ten beeinflußt. Genannt seien vor allem das Ausmaß der
Diasporenproduktion je Pflanze, die Anteile einzelner
Arten in der Umgebungsvegetation wie auch die Ver-
tragbarkeit der Diasporen durch Wind, Tier und
Mensch. Dabei ist besonders die Verwendung von
Pflanzen durch den Menschen von Bedeutung; neben
den Nahrungspflanzen muß hier u. a. auch an Heil- und
Färbepflanzen gedacht werden.
Für die Auswertung derartiger Thanatozönosenfunde
sind aktuelle geobotanische Bezugsdaten,
wie sie insbesondere Ellenberg (1979) vorgelegt hat,
von großem Wert. Mit ihrer Hilfe lassen sich gewisse
Vorstellungen gewinnen über die damaligen Vegeta-
tions- und Standortsverhältnisse im Einzugsbereich der
betreffenden Siedlung (Willerding, 1983). Es wird sich
demnach überwiegend um anthropogene oder zumin-
dest anthropogen beeinflußte Bestände handeln. Daher
ist eine Rekonstruktion hinsichtlich bestimmter Pflan-
zengesellschaften im Sinne von Assoziationen in der
Regel nicht möglich, zumal die heutigen Assoziationen
ihre Eigenheiten den aktuellen Formen der Einfluß-
nahme in Form von Agrartechnologie und Kulturtechnik
verdanken. Andererseits ist es aber möglich, daß sich
auf der Grundlage der fossilen Nachweise Vorstellun-
gen über die Verbands- bzw. Ordnungszugehörigkeit
der damals vorhandenen Bestände ableiten lassen. Sie
erlauben einen gewissen Einblick in die Physiognomie
der damaligen Vegetationsverhältnisse.
Die ökologischen Zeigerwerte informieren indessen
über einzelne Standortsqualitäten. Als besonders inter-
essant für die Rekonstruktion ehemaliger Standorts-
und damit auch Produktionsverhältnisse haben sich der
Feuchtewert F, der Säurewert R und der Stickstoffwert
N erwiesen. Mit ansteigendem Zahlenwert nimmt die In-
tensität des jeweils indizierten Faktors zu. Lediglich bei
einigen sehr konkurrenzschwachen Arten dürften sich
zwischenzeitlich konkurrenzbedingte Verschiebungen
in den ökologischen Zeigerwerten ergeben haben.
Bei Berücksichtigung der Ellenberg’schen Zeigerwerte
zeichnen sich bereits jetzt erste Ergebnisse für die Re-
konstruktion der Vegetations- und Standortsverhält-
nisse im Einzugsbereich der mittelalterlichen Siedlung
von Düna ab.
In Tabelle 2 sind die bislang nachgewiesenen Unkräuter
und Wildpflanzen erfaßt worden, wobei neben der Da-
tierung ihrer Belege jeweils auch die F-, R- und N-Werte
angegeben werden.
Angesichts der anzunehmenden Entstehungsart der
untersuchten Feuchtsedimente (s. o.) ist es nicht er-
staunlich, daß der Anteil der Arten, die bezeichnend
sind für „krautige Vegetation oft gestörter Plätze“
(Kennziffer 3...) mit insgesamt 68,5% sehr groß ist.
Demgegenüber machen die Arten, die vermutlich aus
anderen Standortsbereichen stammen, nur 31,5% der
Gesamtzahl (n = 54) aus.
Die Mehrzahl der zur Artengruppe gestörter Standorte
(Kennziffer 3...) zählenden Arten (22) ist bezeichnend
für Pflanzengesellschaften der durch Landwirtschaft
oder Gartenbau genutzten Flächen (Kennziffern 3.4..
und 3.3..). Das Vorhandensein der Belege dieser Arten,
die mehrheitlich nicht am Sedimentationsort selbst ge-
wachsen sein können, zeigt eindeutig, daß entspre-
chende Nutzflächen im Nahbereich der Siedlung gele-
gen haben müssen.
Von besonderem Interesse sind in diesem Zusammen-
hang die Arten der Getreideunkrautfluren (Secalietea,
Artengruppe 3.4..). Diese u. a. durch Kornblume (Cen-
taurea cyanus), Kornrade (Agrostemma githago) und
Roggentrespe (Bromus secalinus) vertretene Gruppe
zeigt, daß es sich um Pflanzengesellschaften der Win-
tergetreide -Flächen handelt. Angesichts der Nach-
weisverhältnisse beim Getreide (s. o.) dürften sie vor
allem dem Roggenanbau gedient haben. Die ökologi-
schen Zeigerwerte jener Artengruppe (Tab. 2) und ihre
Mittelwerte (Tab. 3) informieren über die Bodeneigen-
schaften dieser Nutzflächen. Danach lagen die Winter-
getreideäcker auf frischen (mittlere Feuchtezahl 5,0),
sauren (mittlere Reaktionszahl 3,0) und nur mäßig stick-
stoffreichen Böden (mittlere Stickstoffzahl 5,0). Die
Pflanzengesellschaften der mittelalterlichen Winter-
getreideflächen von Düna dürften daher vorwiegend
denen kalkärmerer Getreideunkrautfluren (Aperetalia)
zugeordnet werden.
