DIE SCHACHTGRÄBER VON MYKENAI 1 7 5
gehörten offenbar die heraldischen Adlerpaare des V. Grabes,
in dem keine Frauen lagen1; sie bildeten wohl eine Art Ordens-
kette, wie die Lilienkette des 'Prinzen mit der Federkrone’
(unten S. 179) oder die Fliegen aus dem Schatze der Königin
Ah-Hotep (F.W. von Bissing, Thebanischer Grabfund Taf.VI).
Jedes Glied besteht aus zwei gleichen Goldblechen, die Vor-
der- und Rückseite bilden. Die geriefelte Leiste darüber, an
der die Glieder aufgereiht waren, ahmt die einzelnen Perlen
eines Halsbandes nach, an der jene Adler hängend gedacht
sind. Solche winzige Perlen und geriefte kleine Stäbe, aus
Stein, Kristall, Glas, Gold, sind auf Kreta schon seit der
frühminoischen Zeit häufig (Seager, Explor. in Mochlos Fig.
20. 25, vgl. Taf. 10). Wie alle ähnlichen Schmuckbleche unse-
rer Grüfte, sind die Adlerpaare aus einer Form gepresst,
nicht besonders sorgsam, wie das bei Grabschmuck begreif-
lich ist. Einzelheiten sind gelegentlich nachgraviert.
Sonst besitzen wir an Männerschmuck noch drei für die
festländische Tracht besonders wichtige Stücke, die goldenen
Nadeln des IV. Grabes (245-247; Schliemann 288, Abb. 360-362).
Von den Haarnadeln der Frauen unterscheiden sie sich durch
ihr kleines Format. Und da in dieser Gruft drei Männer
lagen, liegt es nahe, ihnen die drei Nadeln zuzuschreiben. Sie
sind schwer und massiv aus gutem Golde gefertigt, zwei
von Hirsch]-Rosenstöcken, die dritte von einem lebendig
modellierten kleinen Steinbock bekrönt. Sofort gedenkt man
der bronzenen und silbernen Nadeln der Kykladengräber und
der goldenen von Troja, die ja auch mehrfach Väschen oder
Tierchen als Schmuck tragen2. Unsere mykenischen Exem-
plare sind verfeinerte Nachkommen jener älteren Stücke —
verfeinert, denn in der Bildung des Steinbocks äussert sich
ein deutlicher Fortschritt.
Nun hatTsuntas in Gräbern von Syra eine solche Nadel
noch auf dem Halse, eine andere auf der Schulter des Toten
1 V 689; Schliemann 364, Abb. 480; Stals S. 64; [Bossert Abb. 226],
’ Troja (II-III. Ansiedelung): Dörpfeld, Troja und Ilion I 353, Beil.43
= H. Schmidt, H. Schliemanns Samml. trojan. Altert. 6133. 6134. Kykla-
den: Tsuntas, ’Ecp. 1898, Taf. 8, 66 (Widder). 1899, Taf. 10, 10 (Kanne).
13 (Vogel).
gehörten offenbar die heraldischen Adlerpaare des V. Grabes,
in dem keine Frauen lagen1; sie bildeten wohl eine Art Ordens-
kette, wie die Lilienkette des 'Prinzen mit der Federkrone’
(unten S. 179) oder die Fliegen aus dem Schatze der Königin
Ah-Hotep (F.W. von Bissing, Thebanischer Grabfund Taf.VI).
Jedes Glied besteht aus zwei gleichen Goldblechen, die Vor-
der- und Rückseite bilden. Die geriefelte Leiste darüber, an
der die Glieder aufgereiht waren, ahmt die einzelnen Perlen
eines Halsbandes nach, an der jene Adler hängend gedacht
sind. Solche winzige Perlen und geriefte kleine Stäbe, aus
Stein, Kristall, Glas, Gold, sind auf Kreta schon seit der
frühminoischen Zeit häufig (Seager, Explor. in Mochlos Fig.
20. 25, vgl. Taf. 10). Wie alle ähnlichen Schmuckbleche unse-
rer Grüfte, sind die Adlerpaare aus einer Form gepresst,
nicht besonders sorgsam, wie das bei Grabschmuck begreif-
lich ist. Einzelheiten sind gelegentlich nachgraviert.
Sonst besitzen wir an Männerschmuck noch drei für die
festländische Tracht besonders wichtige Stücke, die goldenen
Nadeln des IV. Grabes (245-247; Schliemann 288, Abb. 360-362).
Von den Haarnadeln der Frauen unterscheiden sie sich durch
ihr kleines Format. Und da in dieser Gruft drei Männer
lagen, liegt es nahe, ihnen die drei Nadeln zuzuschreiben. Sie
sind schwer und massiv aus gutem Golde gefertigt, zwei
von Hirsch]-Rosenstöcken, die dritte von einem lebendig
modellierten kleinen Steinbock bekrönt. Sofort gedenkt man
der bronzenen und silbernen Nadeln der Kykladengräber und
der goldenen von Troja, die ja auch mehrfach Väschen oder
Tierchen als Schmuck tragen2. Unsere mykenischen Exem-
plare sind verfeinerte Nachkommen jener älteren Stücke —
verfeinert, denn in der Bildung des Steinbocks äussert sich
ein deutlicher Fortschritt.
Nun hatTsuntas in Gräbern von Syra eine solche Nadel
noch auf dem Halse, eine andere auf der Schulter des Toten
1 V 689; Schliemann 364, Abb. 480; Stals S. 64; [Bossert Abb. 226],
’ Troja (II-III. Ansiedelung): Dörpfeld, Troja und Ilion I 353, Beil.43
= H. Schmidt, H. Schliemanns Samml. trojan. Altert. 6133. 6134. Kykla-
den: Tsuntas, ’Ecp. 1898, Taf. 8, 66 (Widder). 1899, Taf. 10, 10 (Kanne).
13 (Vogel).