ZUR ATHENISCHEN MARINEVERWALTUNG
407
bei dem damaligen Bestände von 400 Fahrzeugen eines vollen
Jahrhunderts bedurft, ehe eine Erneuerung des gesamten Mate-
rials stattgefunden hätte. Eine solche Lücke konnte private
Thätigkeit niemals ausfüllen. Schon diese allgemeine Erwägung
spricht gegen Keils Vorschlag. Aber erst eine Vergleichung
der Zahlen in den Seeurkunden 807 (Böckh XI) und S08
(Böckh XII) vgl. 809 ermöglicht uns, eine Entscheidung auf
sicherer Grundlage zu treffen. Die athenische Marine setzte
sich im Sommer 329 1 zusammen aus : 392 Trieren, 19 Tetre-
ren, — Penteren. Im Sommer 325 2 bestand sie aus 360 Trie-
ren, 50 Tetreren und 7 Penteren. Im Zeitraum von vier Jahren
sind danach zum mindesten 32 Trieren ausrangiert worden,
vorausgesetzt dass seit 329 keine neue Triere mehr einge-
stellt war. Der Durchschnitt des jährlichen Verlustes ist aber
mit 8 Schiffen sicherlich zu niedrig berechnet, denn unter den
360 Trieren des Jahres 325 befinden sich eine ganze Zahl un-
brauchbarer (s. 809 d 62 ff.). Die Neuerwerbungen andrerseits
belaufen sich auf 31 Tetreren und 7 Penteren, wobei auch hier
wieder der ungünstigste Fall gesetzt wird, dass nämlich inzwi-
schen kein Schiff dieser Gattungen seeuntüchtig geworden war.
Verteilen wir die 38 Fahrzeuge auf die vier Baujahre von
329/8 — 326/5 so ergiebt sich ein Jahreszuwachs von 9 oder
10 Schiffen. Da nun bei der Einführung einer neuen Schiffs-
klasse unmöglich die Trierarchen zum Bau herangezogen wer-
den konnten, so müssen wir zu dem Schluss kommen, dass in
jener Zeit jährlich 10 Schiffe für staatliche Rechnung in Auftrag
gegeben wurden. Das Ergebnis unserer Statistik giebt uns den
Fingerzeig, welcher Lesung wir bei Aristoteles, dessen Αθηναίων
πολιτεία ja gerade in dieser Zeit geschrieben sein muss, den
Vorzug geben sollen. Aber selbst die Zehnzahl der Neubauten
ist bei einem Bestände von 400 Segeln kein ausreichender
Ersatz, wenn nicht noch private Thätigkeit hinzukam. Denn
wir werden den jährlichen Abgang an Material mit 15 — 20
Fahrzeugen schwerlich zu hoch anschlagen.
J Übergabsurkunde 807 b 67 ff. vom Jahre 330/29.
2 Übernahmeurkunde 809 d 62 ff. vom Jahre 325 '4, vgl. Übergabsurkunde
808 d 22 ff. vom Jahre 326/5.
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bei dem damaligen Bestände von 400 Fahrzeugen eines vollen
Jahrhunderts bedurft, ehe eine Erneuerung des gesamten Mate-
rials stattgefunden hätte. Eine solche Lücke konnte private
Thätigkeit niemals ausfüllen. Schon diese allgemeine Erwägung
spricht gegen Keils Vorschlag. Aber erst eine Vergleichung
der Zahlen in den Seeurkunden 807 (Böckh XI) und S08
(Böckh XII) vgl. 809 ermöglicht uns, eine Entscheidung auf
sicherer Grundlage zu treffen. Die athenische Marine setzte
sich im Sommer 329 1 zusammen aus : 392 Trieren, 19 Tetre-
ren, — Penteren. Im Sommer 325 2 bestand sie aus 360 Trie-
ren, 50 Tetreren und 7 Penteren. Im Zeitraum von vier Jahren
sind danach zum mindesten 32 Trieren ausrangiert worden,
vorausgesetzt dass seit 329 keine neue Triere mehr einge-
stellt war. Der Durchschnitt des jährlichen Verlustes ist aber
mit 8 Schiffen sicherlich zu niedrig berechnet, denn unter den
360 Trieren des Jahres 325 befinden sich eine ganze Zahl un-
brauchbarer (s. 809 d 62 ff.). Die Neuerwerbungen andrerseits
belaufen sich auf 31 Tetreren und 7 Penteren, wobei auch hier
wieder der ungünstigste Fall gesetzt wird, dass nämlich inzwi-
schen kein Schiff dieser Gattungen seeuntüchtig geworden war.
Verteilen wir die 38 Fahrzeuge auf die vier Baujahre von
329/8 — 326/5 so ergiebt sich ein Jahreszuwachs von 9 oder
10 Schiffen. Da nun bei der Einführung einer neuen Schiffs-
klasse unmöglich die Trierarchen zum Bau herangezogen wer-
den konnten, so müssen wir zu dem Schluss kommen, dass in
jener Zeit jährlich 10 Schiffe für staatliche Rechnung in Auftrag
gegeben wurden. Das Ergebnis unserer Statistik giebt uns den
Fingerzeig, welcher Lesung wir bei Aristoteles, dessen Αθηναίων
πολιτεία ja gerade in dieser Zeit geschrieben sein muss, den
Vorzug geben sollen. Aber selbst die Zehnzahl der Neubauten
ist bei einem Bestände von 400 Segeln kein ausreichender
Ersatz, wenn nicht noch private Thätigkeit hinzukam. Denn
wir werden den jährlichen Abgang an Material mit 15 — 20
Fahrzeugen schwerlich zu hoch anschlagen.
J Übergabsurkunde 807 b 67 ff. vom Jahre 330/29.
2 Übernahmeurkunde 809 d 62 ff. vom Jahre 325 '4, vgl. Übergabsurkunde
808 d 22 ff. vom Jahre 326/5.