Demgegenüber weist die Gruppe der Chenopodietea-
Arten (Ruderalgeseilschaften und verwandte Garten-
und Ackerunkraut-Gesellschaften) auffälligerweise auf
wesentlich bessere Bodenverhältnisse hin. Zwar han-
delt es sich auch hier um frische Böden (mittlere Feuch-
tezahl 4,8). Wie die mittlere Reaktionszahl mit 6,8 zeigt
(schwach sauer bis schwach basisch), war der Basen-
und damit vermutlich auch der Nährsalzgehalt aber
wesentlich höher. Durch die mittlere Stickstoffzahl 7,2
(stickstoffreich) erweist sich offenbar auch die Stick-
stoffversorgung als sehr günstig.
Die auf diesen Böden wachsenden Unkrautbestände
sind demnach mit hoher Wahrscheinlichkeit denen der
nährsalzreichen Acker- und Gartenunkrautfluren zuzu-
ordnen (Polygono-Chenopodietalia).
Wie die sehr unterschiedlichen, mit Hilfe der Unkraut-
diasporenfunde erschlossenen Standortsverhältnisse
zeigen, kann es sich bei den beiden hier nachgewiese-
nen Unkrautgesellschaften nicht um die durch Winter-
oder Sommeranbau des Getreides bedingten Bestände
auf den gleichen Flächen handeln. Vielmehr ist anzu-
nehmen, daß es außer den auf weniger günstigen Bö-
den gelegenen Halmfruchtäckern auch Nutzflächen auf
nährsalzreichen Böden gegeben hat. Es liegt nahe, hier
an gedüngte Flächen in unmittelbarer Nachbarschaft
der Siedlung zu denken, insbesondere an Gärten.
Vermutlich befanden sie sich im Bereich der noch heute
durch hohe Phosphatwerte ausgewiesenen Flächen2.
Das reichliche Vorhandensein von Belegen der Biden-
tetalia-Men (Zweizahn-Schlammufergesellschaften,
Kennziffer 3.2) zeigt, daß es entsprechende Zwei-
zahnfluren (Bidention) im Bereich der Bachufer
bzw. am Rande des Teiches gegeben hat.
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Diasporenproduktion je Pflanze, die Anteile einzelner
Arten in der Umgebungsvegetation wie auch die Ver-
tragbarkeit der Diasporen durch Wind, Tier und
Mensch. Dabei ist besonders die Verwendung von
Pflanzen durch den Menschen von Bedeutung; neben
den Nahrungspflanzen muß hier u. a. auch an Heil- und
Färbepflanzen gedacht werden.
Für die Auswertung derartiger Thanatozönosenfunde
sind aktuelle geobotanische Bezugsdaten,
wie sie insbesondere Ellenberg (1979) vorgelegt hat,
von großem Wert. Mit ihrer Hilfe lassen sich gewisse
Vorstellungen gewinnen über die damaligen Vegeta-
tions- und Standortsverhältnisse im Einzugsbereich der
betreffenden Siedlung (Willerding, 1983). Es wird sich
demnach überwiegend um anthropogene oder zumin-
dest anthropogen beeinflußte Bestände handeln. Daher
ist eine Rekonstruktion hinsichtlich bestimmter Pflan-
zengesellschaften im Sinne von Assoziationen in der
Regel nicht möglich, zumal die heutigen Assoziationen
ihre Eigenheiten den aktuellen Formen der Einfluß-
nahme in Form von Agrartechnologie und Kulturtechnik
verdanken. Andererseits ist es aber möglich, daß sich
auf der Grundlage der fossilen Nachweise Vorstellun-
gen über die Verbands- bzw. Ordnungszugehörigkeit
der damals vorhandenen Bestände ableiten lassen. Sie
erlauben einen gewissen Einblick in die Physiognomie
der damaligen Vegetationsverhältnisse.
Die ökologischen Zeigerwerte informieren indessen
über einzelne Standortsqualitäten. Als besonders inter-
essant für die Rekonstruktion ehemaliger Standorts-
und damit auch Produktionsverhältnisse haben sich der
Feuchtewert F, der Säurewert R und der Stickstoffwert
N erwiesen. Mit ansteigendem Zahlenwert nimmt die In-
tensität des jeweils indizierten Faktors zu. Lediglich bei
einigen sehr konkurrenzschwachen Arten dürften sich
zwischenzeitlich konkurrenzbedingte Verschiebungen
in den ökologischen Zeigerwerten ergeben haben.
