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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Mühlen in Niedersachsen und Bremen — Petersberg: Imhof, Heft 40.2013

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Mühlenbestand in den Gemeinden (alphabetisches Register)
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https://doi.org/10.11588/diglit.51161#0062
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Mühlen in Niedersachsen und Bremen

1822 ging die Mühle in Erbpacht an den Müller-
gesellen G. L. Schnittker und kam 1911 durch Ablö-
sung endgültig in den Besitz dieser Familie. 1922/23
wurde die Bockwindmühle abgebrochen. Schon 1840
hatten Schnittkers eine weitere Mühle, einen
Erdholländer mit Steert erbauen lassen, die zunächst
nur als Loh- und als Ölmühle betrieben werden durfte,
nach Einführung der Gewerbefreiheit dann auch als
Kornmühle. Bis 1848 lieferte Schnittker feine
Eichenlohe an die Sohllederfabrik Weber in Lemförde.
1940, zu Beginn des Zweiten Weltkrieges, wurde der
Müller zum Krieg eingezogen und der Mühlenbetrieb
wurde stillgelegt. 1972 erfolgte, obwohl unter
Denkmalschutz stehend, der Abriss der Mühle. Ein
undatiertes altes Foto zeigt sie als Teil eines ungewöhn-
lichen Mühlenensembles: Vorn links eine Rossmühle
zum Flachs Boken, in der Mitte eine Mühlenscheune
mit Ölmühle und Benzolmotor und rechts der Erdhol-
länder, inzwischen als Getreidemühle genutzt.
Die auf der Kurhannoverschen Landesaufnahme als
„neue Graupenmühle" bezeichnete Mühle wurde
urkundlich erstmals 1768 erwähnt: Möglicherweise ist
es das Erbauungsdatum von „Fennekers Graupen-
mühle bey Brockum", eine der ersten Holländermühlen
der Region.3 1889 ging sie von der Familie Fenneker in
den Besitz von Rüter über. 1913 erfolgte ihr Abriss,
denn Rüter ließ sich anstatt ihrer an der Landstraße
nach Oppenwehe eine Dampfmühle erbauen.
1 Gerke, Hans: 1000 Jahre Brockum (Chronik), 2. Aufl.,
Brockum 2002.
2 Gründungsurkunde der Kirchengemeinde Brockum durch
Herzog Chr. Ludwig zu Braunschweig-Lüneburg, 26.02.1661
(Chronik Brockum).
3 Lohmeyer, Fritz. Die Windmühlen des Kreises Diepholz, in:
Heimatblätter für die Grafschaft Diepholz. 4. Jg., Nr. 7 v.
13.09.1931, S. 49.
Bruchhausen-Vilsen
Bruchhausen ist 1189 erstmalig genannt worden, Vil-
sen 1227. Eine mittelalterliche Burg brannte während
der Zeit des Dreißigjährigen Kriegs ab. An ihrer Stelle
enstand um 1800 das Amtsgericht {26}. Eine Reihe
urkundlicher Mitteilungen bezieht sich einerseits auf
den Ort Bruchhausen, andererseits auf das ehemalige
Amt Bruchhausen. Für Letzteres wird 1667 und 17481
sowie 1777 die Existenz von vier Mühlen bezeugt: die
Schlossmühle, die Wehler Mühle, die Bruchmühle und
die Heiligenberger Mühle2 {22}. Es gab oberhalb der
Heiligenberger Klostermühle außerdem eine Ölmühle.
1545 ist die Grafschaft Altbruchhausen mit Zoll, Müh-
len und Vogtei für 4000 Goldgulden und 1100 Joa-
chimstaler vom Grafen Jobst von Hoya für drei Jahre an
Heinrich Starke verpfändet worden. 1548 ging sie an
Heinrich und Dietrich Behr.3 Nach Gade gab es außer

den Wassermühlen ein „bedeutendes Mühleneta-
blissement" mit Dampfbetrieb des Heinrich Fahlenkamp
an der Straße nach Martfeld {20}. Gade erwähnt außer-
dem die beiden Wassermühlen und zwei Windmühlen.
Diese sind auch auf den Urmesstischblättern von
1897/99 Nr. 3219 und Nr. 3220 dargestellt: Es handelt
sich zum einen um die 1849 erbaute und 1955 abge-
brannte Spöring'sche Galerieholländermühle nördlich
der Ortslage von Vilsen, nahe des Bahnhofs, und zum
anderen um eine Bockwindmühle, südöstlich der
Ortslage von Bruchhausen nahe der Straße nach Hoya (L
330). Diese wurde als Lohmühle betrieben und soll Ende
des 19. Jahrhunderts nach Martfeld gekommen sein,
wo der Standort allerdings nicht feststellbar ist. Sie habe
eine Windrose besessen,4 ein Hinweis darauf, dass es
sich um eine Paltrockmühle gehandelt haben muss.
1817 verfertigte der Amtsschreiber C. A. Bütemeister
des Amtes Bruchhausen im Auftrag der Königlichen
Kammer in Hannover einen ausführlichen Bericht
über die Versorgung der Bevölkerung mit Müllerei-
produkten. Anlass dieser Untersuchung waren Klagen
der Hofbesitzer aus Asendorf, Hohenmoor, Kuhlen-
kamp, Päpsen, Staffhorst und Uepsen über die Müller
der ihnen zugewiesenen Zwangsmühlen und die
unzureichende Versorgung mit Mehl und Schrot. Man
forderte die Genehmigung einer Windmühle bei
Uepsen und einer weiteren. Bütemeister beschrieb in
seinem Bericht die Zwangsmüller als faul, rückständig
sowie in puncto Wirtschaftlichkeit als ahnungslos und
schlug vor, eine neue Windmühle in Uepsen vom
Müller und Postverwalter Stegemann aus Hoya und
eine weitere in Bruchhausen-Vilsen durch den Bruch-
müller erbauen zu lassen.5
Es gibt Hinweise auf zwei „Windräder bzw. Wind-
turbinen", deren Aussehen allerdings nicht dokumen-
tiert ist: Auf dem Grundstück des Fahlenkamp'schen
Sägewerks befand sich eine Windmühle mit Windrad
und im Ortsteil Moor, Langestraße 37, gab es ein
Windrad, das lediglich der Stromerzeugung für einen
begrenzten Abnehmerkreis in der Umgebung diente.
Die erzeugte Energie wurde in Batterien gespeichert.
Zwei Denkmale besonderer Art sind die beiden schö-
nen und nahezu identischen Grabsteine der Erbzins-
müllerfamilie Matthes an der alten evangelischen
Kirche in Vilsen (Abb.). Beide Steine sind 1806 erstellt
worden. Der linke trägt folgende Inschrift: „1806 -
HEINRICH ANTHON MATTHES - HERRSCHAFT-
LICHER ERBZINSMÜLLER ZU BRUCHMÜHLEN -
GEBOREN ZU REDEDEN 6. JAN. AI 1732 - RABECA
ELESABET MATHES ZU BRUCHMÜHLEN (....)". Dem
rechten Stein ist zunächst ein Bibelzitat aus dem
Epheserbrief 3,19 überstellt. Der übrige Text lautet:
„1806 - DER EHR UND ACHBARE JOHAN HENRICH
MATTHES IST GEBOREN AÖ 1765 DEN 22 T APRIEL
BRUCHMÜHLEN UND DE EHR UND ACHBARE
JOHANNA GEREDIENA MATTES NJS GEBOREN AÖ
1765 DEN 29. AUGUST - MOHRINNG AUS
 
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