DTE SCHACHTGRÄBER VON MYKENAI
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wir zahlreiche Spuren späteren Grabcultes in den Dromoi
der Kuppel- und Kammergräber finden (vor allem in Menidi,
Kuppelgrab v. Menidi 5 ff.), so haben gewiss auch die Fürsten
von Mykenai an den Schachtgräbern ihrer Vorfahren geopfert,
und dazu war es wichtig, dass die Grüfte in ihrem alten Zu-
stand, mit den sie krönenden Grabstelen, sichtbar blieben.
Von diesen Stelen standen ja noch zu Schliemanns Zeiten
einige in situ aufrecht, wie die Ausgrabungsberichte (Mvke-
nae 176 ff. Taf. VII) und die erwähnten Photographien lehren.
Und so erklären sich auch ganz ungezwungen die Scherben
und Idole jünger mykenischer Zeit, die Schliemann und vor
allem jüngst Keramopullos (Arch. Anz. 1914,125') direct über
den Grabschachten, tief unter dem vermuteten Boden des Plat-
tenrings, gefunden haben2. Endlich aber bietet dieser aus an-
deren Gründen gewonnene Schluss die einzige Erklärung für
das verschiedene Niveau der Oberkanten des Plattenringes.
Im Osten bilden diese, dem ziemlich geraden Verlauf des
Felsens entsprechend, eine ebene Fläche; im Westen, wo sich
der Abhang senkt®, hat man auch das Niveau der Böschungs-
mauer und des Plattenrings allmälig abfallen lassen, dem fei-
nen Gefühl für Raumgestaltung entsprechend, das wir über-
all in der mykenischen Baukunst wahrnehmen. Wir werden
uns demnach die Deckplatten des Ringes in sanfter Schräge
nach Westen abfallend denken; die arge Zerstörung erlaubt
es leider nicht mehr, dies im Einzelnen nachzuweisen.
Wie der östliche, hochgelegene Teil des Grabbezirks ge-
staltet war, lässt sich nicht mehr erkennen. Die Stützmauern,
die seinen Westrand, vor den Grabschachten, in unregelmäs-
1 In einer Höhlung zwischen dem I. und IV. Grabe— das einst mit
Lehmziegeln verstopfte Loch ist auf Taf. XVI 2 sichtbar—lagen drei
Brandschichten und viele Scherben, von minyschen und matt bemalten bis
zu jung mykenischen. Die Höhlung hat also Jahrhunderte lang Toten-
opfern gedient.
• Der von Schliemann, Mykenae 246 beschriebene und auf Plan F ab-
gebildete Altar über dem IV. Grabe ist leider in seinen Einzelheiten so
wenig gesichert, dass wir hier besser von ihm absehen.
■' Sein Abfall erscheint jetzt an Ort und Stelle durch die Grabschachte
und durch Einstürze viel steiler als er ursprünglich war; die alte Linie er-
kennt man auf den Schnitten Taf. XVI 2. 3.
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wir zahlreiche Spuren späteren Grabcultes in den Dromoi
der Kuppel- und Kammergräber finden (vor allem in Menidi,
Kuppelgrab v. Menidi 5 ff.), so haben gewiss auch die Fürsten
von Mykenai an den Schachtgräbern ihrer Vorfahren geopfert,
und dazu war es wichtig, dass die Grüfte in ihrem alten Zu-
stand, mit den sie krönenden Grabstelen, sichtbar blieben.
Von diesen Stelen standen ja noch zu Schliemanns Zeiten
einige in situ aufrecht, wie die Ausgrabungsberichte (Mvke-
nae 176 ff. Taf. VII) und die erwähnten Photographien lehren.
Und so erklären sich auch ganz ungezwungen die Scherben
und Idole jünger mykenischer Zeit, die Schliemann und vor
allem jüngst Keramopullos (Arch. Anz. 1914,125') direct über
den Grabschachten, tief unter dem vermuteten Boden des Plat-
tenrings, gefunden haben2. Endlich aber bietet dieser aus an-
deren Gründen gewonnene Schluss die einzige Erklärung für
das verschiedene Niveau der Oberkanten des Plattenringes.
Im Osten bilden diese, dem ziemlich geraden Verlauf des
Felsens entsprechend, eine ebene Fläche; im Westen, wo sich
der Abhang senkt®, hat man auch das Niveau der Böschungs-
mauer und des Plattenrings allmälig abfallen lassen, dem fei-
nen Gefühl für Raumgestaltung entsprechend, das wir über-
all in der mykenischen Baukunst wahrnehmen. Wir werden
uns demnach die Deckplatten des Ringes in sanfter Schräge
nach Westen abfallend denken; die arge Zerstörung erlaubt
es leider nicht mehr, dies im Einzelnen nachzuweisen.
Wie der östliche, hochgelegene Teil des Grabbezirks ge-
staltet war, lässt sich nicht mehr erkennen. Die Stützmauern,
die seinen Westrand, vor den Grabschachten, in unregelmäs-
1 In einer Höhlung zwischen dem I. und IV. Grabe— das einst mit
Lehmziegeln verstopfte Loch ist auf Taf. XVI 2 sichtbar—lagen drei
Brandschichten und viele Scherben, von minyschen und matt bemalten bis
zu jung mykenischen. Die Höhlung hat also Jahrhunderte lang Toten-
opfern gedient.
• Der von Schliemann, Mykenae 246 beschriebene und auf Plan F ab-
gebildete Altar über dem IV. Grabe ist leider in seinen Einzelheiten so
wenig gesichert, dass wir hier besser von ihm absehen.
■' Sein Abfall erscheint jetzt an Ort und Stelle durch die Grabschachte
und durch Einstürze viel steiler als er ursprünglich war; die alte Linie er-
kennt man auf den Schnitten Taf. XVI 2. 3.