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System Denkmalpflege - Netzwerke für die Zukunft
Kulturlandschaft Harz - Goslar/Rammelsberg
und Clausthal-Zellerfeld
(Exkursion 2)
Leitung: Lothar Klappauf, Wolfgang Neß und Christine Onnen
Abb. 1: Goslar, Rammeisberg,
Exkursionsgruppe in der Erz-
aufbereitung, 2003.
Die Exkursion hatte das Ziel, die in der Sektion 3
erarbeiteten Inhalte vor Ort zu veranschaulichen. Dabei
konnten wesentliche der eng miteinander verwobenen
Aspekte des in einzigartiger Weise von der Bergbau-
tradition geprägten Systems Kulturlandschaft Harz ver-
deutlicht und die Zusammenarbeit der unterschied-
lichen Disziplinen bei der Erforschung dieser Kultur-
landschaft nachvollzogen werden.
Folgerichtig begann die Exkursion am Weltkultur-
erbe Goslar/Rammelsberg, um hier an der archäologi-
schen Ausgrabungsstätte , Altes Lager4 die Anfänge der
Bergbautradition zu erfassen:
Das Alte Lager des Rammeisberges war vermut-
lich seit der Bronzezeit (1000 v.Chr.) der wichtigste
Lieferant für Kupfer in der Harzregion. Die zwischen
Schiefermühle und Maltermeisterturm ausbeißende
Lagerstätte wurde in der Frühzeit im Tagebau aus-
gebeutet. Nach Erreichen größerer Tiefen und ver-
mutlich dadurch verursachter Einbrüche der Gru-
benränder wurde spätestens seit dem 11./12. Jahrhun-
dert n.Chr. die Lagerstätte in regulärem Untertagebau
erschlossen. Mit dem dabei anfallenden Gesteins-
material u.a.m. wurden die noch offen liegenden Reste
des alten Tagebaus verfüllt. Hiervon zeugen unter
anderem Funde von Seilfragmenten, Teilen von Holz-
schalen, Werkzeug- und Konstruktionsteile aus den
zuoberst befindlichen Verfüllungsniveaus. Diese obers-
ten Teile der Rammeisberglagerstätte wurden bisher
weder archäologisch noch geologisch untersucht, ob-
wohl gerade sie die letzten Reste des ältesten Abbaus am
Rammeisberg enthalten, wie der Fund eines aus dem
frühen 11. Jahrhundert n.Chr. stammenden Lederschuhs
oder ein jüngst während der archäologischen Pro-
spektion entdeckter, in den Fels eingetiefter Hohlweg
zeigt. Auf solchen Wegen wurde das geförderte Erz
bereits im Mittelalter an Erzzwischenlager transportiert,
von denen aus sie auf die im ganzen Harz verteilten
Schmelzhütten gebracht wurden.
Gemeinsam mit der Besitzerin des Geländes, der
Bergbau Goslar GmbH, ist beabsichtigt, die „Spuren des
Alten Mannes“ dorthin zu verfolgen, wo letztlich die
Wurzeln für das Harzer Montanwesen verborgen liegen.
Dann folgte die Begehung der jüngeren Rammels-
berger Anlagen, insbesondere der Erzaufbereitung und
die museale Präsentation der Anlage. Mittels Seilfahrt
über das Fördergerüst konnte der „Weg des Erzes“ ver-
folgt werden bis in die obere Ebene der Aufbereitungs-
anlage, die in den 30er Jahren von Schupp und Kremmer
errichtet wurde und heute Teil des Weltkulturerbes
Rammeisberg ist. Anhand des Erzweges entlang der am
Hang orientierten Anlage konnte der denkmalpflege-
risch sorgfältige Umgang mit den industriellen Hin-
terlassenschaften nachvollzogen und die musealen
Ergänzungen wie Arbeitsgeräusche und filmische Auf-
bereitung von Arbeitsprozessen anschaulich erlebbar
gemacht werden. Eine nahezu komplett erhaltene ma-
schinelle Ausstattung der Aufbereitungsanlage vervoll-
ständigte das Bild besonders eindrucksvoll.
Erkenntnisse zum geologischen und mineralogi-
schen Hintergrund des Erzbergbaus am Rammeisberg
wurden durch die museale Darstellung in einer geson-
derten Ausstellung vermittelt.
Nach der Mittagspause trennte sich die Gruppe, um
wahlweise die Altstadt von Goslar oder den Ortsteil
Zellerfeld der Bergstadt Clausthal-Zellerfeld zu besu-
chen, die beide, aber angesichts ihrer unterschiedlichen
Geschichte, Lage und Bedeutung auf verschiedene
Weise vom Bergbau geprägt sind.
In der ehemaligen ,Kaiserstadt4 Goslar wurden im
Rahmen eines Stadtrundgangs die wesentlich durch den
Einfluss des Bergbaus mit entstandenen Bauten der
Stadt, die zusammen mit dem Rammeisberg das Welt-
kulturerbe darstellen, besichtigt. Dazu gehören neben
der Kaiserpfalz, der Stadtkirche und dem Rathaus mit
Marktplatz sowohl die vielen stattlichen Fachwerk-
bürgerhäuser als auch die kleinen Häuser der Bergleute
im Viertel unterhalb der Frankenberger Kirche und die
Klauskapelle aus dem 12. Jahrhundert am zum Ram-
melsberg führenden Stadttor, die den Bergleuten zur
Morgenandacht diente.
