Allgemeine theologische Bibliothek (2.1774)

Sammlung gottesdienstlicher Lieder. 197
Doch das ist eine bloße Anfrage.-Genug
weder in Moses Bericht, noch in den angeführten
bcyden, noch in irgend einem andern gültigen
Spruch lesen wir, daß das göttliche Ebenbild durch
den Fall verlohnen gegangen sey: der gewöhnliche
Vewcisspruch Röm. z, rz. redet mit keiner Sylbe
von dem göttlichen Ebenbilde. Andre hingegen be-
weisen deutlich, daß alle Menschen, auch unbekehrte,
dasselbe noch an sich haben und daß es folglich nicht
verlohren ist. Ohne an i Korinth. 1i, 7. zu denken,
welches man etwa nur von den Gläubigen erklären
möchte, sind schon i Mos. 9, 6. und Jac. z, 9.
hinlänglich. Die gewöhnlichen Erklärungen von
dem Stammvater der Menschen; von den noch vor-
handenen Ueberbleibsiln des vcrlohrnen Ebenbildes;
(wie Vielist denn verlohren, wie viel übrig geblie-
ben? Sokrates hatte folglich weniger davon ver-
lohren als Epikur; bey viehisch dummen Menschen
findet man gar keine Uebcrblcibsel,) von der Fähig-
keit dasselbe zu erlangen; von der Unsterblichkeit
u. s. w. thun keine Genüge. Ein sonderbares Ver-
bot wäre es: tödtet nicht den Menschen, denn er ist
unsterblich; oder fluchet ihm nicht, denn der erste
Mensch vor vielen tausend Jahren hatte große Vor-
züge, um welche er sich aus Stolz, Leichtsinn und
Unwissenheit bringen lies. Ja der Mensch kann
das verlohrne Ebenbild wieder erlangen, deswegen
soll man ihm nicht fluchen! Gut, Gott kann dem
Abraham aus Steinen Kinder erwecken, die wer-
den gewiß alsdann das göttliche Ebenbild an sich
tragen: ehre daher die Steine! Die angeführten
Sprüche geben wenigstens eine starke Vermuthung
daß cs nicht verlohren, sondern noch verhandelt scy.
Und was war denn eigentlich das verlohren gcgan-
N z gene