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Sektion 2: Historische Freiräume zwischen Grundlagenforschung und Minimalismus
Abb. 1: Seehof, Gern.
Memmelsdorf, Kr. Bamberg,
Schloss Seehof, „ Grundriss
des Lustgartens der
Marquardsburg oder Schloss
Seehof“, von 1731.
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LPlan. du Chateau u unc pellte
quarcHhaur^ Oil OJce/wf Je
einer steinernen Götterwelt ausstaffierte. Adam Fried-
rich von Seinsheim schließlich, der wiederum in Bam-
berg und Würzburg residierte, nahm größere Eingriffe
in den Lustgarten vor. Aus dieser Zeit haben sich zwei
Pläne erhalten, deren Inhalte sich entweder sichtbar bis
heute oder gartenarchäologisch nachweisen lassen. Er
ließ die Wasserachse von der Nord- auf die Südseite ver-
legen und stellte in den Mittelpunkt des südlichen
Quartiers eine Kaskade, die bereits zeitgenössisch hoch
gerühmt wurde. Vor den Orangeriebauten entstanden
das Orangeriequartier und die Lindensäle. Im ehema-
ligen nordöstlichen Boskettquartier ließ er ein Labyrinth
anlegen, das mit Wasserspielen, Plätzen, Pavillon,
Schmuckbeeten und einem reichen Figurenprogramm
aufwendigst gestaltet war. Bemerkenswert ist bei allen
Umgestaltungen, dass die vorgegebene Grundstruktur
nicht verändert wurde, das heißt nicht nur das Haupt-
wegenetz, sondern auch die Geländemodellierung mit
den einzelnen Stufen, Terrassen und Kompartimenten.
Selbst die quartierrahmenden Hochhecken wurden in
das Veränderungskonzept einbezogen.
Mit der Umgestaltung des Lustgartens von Schloss
Seehof war einer der eigenwilligsten und vielleicht auch
schönsten Rokokogärten Frankens vollendet. Selbst das
ansbach-bayreuthische Markgrafenpaar, die in ihren
Landen selbst so wunderbare Gärten besaßen, äußerten
sich begeistert von der Seehofer Anlage, in der es 1775
auf Einladung Fürstbischof Adam Friedrich von Seins-
heim eine Woche zubrachte.
Der Verfall
Mit dem Ableben von Adam Friedrich von Seinsheim
1779 ging auch die höfische Pracht dahin. Bereits sein
Nachfolger Fürstbischof Franz Ludwig von Erthal fand
im Lustgarten nur mehr Verschwendungssucht und ließ
von den über 400 Tietz’schen Parkfiguren die Hälfte ab-
räumen, die vielleicht schon überalterte Kastanienallee
abholzen und durch Obstbäume ersetzen.
Als 1803 das Fürstentum Bamberg durch die Säku-
larisation ihr Ende fand und in das Kurfürstentum
Bayern überging, verlor Bamberg nicht nur seine Re-
sidenzfunktion, auch war die Zeit des Lustgartens von
Seehof beendet.
Aus einem Bestandsplan des Hofgärtners Sebastian
Jakob von 1803 ist allerdings noch immer die Grund-
struktur des Gartens erkennbar, mit all seinen Alleen und
dem großen Jagdquartier im Hauptsmoorwald. Nur das
Labyrinth ist 1803 bereits stark vereinfacht und das
Figurenprogramm stark reduziert. Dass Herzog Wil-
helm in Bayern unmittelbar nach der Säkularisation erst
mal in Seehof residierte, bevor er seine Residenz in das
aufgelassene Benediktinerkloster Banz verlegte, dürfte
dazu beigetragen haben, dass die Anlage weitestgehend
erhalten blieb. Sicher, die Metallleitungen zur Versor-
gung der Wasserspiele hatte man schon ausgebeutet und
so manche Pflanze verkauft. Dennoch, auch als die
Herzogenwitwe Amalie in Seehof einzog, waren die
Mittel nicht vorhanden den Garten grundsätzlich zu ver-
ändern, das Labyrinth wurde gänzlich aufgelöst, das
Heckentheater nicht mehr gepflegt. Um die Haupt-
figurengruppen lagen biedermeierliche Blumenbeete,
das Orangerieparterre wurde in eine Gemüse- und Obst-
wiese umgewandelt. Überhaupt wurden Bäume ge-
pflanzt, vor allem Eichen am Böschungsrand zur Kas-
kade hin. Die Wegeführung der östlichen Ökonomie-
quartiere wurden vereinfacht, nur noch Wegekreuze
teilten diese in je vier gleich große Felder; landwirt-
schaftliche Nutzung fand Einzug.
