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DIE SCHACHTGRÄBER VON MYKENAI

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ähnlich geschweiften, aber fast stets mit Stiel oder Schleife
(wie Gournia Taf. G u.a.) versehenen minoischen Doppelbeile
der festländischen Keramik beinahe fremd sind !. Ebenso sel-
ten ist auf Kreta "das gegitterte Blatt (190. 193), für das die
Scherbenfunde von Mykenai und Tiryns, sowie die älteren
Kuppelgräber zahlreiche Belege bieten.
Ein sorgfältiges und schönes Stück dieser Gruppe ist
die Kanne VI 945 (M. Th. XI 56). Die metallenen Mustern
getreu nachgebildete Form mit kurzem Halse und teller-
förmiger Mündung erscheint auf Kreta schon gegen Ende
der mittelminoischen Periode (z. B. BSA. IX 50, aus den
‘Temple Repositories’ von Knossos). Aber das in leuchtend
schwarzem Firnis aufgetragene Muster auf der Schulter trennt
unsere Kanne von der normalen kretischen Keramik, während
es auf dem Festlande, besonders in den Scherbenmassen von
Tiryns und Mykenai, seine Parallelen findet;
Die bisher besprochenen Vasen wird man so weit wie
möglich an den Anfang der I. spätminoischen Periode rücken.
Deren Ende dürfte die vortreffliche Kanne I 199 (M. Th. II.
III 8) angehören. Die schlanke Form mit kantig zugeschnit-
tenem Ausguss3 ist minoisch; aber das reiche Ornament, Was-
serpflanzen und stilisiertes Seegetier, unterscheidet sich von
dem, was wir auf Kreta bisher kennen, während es identisch
auf den schönsten Vasen der älteren Kuppelgräber—in Pylos
und Kakovatos vor allem3 — wiederkehrt.
Dass unsere Vasen nicht aus dem mittleren oder östli-
chen Kreta stammen können, scheint mir völlig gesichert.
Ebenso lässt es sich nachweisen, dass die Argolis nicht ihre
Heimat ist. Die Ausgrabungen von Tiryns zeigen, dass diese
Gattung dort, wie in den mykenisehen Schachtgräbern, un-

1 Ausnahmen z. B. Myk. Vasen XXVI 194.195 ; 'Ecp. dpx- 1895 Taf. 11,2.
2 Vorstufen dazu schon MM. I, z. B. JHS. XXI 1901, 84 ff.; MM. III
z. B. Ant. cret. II 47, 3, SM. II Ant. cret. II 41. Den Ausguss unserer
Kanne hat Wace jüngst aus den Schliemannsclien Scherbenmassen ver-
vollständigt.
■1 2 Pylos: Kuruniotis, ’Aqx- ’Eq»t(t. 1914, 99 ff. Taf. 2. Kakovatos:
AM. XXXIV 1909, besonders Taf. 24,7; dazu Kurt Müller S. 317 ff., des-
sen Untersuchungen allen späteren den Weg weisen.
 
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