PAROS II
215
gender Bedeutung beziehen möchte. Jedenfalls ist sicher, dass
das städtische Heiligtum der Kore in dem Hymnus des Nikia-
des (Kaibel epigr. gr. 818) erwähnt ist, in dem ausführlich
von der Neuausstattung des Tempels der Persephone in römi-
scher Zeit die Rede ist. Die Lage dieses städtischen Heilig-
tums ist unbekannt.
Auf Felshügeln gelegene Demeterheiligtümer kennen wir eine
ganze Reihe. In einer Anzahl von Fällen lässt sich nachweisen,
dass die Felskuppen, die diese Heiligtümer trugen, im Volks-
glauben den Eingang zum Hades bildeten. Auch in Paros mag
dies der Fall gewesen sein, darauf lässt die Sage von Kabar-
nos schliessen. Aber nicht die Rücksicht hierauf allein hat den
Ausschlag für die Gründung des Heiligtums auf einer Höhe
vor der Stadt gegeben. Eine ganze Anzahl parischer Heilig-
tümer ist ähnlich gelegen. Die Feststellung dieser Thatsache
ist das Hauptergebnis unserer Grabungen. Da wir über die
aufgedeckten Heiligtümer einzeln berichten werden, so können
wir uns hier mit einer kurzen Skizze begnügen.
Schon seit langem bekannt war die Lage des Asklepieion.
Es liegt etwa 20 Minuten westlich der Stadt, durch den Hügel
Hag. Anna von der Strandebene von Parikia getrennt am
Nordabhang des Arakasberges direkt über dem Meere, auf
einer Terrasse mit weitem Überblick über die Ebene von Pari-
kia und über das Meer. Auf einer etwa 10 m darüber gele-
genen etwas grösseren Terrasse konnten wir noch geringe
Reste des Heiligtums des Apollo Pythios feststellen. Die bei-
den Heiligtümer standen, wie es scheint, in engem Zusammen-
hang. Ein ganzer Komplex von Kulten hat sich sodann auf
der Höhe des Kunadosberges (vgl. oben) nachweisen lassen.
Auf seiner höchsten Kuppe steht heute die kleine Kirche des
Prophitis Ilias. In sie eingebaut haben sich Inschriften an Zeus
Hypatos, an Aphrodite und Hestie Demie gefunden. Der Boden
um die Kirche zeigt nur sehr geringe Spuren antiker Bearbei-
tung, auf der wenig niedrigeren westlichen Kuppe des Berges
aber hat sich ein umfangreiches Heiligtum, mit einem oblon-
gen Felsaltar in der Mitte nachweisen lassen. Wahrscheinlich
haben wir den Kult des Zeus Flypatos an der Stätte der
modernen Kirche anzusetzen und in dem Prophitis Ilias wie
215
gender Bedeutung beziehen möchte. Jedenfalls ist sicher, dass
das städtische Heiligtum der Kore in dem Hymnus des Nikia-
des (Kaibel epigr. gr. 818) erwähnt ist, in dem ausführlich
von der Neuausstattung des Tempels der Persephone in römi-
scher Zeit die Rede ist. Die Lage dieses städtischen Heilig-
tums ist unbekannt.
Auf Felshügeln gelegene Demeterheiligtümer kennen wir eine
ganze Reihe. In einer Anzahl von Fällen lässt sich nachweisen,
dass die Felskuppen, die diese Heiligtümer trugen, im Volks-
glauben den Eingang zum Hades bildeten. Auch in Paros mag
dies der Fall gewesen sein, darauf lässt die Sage von Kabar-
nos schliessen. Aber nicht die Rücksicht hierauf allein hat den
Ausschlag für die Gründung des Heiligtums auf einer Höhe
vor der Stadt gegeben. Eine ganze Anzahl parischer Heilig-
tümer ist ähnlich gelegen. Die Feststellung dieser Thatsache
ist das Hauptergebnis unserer Grabungen. Da wir über die
aufgedeckten Heiligtümer einzeln berichten werden, so können
wir uns hier mit einer kurzen Skizze begnügen.
Schon seit langem bekannt war die Lage des Asklepieion.
Es liegt etwa 20 Minuten westlich der Stadt, durch den Hügel
Hag. Anna von der Strandebene von Parikia getrennt am
Nordabhang des Arakasberges direkt über dem Meere, auf
einer Terrasse mit weitem Überblick über die Ebene von Pari-
kia und über das Meer. Auf einer etwa 10 m darüber gele-
genen etwas grösseren Terrasse konnten wir noch geringe
Reste des Heiligtums des Apollo Pythios feststellen. Die bei-
den Heiligtümer standen, wie es scheint, in engem Zusammen-
hang. Ein ganzer Komplex von Kulten hat sich sodann auf
der Höhe des Kunadosberges (vgl. oben) nachweisen lassen.
Auf seiner höchsten Kuppe steht heute die kleine Kirche des
Prophitis Ilias. In sie eingebaut haben sich Inschriften an Zeus
Hypatos, an Aphrodite und Hestie Demie gefunden. Der Boden
um die Kirche zeigt nur sehr geringe Spuren antiker Bearbei-
tung, auf der wenig niedrigeren westlichen Kuppe des Berges
aber hat sich ein umfangreiches Heiligtum, mit einem oblon-
gen Felsaltar in der Mitte nachweisen lassen. Wahrscheinlich
haben wir den Kult des Zeus Flypatos an der Stätte der
modernen Kirche anzusetzen und in dem Prophitis Ilias wie