Sektion 2: Historische Freiräume zwischen Grundlagenforschung und Minimalismus
Abb. 1: Seehof, Gern.
Memmelsdorf, Kr. Bamberg,
Schloss Seehof, „ Grundriss
des Lustgartens der
Marquardsburg oder Schloss
Seehof“, von 1731.
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LPlan. du Chateau u unc pellte
quarcHhaur^ Oil OJce/wf Je
einer steinernen Götterwelt ausstaffierte. Adam Fried-
rich von Seinsheim schließlich, der wiederum in Bam-
berg und Würzburg residierte, nahm größere Eingriffe
in den Lustgarten vor. Aus dieser Zeit haben sich zwei
Pläne erhalten, deren Inhalte sich entweder sichtbar bis
heute oder gartenarchäologisch nachweisen lassen. Er
ließ die Wasserachse von der Nord- auf die Südseite ver-
legen und stellte in den Mittelpunkt des südlichen
Quartiers eine Kaskade, die bereits zeitgenössisch hoch
gerühmt wurde. Vor den Orangeriebauten entstanden
das Orangeriequartier und die Lindensäle. Im ehema-
ligen nordöstlichen Boskettquartier ließ er ein Labyrinth
anlegen, das mit Wasserspielen, Plätzen, Pavillon,
Schmuckbeeten und einem reichen Figurenprogramm
aufwendigst gestaltet war. Bemerkenswert ist bei allen
Umgestaltungen, dass die vorgegebene Grundstruktur
nicht verändert wurde, das heißt nicht nur das Haupt-
wegenetz, sondern auch die Geländemodellierung mit
den einzelnen Stufen, Terrassen und Kompartimenten.
Selbst die quartierrahmenden Hochhecken wurden in
das Veränderungskonzept einbezogen.
Mit der Umgestaltung des Lustgartens von Schloss
Seehof war einer der eigenwilligsten und vielleicht auch
schönsten Rokokogärten Frankens vollendet. Selbst das
ansbach-bayreuthische Markgrafenpaar, die in ihren
Landen selbst so wunderbare Gärten besaßen, äußerten
sich begeistert von der Seehofer Anlage, in der es 1775
auf Einladung Fürstbischof Adam Friedrich von Seins-
heim eine Woche zubrachte.
Der Verfall
Mit dem Ableben von Adam Friedrich von Seinsheim
1779 ging auch die höfische Pracht dahin. Bereits sein
Nachfolger Fürstbischof Franz Ludwig von Erthal fand
im Lustgarten nur mehr Verschwendungssucht und ließ
von den über 400 Tietz’schen Parkfiguren die Hälfte ab-
räumen, die vielleicht schon überalterte Kastanienallee
abholzen und durch Obstbäume ersetzen.
Als 1803 das Fürstentum Bamberg durch die Säku-
larisation ihr Ende fand und in das Kurfürstentum
Bayern überging, verlor Bamberg nicht nur seine Re-
sidenzfunktion, auch war die Zeit des Lustgartens von
Seehof beendet.
Aus einem Bestandsplan des Hofgärtners Sebastian
Jakob von 1803 ist allerdings noch immer die Grund-
struktur des Gartens erkennbar, mit all seinen Alleen und
dem großen Jagdquartier im Hauptsmoorwald. Nur das
Labyrinth ist 1803 bereits stark vereinfacht und das
Figurenprogramm stark reduziert. Dass Herzog Wil-
helm in Bayern unmittelbar nach der Säkularisation erst
mal in Seehof residierte, bevor er seine Residenz in das
aufgelassene Benediktinerkloster Banz verlegte, dürfte
dazu beigetragen haben, dass die Anlage weitestgehend
erhalten blieb. Sicher, die Metallleitungen zur Versor-
gung der Wasserspiele hatte man schon ausgebeutet und
so manche Pflanze verkauft. Dennoch, auch als die
Herzogenwitwe Amalie in Seehof einzog, waren die
Mittel nicht vorhanden den Garten grundsätzlich zu ver-
ändern, das Labyrinth wurde gänzlich aufgelöst, das
Heckentheater nicht mehr gepflegt. Um die Haupt-
figurengruppen lagen biedermeierliche Blumenbeete,
das Orangerieparterre wurde in eine Gemüse- und Obst-
wiese umgewandelt. Überhaupt wurden Bäume ge-
pflanzt, vor allem Eichen am Böschungsrand zur Kas-
kade hin. Die Wegeführung der östlichen Ökonomie-
quartiere wurden vereinfacht, nur noch Wegekreuze
teilten diese in je vier gleich große Felder; landwirt-
schaftliche Nutzung fand Einzug.