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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Editor]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 26.1901

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Krüger, Emil: Reliefbild eines Dichters
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https://doi.org/10.11588/diglit.41307#0140
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130

EMIL KRÜGER

Becher* 1 bekannt, avo an der Fussbekleidung der Männer solche
«sporenartigen Hacken» (vgl. Robert a. a. 0. S. 62) auffallend
gross angebracht sind. Es liesse sich denken, dass am Ende
des IV. Jahrhunderts diese Mode begann, deren Aveiter ent-
Avickelter Form Avir am Ende des III. Jahrhunderts auf den
homerischen Bechern begegnen.
Da nur die Bodenfläche des Reliefs geglättet ist, Avird es frei
auf einem Reliefträger angebracht geAvesen sein. Vielleicht ist
es unten gerade an der Stelle gebrochen, an der es in den
Träger eingezapft Avar. Der obere Abschluss ist unklar; die
geglättete Fläche um das Stiftloch herum scheint auf ein Eck-
akroter zu Aveisen. Als Weihgeschenk Avird das Relief in der
Nähe der Akropolis gestanden haben und zAvar, Avenn die unten
vorgeschlagene Ergänzung das Richtige trifft, in einem Bezirk,
der dem Dionysos heilig Avar.
Bei der Ergänzung ist von der Haltung des Dargestellten
auszugehen. Er ist nicht etwa sinnend in sich versunken, son-
dern er betrachtet nachdenklich einen Gegenstand oder eine
Person, die sich ihm gegenüber in Augenhöhe befand.
Eine sitzende Figur in dieser Stellung des Betrachtens, die
ja auf den Grabreliefs sehr häufig ist, findet sich einmal auf
einem sehr zerstörten Asklepios-Relief in Athen2, aber nach
den Grössenverhältnissen und der ganzen Anlage unseres Re-
liefs erscheint seine Zugehörigkeit zu der Gruppe der Askle-
pios-Reliefs ausgeschlossen. Dagegen legt die Ausstattung mit
Vorhang, der in das Innere eines Zimmers versetzt, und mit
grossem Sessel im Zusammenhang mit der Haltung des sitzen-
den Mannes den Gedanken nahe, dass hier ein Vorbild für

lanese Taf. 13,2) und — wenigstens nach der Zeichnung bei Clarac — auch bei
einem der vier Fechter im Museum von Neapel (Clarac 865, 2203; Graf Rom.
Mitt. 1897, 30 Taf. II) ; auch zwei Bronzefüsse guter Arbeit unter den neuen
Funden von Antikythera haben diesen Riemen.
1 Robert Homerische Becher, 50. Berliner Winckelmannspr. S. 26 D, 30 V 51 L.
Winter Jahrbuch 1898, 83 Taf. 5. Über Datierung und Herkunft vgl. Dragen-
dorff Bonner Jahrbücher 96, 29.
2 Athen, National - Museum N° 136ζ — Arch. Zeitung 1877, 15° N" 26, jetzt
durch das linke Ende vervollständigt: eine Frau steht nach rechts und stützt
sich mit dem linken Arm auf einen Pfeiler.
 
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