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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: System Denkmalpflege - Netzwerke für die Zukunft — Hannover: Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege, Heft 31.2004

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Sektion 2: Historische Freiräume zwischen Grundlagenforschung und Minimalismus
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https://doi.org/10.11588/diglit.51150#0156
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Sektion 2: Historische Freiräume zwischen Grundlagenforschung und Minimalismus

Abb. 3: Hasperde, Bad
Münder, Ldkr. Hameln-
Pyrmont, Schloss Hasperde,
Front des 1881-84 nach
Plänen des hannoverschen
Architekten August Lingemann
errichteten Mausoleums,
um 1950.


heruntergeworfen. Die heruntergeworfenen Steine zer-
splitterten und waren nicht mehr brauchbar.
Um endgültige Klarheit über die notwendigen
Instandsetzungsarbeiten zu bekommen, fertigte Prof.
Pieper, Braunschweig, auf meinen Wunsch ein Gut-
achten an, in dem Sicherungsmaßnahmen und eine ord-
nungsgemäße Wiederherstellung beschrieben wurden.
Zu den wichtigsten Vorschlägen für Sicherungsmaß-
nahmen gehörten:
- die Instandsetzung der undichten Kuppel,
- die Abdichtung der beiden Terrassen,
- die Wiederherstellung der Freitreppe,
- die Beseitigung von Büschen und Bäumen direkt am
Mausoleum, um das Austrocknen des Gebäudes zu
ermöglichen.
Die statischen Probleme erwiesen sich als nicht so gra-
vierend, so dass bis heute auf die vorgeschlagenen Zug-
bänder, die die Außenwände im Gruftbereich Zusam-
menhalten sollten, verzichtet werden konnte.
Technisch interessant ist die mechanisch absenkbare
Platte zum Herunterlassen der Särge aus dem Kapel-
lenraum in die Gruft.
Ein erneuter Vorstoß zur Rettung des Mausoleums
bei der Denkmalpflege verlief dank neuer Leute Anfang
der achtziger Jahre erfolgreich. Ich fand hochinteres-
sierte Partner sowohl beim damaligen Institut für
Denkmalpflege als auch bei der Bezirksregierung. Trotz
horrender Zahlen gelang es, dank der Zähigkeit aller
Seiten, ein Konzept zur Grundsicherung des Mauso-
leums in mehreren Bauabschnitten zu entwickeln und zu
finanzieren. Neben dem Land konnten die Kloster-
kammer und die Stadt Bad Münder als Geldgeber
gewonnen werden. Dank des realistischen und prag-
matischen Verhaltens der Denkmalpflege (Institut und

Bezirksregierung) konnte das Mausoleum in etwa vier
Jahren gesichert werden.
Zunächst wurde die Kuppel eingerüstet, die gesamte
Kuppel mit Dachpappe abgedichtet, die Kupfer-
schindeln neu aufgebracht, die Zierteile aus Kosten-
gründen wieder verwendet (Abb. 5). Die obere Terrasse
wurde provisorisch mit Bitumen abgedichtet - das Pro-
visorium hält bis heute an -, die untere Terrasse mit
einer Folie überzogen.
Die heruntergeworfenen Treppenteile wurden,
soweit sie noch brauchbar waren, wieder aufgesetzt. Ein
Treppenabschnitt fehlte vollständig, hier wurden auf ein
Betonfundament neue Treppenstufen aufgesetzt. Die
Türen wurden entrostet und verglast. Der Innenraum
wurde nicht restauriert. Fast alle Fenster waren zerstört
worden. Bei einem Tag des offenen Denkmals bot sich
ein pensionierter Glasermeister an, die Fenster wieder-
herzustellen. Aufgrund alter Fotos fertigte das Landes-
amt für Denkmalpflege maßstabsgerechte Pläne als
Grundlage der Rekonstruktion an.
Das Gesamtvolumen der Bauabschnitte der achtziger
Jahre betrug 300.000 DM. Dieses für niedersächsische
Verhältnisse große Volumen, wobei zwei Drittel aus
Landesmitteln und von weiteren Geldgebern stammten,
macht deutlich, dass das Mausoleum sowohl der
Denkmalpflege als auch mir selbst wichtig waren.
Eigentümer und Denkmalpflege: Hat der
Eigentümer Interesse am Erhalt seines Denkmals?
Natürlich kann diese Frage nicht pauschal beantwortet
werden, ich glaube aber schon, dass die Mehrheit der
Eigentümer durchaus Interesse am Erhalt ihrer Objekte
haben.
In den Fällen, wo das Interesse verloren geht, die
Belastung als zu groß empfunden wird, reagiert der
Eigentümer durch Verkauf, manchmal drastisch durch
Verfallenlassen. In diesem Fall helfen die rigorosesten
Gesetze nichts.
Viele Eigentümer sagen, sie hätten deshalb ein
Interesse am Erhalt, weil ja ihre Vorfahren zum heutigen
Vorhandensein des Objekts beigetragen hätten. Ein wei-
teres, oft vorgebrachtes Argument ist, dass die Eigen-
tümer mit den Objekten leben müssen und eine fach-
gerechte Erhaltung ihre Lebensqualität verbessern
würde. Denkmalpflegerische Maßnahmen sind zwar
nicht immer identisch mit der Verbesserung der Lebens-
qualität, doch wenn das nötige Bewusstsein vorhanden
ist, wird der Eigentümer sie akzeptieren, wenn er sein
Erbe an künftige Generationen weitergeben will.
Hier unterschätzt die Denkmalpflege die Eigenver-
antwortlichkeit mündiger Bürger, die durchaus den
Willen zur Nachhaltigkeit haben. Ein gutes Beispiel ist
die Forstwirtschaft: Auch ohne gesetzliche Regelungen
werden Privatwälder seit Jahrhunderten nachhaltig
genutzt, es wird nicht mehr entnommen als zuwächst.
Ich behaupte, dass Nachhaltigkeit auch bei den meisten
Denkmaleigentümem das bestimmende Prinzip ist.
Das Verhältnis zwischen Eigentümer und Denkmal-
pflege spielt, wenn es um historische Freiräume geht,
eine größere Rolle wie bei Baudenkmalen. Denkmal-
pflegerische Maßnahmen an einem Gebäude können
präzise festgelegt, mit dem Eigentümer abgestimmt und
in einer befristeten Zeit umgesetzt werden. Manchmal
 
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