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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: System Denkmalpflege - Netzwerke für die Zukunft — Hannover: Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege, Heft 31.2004

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Exkursionsberichte
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504

System Denkmalpflege - Netzwerke für die Zukunft

Exkursionsberichte

Die Heideklöster Lüne, Ebstorf und Wienhausen
(Exkursion 1)
Leitung: Volker Hemmerich und Doris Olbeter

Abb. 1: Ebstorf, Ldkr. Uelzen,
ehemaliges Benediktine-
rinnenkloster, jetzt ev. Damen-
stift, Blick in den Kreuzgang,
um 1990.

Die Heideklöster sind eng verbunden zu sehen mit der
Klosterkammer Hannover. Zu Geschichte, Rechtskons-
truktion, Aufgaben und Arbeitsweise der Kloster-
kammer gab Christian Pietsch eine Einführung, speziell
auch auf das Verhältnis zu den ev. Frauenklöstern in der
Lüneburger Heide und deren rechtliche Konstruktion.
In Folge der Reformation waren die Heideklöster in
ev. Damenstifte zur Versorgung unverheirateter Töchter
aus Adels- und Patrizierfamilien umgewandelt worden.
Der Aufhebung waren sie durch Annahme des luthe-
rischen Bekenntnisses entgangen. Die Ländereien wa-
ren vom Staat zum größten Teil eingezogen worden.
Damit hatte er allerdings auch die Versorgungslasten der
Klöster übernommen. Heute leistet die Klosterkammer
Hannover für das Land Niedersachsen diese Versorgung
der Lüneburger Klöster und führt die Aufsicht über die
sechs selbstständigen Körperschaften öffentlichen
Rechts.
Erste Station war das Kloster Lüne. Es liegt, nach
einem verheerenden Brand 1373 wiedererbaut, heute in
der Stadt Lüneburg, etwas außerhalb der Altstadt. Die
Keimzelle des Klosters geht auf eine um 1140 genann-
te Einsiedelei zurück. Bereits 1171 erfolgt die Gründung
eines Kanonissenstifts, die Klostergründung wird 1172
bestätigt. Im 13. Jahrhundert übernimmt das Kloster die
Benediktinerregeln. Im Zuge der Reformation löst Her-
zog Emst II. die Propstei auf. Erst 1711 erfolgt die
Umwandlung in ein adeliges Damenstift.


Der Begrüßung durch die amtierende Äbtissin Bar-
bara Taglang folgt eine Führung durch den Kreuzgang,
die Refektorien, den Äbtissinnenflügel und den neuen
Verbindungsgang zu dem 1995 eröffneten Textil- und
Teppichmuseum.
Frau Priorin Renate Krüger und der Restaurator
Joachim Frey von der Klosterkammer erläutern die bei
Erhaltungsmaßnahmen zu Tage gekommenen Funde
mittelalterlicher Wandmalerei im Sommerrefektorium
sowie Maßnahmen im Winterrefektorium. Hier wurde
der gesamte Raum mit einem grau-schwarz-orangefar-
benen Zackenomament gefasst, das stellenweise durch
Befund belegt war. Von der Überfassung wurden ledig-
lich die gänzlich erneuerten Bauteile ausgenommen.
An den mittelalterlichen Glasmalereien im Kreuz-
gang wurden die speziellen Probleme der Glasrestau-
rierung vorgestellt. Durch Kriegseinwirkung waren die
Fenster zerborsten und unsachgemäß repariert worden.
Die teilweise fehlerhafte Zuordnung der Bruchstücke
wurde korrigiert, störende Bleiruten durch Dublierun-
gen ersetzt und nach vorsichtiger Reinigung eine
Schutzverglasung eingebracht, um die Fenster wieder in
ihrer ursprünglichen Gestalt zeigen zu können.
Die Teppiche und Weißstickereien des 13. bis 15.
Jahrhunderts werden heute im 1995 eröffneten Teppich-
museum gezeigt. Aus konservatorischen Gründen war
die Form der dauerhaften Präsentation notwendig ge-
worden. Entsprechende Räume konnten nur durch einen
Neubau gewonnen werden, der zudem den besonderen
klimatischen Anforderungen der Exponate und dem
Besucherandrang genügen musste. Zur Wärmere-
gulierung wurde eine Hypokaustenheizung eingebaut.
Eine moderne Textilrestaurierungswerkstatt im Dach-
geschoss ergänzt das Museum und dient auch den
anderen Klöstern des Klosterkammerbereichs zur Be-
handlung ihrer historischen Textilien.
Im Kloster Ebstorf bei Uelzen, der zweiten Station,
standen andere Schwerpunkte im Vordergrund des In-
teresses. Um 1160, wahrscheinlich als Prämonstratenser
Chorherrenstift gegründet, 1197 erstmalig als Benedik-
tinerinnenkloster erwähnt, wurde das Kloster nach der
Reformation seit 1565 als ev. Damenstift genutzt. Die
Bibliothek beherbergte neben kostbaren Bilderhand-
schriften und Pergamenten die berühmte Ebstorfer
Weltkarte (im Zweiten Weltkrieg ausgelagert und ver-
brannt) aus dem 13. Jahrhundert. Eine originalgetreue
Kopie vermittelt ein eindrucksvolles Bild der damaligen
Weitsicht, konzentrisch gruppiert um Jerusalem.
Der Flügel des Langen Schlafhauses war über einer
dicken Humusschicht in der Niederung der Schwienau
auf einem Pfahlrost erbaut worden. Schon sehr früh
 
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