System Denkmalpflege - Netzwerke für die Zukunft
Kulturlandschaft Harz - Goslar/Rammelsberg
und Clausthal-Zellerfeld
(Exkursion 2)
Leitung: Lothar Klappauf, Wolfgang Neß und Christine Onnen
Abb. 1: Goslar, Rammeisberg,
Exkursionsgruppe in der Erz-
aufbereitung, 2003.
Die Exkursion hatte das Ziel, die in der Sektion 3
erarbeiteten Inhalte vor Ort zu veranschaulichen. Dabei
konnten wesentliche der eng miteinander verwobenen
Aspekte des in einzigartiger Weise von der Bergbau-
tradition geprägten Systems Kulturlandschaft Harz ver-
deutlicht und die Zusammenarbeit der unterschied-
lichen Disziplinen bei der Erforschung dieser Kultur-
landschaft nachvollzogen werden.
Folgerichtig begann die Exkursion am Weltkultur-
erbe Goslar/Rammelsberg, um hier an der archäologi-
schen Ausgrabungsstätte , Altes Lager4 die Anfänge der
Bergbautradition zu erfassen:
Das Alte Lager des Rammeisberges war vermut-
lich seit der Bronzezeit (1000 v.Chr.) der wichtigste
Lieferant für Kupfer in der Harzregion. Die zwischen
Schiefermühle und Maltermeisterturm ausbeißende
Lagerstätte wurde in der Frühzeit im Tagebau aus-
gebeutet. Nach Erreichen größerer Tiefen und ver-
mutlich dadurch verursachter Einbrüche der Gru-
benränder wurde spätestens seit dem 11./12. Jahrhun-
dert n.Chr. die Lagerstätte in regulärem Untertagebau
erschlossen. Mit dem dabei anfallenden Gesteins-
material u.a.m. wurden die noch offen liegenden Reste
des alten Tagebaus verfüllt. Hiervon zeugen unter
anderem Funde von Seilfragmenten, Teilen von Holz-
schalen, Werkzeug- und Konstruktionsteile aus den
zuoberst befindlichen Verfüllungsniveaus. Diese obers-
ten Teile der Rammeisberglagerstätte wurden bisher
weder archäologisch noch geologisch untersucht, ob-
wohl gerade sie die letzten Reste des ältesten Abbaus am
Rammeisberg enthalten, wie der Fund eines aus dem
frühen 11. Jahrhundert n.Chr. stammenden Lederschuhs
oder ein jüngst während der archäologischen Pro-
spektion entdeckter, in den Fels eingetiefter Hohlweg
zeigt. Auf solchen Wegen wurde das geförderte Erz
bereits im Mittelalter an Erzzwischenlager transportiert,
von denen aus sie auf die im ganzen Harz verteilten
Schmelzhütten gebracht wurden.
Gemeinsam mit der Besitzerin des Geländes, der
Bergbau Goslar GmbH, ist beabsichtigt, die „Spuren des
Alten Mannes“ dorthin zu verfolgen, wo letztlich die
Wurzeln für das Harzer Montanwesen verborgen liegen.
Dann folgte die Begehung der jüngeren Rammels-
berger Anlagen, insbesondere der Erzaufbereitung und
die museale Präsentation der Anlage. Mittels Seilfahrt
über das Fördergerüst konnte der „Weg des Erzes“ ver-
folgt werden bis in die obere Ebene der Aufbereitungs-
anlage, die in den 30er Jahren von Schupp und Kremmer
errichtet wurde und heute Teil des Weltkulturerbes
Rammeisberg ist. Anhand des Erzweges entlang der am
Hang orientierten Anlage konnte der denkmalpflege-
risch sorgfältige Umgang mit den industriellen Hin-
terlassenschaften nachvollzogen und die musealen
Ergänzungen wie Arbeitsgeräusche und filmische Auf-
bereitung von Arbeitsprozessen anschaulich erlebbar
gemacht werden. Eine nahezu komplett erhaltene ma-
schinelle Ausstattung der Aufbereitungsanlage vervoll-
ständigte das Bild besonders eindrucksvoll.
Erkenntnisse zum geologischen und mineralogi-
schen Hintergrund des Erzbergbaus am Rammeisberg
wurden durch die museale Darstellung in einer geson-
derten Ausstellung vermittelt.
Nach der Mittagspause trennte sich die Gruppe, um
wahlweise die Altstadt von Goslar oder den Ortsteil
Zellerfeld der Bergstadt Clausthal-Zellerfeld zu besu-
chen, die beide, aber angesichts ihrer unterschiedlichen
Geschichte, Lage und Bedeutung auf verschiedene
Weise vom Bergbau geprägt sind.
In der ehemaligen ,Kaiserstadt4 Goslar wurden im
Rahmen eines Stadtrundgangs die wesentlich durch den
Einfluss des Bergbaus mit entstandenen Bauten der
Stadt, die zusammen mit dem Rammeisberg das Welt-
kulturerbe darstellen, besichtigt. Dazu gehören neben
der Kaiserpfalz, der Stadtkirche und dem Rathaus mit
Marktplatz sowohl die vielen stattlichen Fachwerk-
bürgerhäuser als auch die kleinen Häuser der Bergleute
im Viertel unterhalb der Frankenberger Kirche und die
Klauskapelle aus dem 12. Jahrhundert am zum Ram-
melsberg führenden Stadttor, die den Bergleuten zur
Morgenandacht diente.