Bei Berücksichtigung der Ellenberg’schen Zeigerwerte
zeichnen sich bereits jetzt erste Ergebnisse für die Re-
konstruktion der Vegetations- und Standortsverhält-
nisse im Einzugsbereich der mittelalterlichen Siedlung
von Düna ab.
In Tabelle 2 sind die bislang nachgewiesenen Unkräuter
und Wildpflanzen erfaßt worden, wobei neben der Da-
tierung ihrer Belege jeweils auch die F-, R- und N-Werte
angegeben werden.
Angesichts der anzunehmenden Entstehungsart der
untersuchten Feuchtsedimente (s. o.) ist es nicht er-
staunlich, daß der Anteil der Arten, die bezeichnend
sind für „krautige Vegetation oft gestörter Plätze“
(Kennziffer 3...) mit insgesamt 68,5% sehr groß ist.
Demgegenüber machen die Arten, die vermutlich aus
anderen Standortsbereichen stammen, nur 31,5% der
Gesamtzahl (n = 54) aus.
Die Mehrzahl der zur Artengruppe gestörter Standorte
(Kennziffer 3...) zählenden Arten (22) ist bezeichnend
für Pflanzengesellschaften der durch Landwirtschaft
oder Gartenbau genutzten Flächen (Kennziffern 3.4..
und 3.3..). Das Vorhandensein der Belege dieser Arten,
die mehrheitlich nicht am Sedimentationsort selbst ge-
wachsen sein können, zeigt eindeutig, daß entspre-
chende Nutzflächen im Nahbereich der Siedlung gele-
gen haben müssen.
Von besonderem Interesse sind in diesem Zusammen-
hang die Arten der Getreideunkrautfluren (Secalietea,
Artengruppe 3.4..). Diese u. a. durch Kornblume (Cen-
taurea cyanus), Kornrade (Agrostemma githago) und
Roggentrespe (Bromus secalinus) vertretene Gruppe
zeigt, daß es sich um Pflanzengesellschaften der Win-
tergetreide -Flächen handelt. Angesichts der Nach-
weisverhältnisse beim Getreide (s. o.) dürften sie vor
allem dem Roggenanbau gedient haben. Die ökologi-
schen Zeigerwerte jener Artengruppe (Tab. 2) und ihre
Mittelwerte (Tab. 3) informieren über die Bodeneigen-
schaften dieser Nutzflächen. Danach lagen die Winter-
getreideäcker auf frischen (mittlere Feuchtezahl 5,0),
sauren (mittlere Reaktionszahl 3,0) und nur mäßig stick-
stoffreichen Böden (mittlere Stickstoffzahl 5,0). Die
Pflanzengesellschaften der mittelalterlichen Winter-
getreideflächen von Düna dürften daher vorwiegend
denen kalkärmerer Getreideunkrautfluren (Aperetalia)
zugeordnet werden.
Demgegenüber weist die Gruppe der Chenopodietea-
Arten (Ruderalgeseilschaften und verwandte Garten-
und Ackerunkraut-Gesellschaften) auffälligerweise auf
wesentlich bessere Bodenverhältnisse hin. Zwar han-
delt es sich auch hier um frische Böden (mittlere Feuch-
tezahl 4,8). Wie die mittlere Reaktionszahl mit 6,8 zeigt
(schwach sauer bis schwach basisch), war der Basen-
und damit vermutlich auch der Nährsalzgehalt aber
wesentlich höher. Durch die mittlere Stickstoffzahl 7,2
(stickstoffreich) erweist sich offenbar auch die Stick-
stoffversorgung als sehr günstig.
Die auf diesen Böden wachsenden Unkrautbestände
sind demnach mit hoher Wahrscheinlichkeit denen der
nährsalzreichen Acker- und Gartenunkrautfluren zuzu-
ordnen (Polygono-Chenopodietalia).
Wie die sehr unterschiedlichen, mit Hilfe der Unkraut-
diasporenfunde erschlossenen Standortsverhältnisse
zeigen, kann es sich bei den beiden hier nachgewiese-
nen Unkrautgesellschaften nicht um die durch Winter-
oder Sommeranbau des Getreides bedingten Bestände
auf den gleichen Flächen handeln. Vielmehr ist anzu-
nehmen, daß es außer den auf weniger günstigen Bö-
den gelegenen Halmfruchtäckern auch Nutzflächen auf
nährsalzreichen Böden gegeben hat. Es liegt nahe, hier
an gedüngte Flächen in unmittelbarer Nachbarschaft
der Siedlung zu denken, insbesondere an Gärten.
Vermutlich befanden sie sich im Bereich der noch heute
durch hohe Phosphatwerte ausgewiesenen Flächen2.
Das reichliche Vorhandensein von Belegen der Biden-
tetalia-Men (Zweizahn-Schlammufergesellschaften,
Kennziffer 3.2) zeigt, daß es entsprechende Zwei-
zahnfluren (Bidention) im Bereich der Bachufer
bzw. am Rande des Teiches gegeben hat.
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