derzeit in den westlichen Bundesländern
noch existierenden Wohlstands in eine ungewisse Zu-
kunft zu retten. Die treuhänderischen Stiftungen haben
jeweils einen eigenen Vorstand, dem unter anderem die
Stifter angehören. Auch Sie sind ehrenamtlich tätig,
denn sie beschränken sich nicht auf das Stiften von
Geld, sondern nehmen auch am Gemeindeleben einer
Kirche lebhaften Anteil oder sammeln zu Geburtstagen
bei Freunden Spenden für „ihr“ Baudenkmal.
Finanziert sich die Deutsche Stiftung Denkmalschutz
zu wesentlichen Teilen aus Spenden, muss sie dafür
ständig werben. Ihr wichtigstes Mittel dafür ist die Zeit-
schrift „Monumente“ mit einer Auflage von derzeit
150.000 Exemplaren. Jeder Spender erhält sie unab-
hängig von der Höhe des Betrages, seit Ende Juni liegt
sie auch in allen Abteilen der ICE-Züge, ferner in Arzt-
praxen aus. Ein wichtiges Mittel, unsere Förderer an uns
zu binden, sind auch die jährlich 25 Reisen mit jeweils
40 Personen zu den geförderten Objekten, ferner unsere
Denkmalakademie in Görlitz und Schloss Romrod bei
Alsfeld in Hessen, sowie Ausstellungen. Allein um die
Zahl unserer Dauerspender zu erhalten, müssen wir in
jedem Jahr 10% neue Förderer gewinnen, denn deren
Durchschnittsalter liegt etwa bei 70 Jahren, so dass wir
leider viele durch Tod verlieren. Das hohe Durch-
schnittsalter zwingt uns aber auch, das Konzept unserer
Spendenwerbung zu überdenken. Die seit 1991 gestif-
teten Beträge von rund 150 Millionen EUR kommen
von einer Generation, die zu den östlichen Ländern auf
dem Gebiet der früheren DDR besondere persönliche
Beziehungen hat, sei es, weil viele daher stammen, dort
Verwandte hatten oder in ihrer Jugend dorthin Reisen
unternahmen. Sie haben aus Verantwortung für die
gesamtdeutsche Kultur in den vergangenen zwölf
Jahren die genannten Summen aufgebracht. Doch diese
Generation wird langsam aber stetig einer neuen Platz
machen, die diese emotionalen Bindungen nicht mehr
hat. Da inzwischen auch die Baudenkmäler in den west-
lichen Bundesländern unter der Finanznot der öffent-
 
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