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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: System Denkmalpflege - Netzwerke für die Zukunft — Hannover: Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege, Heft 31.2004

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Sektion 6: Historische Forschung in der Denkmalpflege - Das Beispiel der Stadt
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https://doi.org/10.11588/diglit.51150#0457
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Resümee und Ausblick

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Resümee und Ausblick
Thomas Keilmann

Historische Forschung gehört zu den unverzichtbaren
Kemaufgaben in der staatlichen Denkmalpflege. Aus
erster Hand wurden am Beispiel der Stadt in möglichst
großer Spannbreite und Aktualität diverse Modelle und
Methoden vorgestellt, wie das umfangreiche Wissen um
Objekte und Befunde sinnvoll zusammengeführt, aus-
gewertet und vernetzt werden kann. Historische For-
schung in der Denkmalpflege ist deshalb so unentbehr-
lich, da sie ganz wesentlich zur Glaubwürdigkeit in allen
denkmalpflegerischen Entscheidungsprozessen bei-
trägt. Am Beispiel der Stadt wurde deutlich, dass sich
die lokalen Netzwerke genauso vielschichtig darstellen
wie der Gegenstand der Untersuchung selbst. Für die
Akzeptanz denkmalpflegerischen Handelns vor Ort ist
es ganz wesentlich, dass nicht fertige Ergebnisse präsen-
tiert werden, sondern die Öffentlichkeit in die Erarbei-
tung einbezogen wird. Dies betrifft ausdrücklich nicht
nur die konservatorische Tätigkeit im engeren Sinn,
etwas irreführend gern auch „praktische“ Denkmal-
pflege genannt, sondern auch die historische Forschung
in der Denkmalpflege.
Historische Forschung ebenso wie auch die Denk-
malpflege als Ganzes gilt es verstärkt als einen fort-
laufenden Prozess in der Vermittlung zwischen Vergan-
genheit und Zukunft zu verstehen. Trotz des weitge-
spannten und differenzierten Methoden- und Darstel-
lungsspektrums offenbarte die Sektion eine hohe Über-
einstimmung in der Notwendigkeit, die Objekte der

Denkmalpflege in ihren historischen Kontext zu stellen,
um jede rein deskriptive oder kennerschaftliche Einzel-
bewertung bewusst zu vermeiden.
Mit dem Workshop zu Dachlandschaften am Beispiel
der Sand- und Kalksteinplattendächer im Altmühlgebiet
und im Weserbergland wurden die lokalen Netzwerke
verlassen und in einen regionalen, auch länderüber-
greifenden Kontext an der Grenze zur Kulturland-
schaftspflege gestellt. Gerade die Dachlandschaften
sind ein anschauliches Beispiel für das Wirken einer
Denkmalpflege, die nur all zu oft seit ihren Anfängen,
anstelle der Erfassung und Bewahrung einer gewach-
senen historischen Vielfalt, die Arrondierung von klaren
und idealtypischen Verbreitungsmustem vorangetrieben
hat. Es wurde dabei deutlich, dass die bisherigen Einzel-
maßnahmen zur Erhaltung der Plattendächer durch Ver-
netzung mit regionaler Wirtschafts-, Tourismus- und
Standortförderung wesentlich an Effizienz gewinnen
könnten.
Gerade im Zuge des tief greifenden Strukturwandels
auch in der Denkmalpflege mit einem zunehmenden
Abbau staatlicher Regularien und Hilfen wird der Rück-
zug auf allein administrative Aufgaben der Verzeichnis-
führung und Maßnahmenbetreuung als wenig hilfreich
empfunden. Historische Forschung lässt sich zwar ohne
denkmalfachliche Bewertung betreiben, umgekehrt ist
die denkmalfachliche Bewertung jedoch auf historische
Forschung angewiesen.
 
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