Allgemeine theologische Bibliothek (4.1775a)

2zo Gesammlete Briefe.
- in jedem Falle, der dem Rathschlusse Gottes zuwider
war, zu verhindern. Denn gebethet haben auch Apo-
stel , ohne eigentlich ihres Wunsches gewährt zu wer-
den; wie Paulus, der die Antwort erhielt: Laß dir
an meiner Gnade genügen. Vielleicht war auch eine
sichtbare Ausgiessung des heiligen Geistes, als am
Pfingssfeste, und bey einigen andern Gelegenheiten
geschah, ein allgemeines kennbares Zeichen, daß in je-
dem Falle eine irrige Ueberzeugung von wunderthäti-
grn Erfolgen verhindert werden sollte. Vielleicht
thatGott durch andre Christen, die dieses Zeichen nicht
mit solcher Feyerlichkeit empfangen hatten, gleichfalls
einige Wunder; aber ohne ihnen eine Verheißung zu
geben, daß ihnen vorher die Ueberzeugung als ein
Zeichen des Erfolgs in allerley Arten von Wunder-
werken sollte ertheiler werden. Jacobus ermahnet
zwar alle Christen, um Weisheit zu bethen, und nicht
zu zweifeln, daß ihr Gebeth nicht eine Gott gefällige
Sache sey, und im nöthigen Grade erhöret werde:
aber diese nöthige Weisheit ist keine ausserordentliche
und sichtbare Wundergabe. Der Apostel redet auch
von gewissen Krankheiten, welche durch Gebeth der Ael-
teften und durch Salbung im Namen des HErrn soll-
ten geheilct werden: aber das sind Krankheiten ge,
wisser Art gewesen, welche als ein sichtbares Wunder-
werk, vermuthlich auf Worte der Apostel, der Aelte-
sten oder der Gemeine, erfolget waren, und nach der
besonder« Verheissung auf gleiche Art wieder weichen
sollten. Denn sonst wären viele damalige Christen
unsterblich geblieben. Die Zuversicht zu die-
sem Mittel sucht der Apostel durch den allgemeinen
Satz zu bestärken, daß das ernstliche Gebeth eines
Gerechten viel vermöge; und wenn die Verheißung,
- - . wie