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194

G. KARO

und die Schlachtmesser (Schliemann 320, Abb. 442. IV 429.
443-447. 450. V 738. 739. 741. 880), deren Verwendung uns die
Stele 1428 lehrt. Hier führt der verfolgte Feind des Fürsten
ein solches Messer, während dieser einen Dolch minoischer
Form trägt: ein Beweis, dass jene altertümlich plumpen,
schwer massiven Waffen nicht kretischer Überlieferung ent-
springen. Sie sind denn auch auf Kreta fremd1. Die grossen,
schwer gegossenen Exemplare zeigen oben eine Oese zum
Anhängen, andere, kleiner und leichter gearbeitete waren in
einen Schaft eingefalzt. Dagegen finden die Lanzen, mit
langer Tülle und meist ziemlich schmalen blattförmigen
Schneiden mit runder Mittelrippe, Parallelen auf Kreta2. Die
Verwendung solcher Lanzen mit ungeheuer langen Schäften
lehrt besonders gut die Dolchklinge mit der Löwenjagd. Die
Länge schwankt zwischen 0,15 und 0,60 m. Eine Ausnahme
bildet die kurze und breite Lanzenspitze IV 463, die wohl zu
einem leichten Jagdspiess gehört. Die auf den Kykladen und
im frühminoischen Kreta üblichen Formen fehlen (’Ecp. aQx-1898,
Taf. 12; Mosso, Preistoria II 236). Metallene Lanzenschuhe
(Saurotere) sind dem minoisch-mykenischen Kreise fremd.
Von den Dolchen haben wir die altertümlichen Exem-
plare mit pilzförmigen Nägeln3 am Griff (II 217. VI 927, vor
Allem den 'Dolchstab' VI 928) schon kennen gelernt (S. 160).
Sie vervollständigen das Bild der einheimischen Bewaffnung,
wenn auch die Goldverkleidung ihrer Nägelköpfe und die
elfenbeinernen Griffe kretischen Einfluss verraten. Dagegen
sind Form und Verzierung sämtlicher Dolche des IV. und V.
Grabes echt minoisch. Neben einfachen, glatten Bronzeklin-
gen (IV 397. V 737. 746. 753; ein winziges Exemplar V 749)
erscheinen ein paar mit feinen Verzierungen in ganz flachem
1 Wohl gibt es dort kleinere Messer ähnlicher Form, die aber gewiss
keine Waffen waren, z. B. Ant. cret. I 28 (Psychrö).
2 Evans, Prehist. Tombs Taf. 91 (daselbst auch andere Typen); Antiq.
cret. II 32-3 (Gurniä); Seager, Explor. in Mochlos Fig. 45.
3 Diese Nägel sind durchweg schwer gegossene, rund oder kantig
geschmiedete Bronzestäbe, die durch Löcher in Klinge und Heft gesteckt,
an den Enden breit gehämmert und mit Köpfen aus starkem Gold- oder
seltener Silberblech plattiert wurden.
 
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