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Allgemeine theologische Bibliothek — 4.1775a

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[Recensionen I-XXII]
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https://doi.org/10.11588/diglit.22489#0028
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20 Predigten von Enfield.
der ihn bis in den Tod geliebt, und mit seinem Blu-
te ewige Belohnungen besiegelt hat. Und so glauben
wir, die Vernachläßigung der evangelischen Moti-
ven, unserm vortreflichen Enfield als einen Fehler
anrechnen zu dürfen, ohne den Vorwurf des Aber-
glaubens oder der heiligen Einfalt zu verdienen.
Zum Beschlüsse empfehlen wir gewissen Herren,
die die Tugendprediger allesamt für Socinianer hal-
ten, die erste Predigt des zweyren Theils zu auf-
merksamer Erwägung: damit fie lernen, daß gerade
die Moral, nicht aber ihr ewiges Gewähr von Busse,
Glauben und Wunden, der Hauptgegenfiand des Kan-
zelvortrags sey. — Es ist Schande genung für das
Christenthum, daß einige Theologen in ihrer Einfalt
so weit gehen, daß fie die Tugend als ein Oppositum
vom Herrn Christo und seinem Verdienste betrachten.
Und wir haben nicht ohne innigste Betrübm'ß gehö-
ret, daß erst vor kurzem ein gewisser Prediger auf
seinen Amtsbruder, der eine Reihe blos moralischer
Predigten hinter einander gehalten hatte, (gewiß ohne
die evangelischen Motiven zu vergessen) öffentlich
loegezogen, und fich (vielleicht aus Verdruß über sei-
nen gefallnen Applausus) dabey des Ausdrucks be-
dient hat: „leider find die Kirchen voll, wenn euch
die bürgerliche Tugend geprediget wird, aber wenn
der Heiland geprediget wird, find die Stühle leer.',,—
Wir lassen Unpartheyische urth ilen, ob man Iesum
Christum mehr entehren und lästern könne, als wenn
man „Tagend predigen,, und „den Heyland predi-
gen,, öffentlich einander entgegen setzet. Wie kann
bey solchen Ausschweifungen, Achtung gegen Geistli-
che und Eifer in der Ausübung der Tugend, in den
Gemächern der Zuhörer möglich werden. B.
 
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