222
O. RUBENSOHN, PAROS II
der auch nähere Angaben über ihren Kult und ihr Fest, die
Theoxenia, enthalten sind. Als Ίΐεοι σωτήρες erscheinen sie in
einer Inschrift auf einem grossen, fragmentierten Architektur-
gliede, das in Hillers Ausgrabungen am Phrurion gefunden
worden ist1.
Erwähnt sei noch, dass sich auch der Kult einer Tyche von
Paros (Olympios Άθήναιον V 27) und der zahlreicher Herrscher,
von den Ptolemäern an bis zu den römischen Kaisern, auf der
Insel gefunden hat. Die nachweisbaren Kulte sind mit den hier
zusammengestellten erschöpft. Wenn wir bedenken, dass sich
unter diesen beispielsweise nicht der sicher vorhanden gewe-
sene Poseidonkult befindet, können wir uns eine Vorstellung
von dem Reichtum an Kulten machen, über welchen Paros
einstmals verfügte.
Schliesslich haben wir auch über die Nekropolen der anti-
ken Stadt Aufschlüsse erhalten, freilich nicht über die der
archaischen Zeit. Gräber der griechischen Zeit fanden sich
vereinzelt auf dem Hügel Hag. Anna, mehrere auch auf einem
Grundstücke bei den δυο πλάκες. Eine grosse hellenistische
und römische Grabstätte liegt am Westfusse des Hügels Hag.
Anna am Wege, der in neuer wie in alter Zeit zur Westküste
der Insel führt. Diese Nekropole ist schon seit langem stark
durchwühlt worden, so dass eine Untersuchung derselben nur
wenig Ertrag bringen würde; einige offene, schmucklose Sar-
kophage aus grossen Marmorplatten ragen noch jetzt aus dem
Erdreich hervor. Einen umfangreichen Friedhof aus derselben
Periode, der an der Strasse nach Naussa liegt, haben wir mit
Unterstützung Hillers auf der Ostseite der Stadt untersuchen
können. Uber diesen werden wir in einem besonderen Aufsatz
ausführlichen Bericht geben.
Berlin, August 1901.
O. Rubensohn.
1 Bursians Vermutung ( Geographie von Griechenland II 487), dass den Dio-
skuren einer der «beiden» Tempel zueigne, deren Trümmer in der Mauer des
venetianischen Schlosses enthalten seien, erledigt sich nach dem, was wir oben
S. 197 ausgeführt haben, von selbst. Die Lage ihres Heiligtums ist unbekannt.
O. RUBENSOHN, PAROS II
der auch nähere Angaben über ihren Kult und ihr Fest, die
Theoxenia, enthalten sind. Als Ίΐεοι σωτήρες erscheinen sie in
einer Inschrift auf einem grossen, fragmentierten Architektur-
gliede, das in Hillers Ausgrabungen am Phrurion gefunden
worden ist1.
Erwähnt sei noch, dass sich auch der Kult einer Tyche von
Paros (Olympios Άθήναιον V 27) und der zahlreicher Herrscher,
von den Ptolemäern an bis zu den römischen Kaisern, auf der
Insel gefunden hat. Die nachweisbaren Kulte sind mit den hier
zusammengestellten erschöpft. Wenn wir bedenken, dass sich
unter diesen beispielsweise nicht der sicher vorhanden gewe-
sene Poseidonkult befindet, können wir uns eine Vorstellung
von dem Reichtum an Kulten machen, über welchen Paros
einstmals verfügte.
Schliesslich haben wir auch über die Nekropolen der anti-
ken Stadt Aufschlüsse erhalten, freilich nicht über die der
archaischen Zeit. Gräber der griechischen Zeit fanden sich
vereinzelt auf dem Hügel Hag. Anna, mehrere auch auf einem
Grundstücke bei den δυο πλάκες. Eine grosse hellenistische
und römische Grabstätte liegt am Westfusse des Hügels Hag.
Anna am Wege, der in neuer wie in alter Zeit zur Westküste
der Insel führt. Diese Nekropole ist schon seit langem stark
durchwühlt worden, so dass eine Untersuchung derselben nur
wenig Ertrag bringen würde; einige offene, schmucklose Sar-
kophage aus grossen Marmorplatten ragen noch jetzt aus dem
Erdreich hervor. Einen umfangreichen Friedhof aus derselben
Periode, der an der Strasse nach Naussa liegt, haben wir mit
Unterstützung Hillers auf der Ostseite der Stadt untersuchen
können. Uber diesen werden wir in einem besonderen Aufsatz
ausführlichen Bericht geben.
Berlin, August 1901.
O. Rubensohn.
1 Bursians Vermutung ( Geographie von Griechenland II 487), dass den Dio-
skuren einer der «beiden» Tempel zueigne, deren Trümmer in der Mauer des
venetianischen Schlosses enthalten seien, erledigt sich nach dem, was wir oben
S. 197 ausgeführt haben, von selbst. Die Lage ihres Heiligtums ist unbekannt.