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150

G. KARO

vermittelt, ohne jede Vorstufe, in höchster Vollendung auf-
tritt,—gerade die ältesten Stücke pflegen die besten zu sein—
während neben ihnen die alte, einheimisch argivische Kera-
mik sich langsam weiter entwickelt, ohne sich mit den präch-
tigen Fremdlingen zu messen. Erst viel später, zur Zeit der
jüngeren Paläste (SM. III auf Kreta), blüht in der Argolis
selbst, was wir gemeinhin mykenisclie Keramik nennen; die
'älter mykenische’ Ware stammt nicht von hier.
Aber auch nicht aus Mittelgriechenland, wo genau ebenso
die schönen importierten Gefässe ohne Zwischenglieder ne-
ben geringen einheimischen stehen l, und natürlich auch nicht
aus dem entlegenen Westen des Peloponnes (Pylos, Kako-
vatos u. a.). Wenn Lakonien nicht einmal als die Heimat die-
ser Keramik erwiesen werden sollte, werden wir sie doch am
ehesten dem bisher unerforschten Westen von Kreta zuschrei-
ben. Dafür würde auch sprechen, dass wir sie neben ge-
wöhnlich minoischer Ware auf Melos finden, das in jener
Zeit noch ganz unter kretischem Einflüsse steht.
Innerhalb der eben besprochenen Gruppe machen sich
übrigens auch mehrfache kleinere Unterschiede geltend, die
aber als verschiedene Phasen einer einheitlichen Entwicke-
lung gelten können, welche zeitlich die ganze I. spätminoi-
sche Periode umfasst. Für sich allein, als eine besondere, sehr
seltene Spielart, steht die kleine Tasse III 156 (M. Th. IV 19).
Ihre P'orm ist im minoischen wie im festländischen Kreise
singulär, nicht minder die in ungewöhnlich streifigem bräun-
lichen Firnis aufgemalte Verzierung, ein ganz einfaches Spi-
ralband mit kleinen tannenartigen Zweigen in den Kreisen -,
Ich habe hier absichtlich die Vasen bei Seite gelassen,
die nicht in den Gräbern selbst, sondern im Schutte über
1 Thorikos: Stals, ’Etp. apx- 1895,225. Theben: Kerantopullos,
ebenda 1910, 177 ff. Chalkis: Papavasiliu, Ilspi xcöv ev Eü6oia dpxoutov
xdqpwv 21 ff. Phot. d. Inst. Chalkis 74-98.
5 Ich kenne von Vasen dieser Spielart nur je eine Scherbe aus Phyla-
kopi (Excav. at Phylak. Taf. XXXI 1 5) und Tiryns und ein paar aus Ko-
rinth (Ausgrabungen von 1916). Ferner könnte die auch in der Form sehr
ähnliche Vase aus Phylakopi, BSA. XVII 15, Nr. 82 hierher gehören; doch
wage ich dies ohne Autopsie nicht zu entscheiden.
 
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