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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: System Denkmalpflege - Netzwerke für die Zukunft — Hannover: Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege, Heft 31.2004

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Sektion 1: Sakrale Räume im Wandel - Perspektiven der Orgaldenkmalpflege
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https://doi.org/10.11588/diglit.51150#0103
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ORDA - Ein Datenbanksystem für Orgeln

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ORDA - Ein Datenbanksystem für Orgeln
Uwe Pape

ORDA ist ein Datenbanksystem zur Inventarisierung
und Dokumentation von Orgeln. Nach einer Definition
der Begriffe wird das Ziel einer Inventarisierung und
Dokumentation dargestellt. Eine Bewertung der einzel-
nen Aspekte der angestrebten Dokumentation schließt
sich an. Die Entwicklung seit 1985, der Aufbau des
Systems und der Umfang der bereits durchgeführten
Inventarisierung sind Gegenstand weiterer Ausfüh-
rungen.
Einleitung
Eine Orgel ist ein Musikinstrument, das neben der oft
künstlerisch gestalteten Schauseite mit vielgestaltig
angeordneten Prospektpfeifen mehrere klangliche und
technische Komponenten enthält: Balganlage, Kanal-
system, Windladen und Pfeifen einerseits, Spieltisch,
Spieltraktur und Registertraktur auf der anderen Seite.
Das Interesse an Orgeln gilt heute nicht mehr nur dem
Gehäuse, dem Prospekt oder dem Schnitzwerk, sondern
dem Instrument als Ganzem. Hier vollzieht sich ein
Wandel, beispielsweise gegenüber früheren Ausgaben
der Kunstdenkmale.
Begriffe
Bei einer Inventarisierung von Orgeln geht es um eine
Bestandsaufnahme des momentanen Zustands, um für
jedes einzelne Instrument die grundlegenden Fakten wie
Standort, Orgelbauer, Baujahr, Windladensystem,
Traktursysteme, Gehäuse sowie die wichtigsten Ver-
änderungen festzuhalten.
Eine Dokumentation ist eine detailgetreue Be-
schreibung einer Orgel, vergleichbar mit einer Bauauf-
nahme in der Architektur. Alle wichtigen Komponenten,
zum Beispiel eine Windlade oder die Prospektpfeifen,
werden vermessen. Signaturen werden aufgenommen,
Fotos werden angefertigt, Tondokumente aufgezeich-
net. Eine Dokumentation kann eine Bestandsaufnahme
im Rahmen einer Inventarisierung ergänzen.
Ein weiterer Aspekt ist der zeitliche Zusammen-
hang, denn der heutige Zustand ist oft nicht der
ursprüngliche und lässt sich nur durch die Erforschung
der historischen Entwicklung, insbesondere der oft
zahlreichen Baumaßnahmen erklären. Zuweilen sind
auch kulturpolitische Entscheidungen oder Beschä-
digungen vielfältiger Art zu berücksichtigen.
Ziel
Ziel einer Gesamtdokumentation ist es, alle drei Leit-
gedanken zu berücksichtigen. ORDA ist ein System,
das alle drei Dimensionen erfasst, aber die historische
Entwicklung und die Inventarisierung in den Vorder-

grund stellt und gewissermaßen eine Biographie der
Orgel schreibt. Den Ursprung dieser Darstellung finden
wir in den beiden Bänden von Walter Kaufmann über die
Orgeln in Oldenburg (1962) und Ostfriesland (1968).
Da nur konkrete Zustände beschrieben werden kön-
nen, besteht die Biographie aus einer Folge von Mo-
mentaufnahmen, im einfachsten Fall nur aus der
Bestandsaufnahme nach dem Neubau.
Bewertung
Eine Inventarisierung ist mit relativ geringem Zeitauf-
wand durchführbar. Vor allem Orgelsachverständige,
die technisch und historisch geschult sind, können eine
Inventarisierung ohne wesentliche Schwierigkeiten vor-
nehmen. Es hapert allerdings oft an den zur Verfügung
stehenden Sachverständigen, am Geld und an der Zeit.
Deshalb sind professionell ausgeführte Inventarisie-
rungen selten und oft unvollständig.
Wesentlich schwieriger ist es mit der historischen
Forschung. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die
Archive der Landeskirchen die wichtigsten Infor-
mationsquellen sind und den Suchenden relativ schnell
zu ersten Ergebnissen führen. Da die Orgeln oft bau-
amtlichen Genehmigungen unterworfen waren, sind in
den Akten der Konsistorien in der Regel Kosten-
anschläge, Verträge und Abnahmegutachten enthalten -
es sei denn, die Akten sind als Kriegsverlust verloren
gegangen. Ich habe beispielsweise im Landeskirchen-
amt Wolfenbüttel alle Bauakten der dortigen Landes-
kirche ausgewertet und besitze eine faktisch voll-
ständige Übersicht über das Schaffen aller Orgelbauer
in dieser Region vom 17. bis 21. Jahrhundert. Natürlich
gibt es viele Orgeln vor 1800, deren Erbauer bislang
nicht ermittelt werden konnten.
Eine weitere Fundgrube sind die Pfarrarchive. In den
Pfarrämtern gibt es in der Regel mindestens drei Orgel-
akten, eine vom Anfang bis etwa 1920, eine zweite von
1920 bis nach dem Zweiten Weltkrieg und eine dritte aus
neuerer Zeit. Oft ist die neue Akte schon wieder geteilt.
Wenn die kirchlichen Bauakten nicht mehr erhalten
sind, können Magistratsakten weiterhelfen, denn nicht
selten waren ministerielle Genehmigungen erforderlich
oder staatliche Zuschüsse wurden beantragt. In Nieder-
sachsen kommen zum Beispiel die Staatsarchive in
Pattensen und Wolfenbüttel oder die Stadtarchive in
Hannover und Braunschweig in Frage.
Neben diesen ortsbezogenen Archiven muss eine
Vielzahl weiterer Archive konsultiert werden, dies macht
unter Umständen lange und kostspielige Reisen erfor-
derlich. Hierzu gehören beispielsweise Familienarchive
oder das Archiv von Gustav Fock in der Staats- und Uni-
versitätsbibliothek in Hamburg. Für das 19. Jahrhundert
liefern auch Periodika und Zeitungen zuweilen
erstaunlich informative Texte. Auch bereits vorhandene
Literatur muss überprüft und ausgewertet werden.
 
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