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V. STAIS
seits tragen, was bisher Niemand wahrgenommen hat, zwei
der Verteidiger, die links von der Mauer schleudern, den
gewöhnlichen kretisch-mykenisclien Lendenschurz. So darf
man annehmen, dass unser Rhyton ein einheimisches Ereig-
nis darstellt und wahrscheinlich, wie Rodenwaldt meint, eine
Heldentat der Fürsten verherrlicht, denen das Grab ge-
hörte. Denn, so unsicher auch die Zerstörung des Gefässes
jede Deutung im Einzelnen machen muss, neigt sich doch
offenbar der »Sieg den Verteidigern zu, die die Feinde abge-
schlagen und einige schon getötet haben. Sie werden nun
die Seeräuber von der Stadt zu ihrem Schiffe verjagen s.
Athen, Juni 1915. Valerios Stais.
5 [Vielleicht war diese Ruhmestat der Fürsten von Mykenai an einer
der Wände ihres Palastes verewigt. Stilistisch bieten sich zum Vergleich
mit unserem Rhyton, mit seiner ungemein lebendigen und kühnen Dar-
stellung heftig bewegter Menschenmassen, vor Allem die sogenannten
Miniaturfresken von Knossos, die ja zum grössten Teile den mykeni-
schen Schachtgräbern gleichzeitig sind. Evans’ monumentale Publication
der knossischen Wandgemälde ist fast vollendet; bis zu ihrem Erschei-
nen mag, wer die Originale in Candia nicht kennt, aus den schönen
Fragmenten von Tylissos (Hatzidakis, ’Anyaio/.. ’Efpipi. 1912 Taf. 18.19)
eine Vorstellung dieser merkwürdigen, figurenreichen Gemälde gewinnen.
Das längst publicierte Stück des ‘Tempelfresko’ von Knossos am besten
bei Rizzo, Storia dell’Arte Greca S.105. Vgl. auch Rodenwaldt, Tiryns II
Taf. 2 und AM. XXXVI 1911, Taf. 9 f. G. K.j
V. STAIS
seits tragen, was bisher Niemand wahrgenommen hat, zwei
der Verteidiger, die links von der Mauer schleudern, den
gewöhnlichen kretisch-mykenisclien Lendenschurz. So darf
man annehmen, dass unser Rhyton ein einheimisches Ereig-
nis darstellt und wahrscheinlich, wie Rodenwaldt meint, eine
Heldentat der Fürsten verherrlicht, denen das Grab ge-
hörte. Denn, so unsicher auch die Zerstörung des Gefässes
jede Deutung im Einzelnen machen muss, neigt sich doch
offenbar der »Sieg den Verteidigern zu, die die Feinde abge-
schlagen und einige schon getötet haben. Sie werden nun
die Seeräuber von der Stadt zu ihrem Schiffe verjagen s.
Athen, Juni 1915. Valerios Stais.
5 [Vielleicht war diese Ruhmestat der Fürsten von Mykenai an einer
der Wände ihres Palastes verewigt. Stilistisch bieten sich zum Vergleich
mit unserem Rhyton, mit seiner ungemein lebendigen und kühnen Dar-
stellung heftig bewegter Menschenmassen, vor Allem die sogenannten
Miniaturfresken von Knossos, die ja zum grössten Teile den mykeni-
schen Schachtgräbern gleichzeitig sind. Evans’ monumentale Publication
der knossischen Wandgemälde ist fast vollendet; bis zu ihrem Erschei-
nen mag, wer die Originale in Candia nicht kennt, aus den schönen
Fragmenten von Tylissos (Hatzidakis, ’Anyaio/.. ’Efpipi. 1912 Taf. 18.19)
eine Vorstellung dieser merkwürdigen, figurenreichen Gemälde gewinnen.
Das längst publicierte Stück des ‘Tempelfresko’ von Knossos am besten
bei Rizzo, Storia dell’Arte Greca S.105. Vgl. auch Rodenwaldt, Tiryns II
Taf. 2 und AM. XXXVI 1911, Taf. 9 f. G. K.j