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HANS MÖBIUS
Zum Schluß fassen wir wieder die Darstellungen zusammen,
die uns den auf der Erde kauernden Menschen zeigen. Die
Göttin von Mochlos und die Frau des knossischen Freskos
haben wir schon erwähnt, außerdem gehören hierher Hand-
werker1, Kinder2 und der besonders großartig gesehene Ver-
wundete auf einem Goldring von Mykenae3, der sich so stark
aufstützt, daß die rechte Schulter hochgedrückt wird.
Bei unserer Betrachtung wird klar geworden sein, daß sich
die kretisch-mykenische Kunst von der orientalischen wie von der
eigentlich griechischen schroff scheidet, inhaltlich durch das Fehlen
des thronenden Königs und das tiefe Sitzen der Frauen, besonders
der großen Göttin, formal durch die ungebundene Beweglichkeit
ihrer Gestalten.
V. Griechenland.
A. Die geometrische Periode.
Die geometrische Periode griechischer Kunst ist an figür-
lichen Darstellungen nicht reich, und für diese sind wir, von
rohen Tonidolen abgesehen, ganz auf die Vasenbilder angewiesen.
Sie vermögen uns immerhin manches anzudeuten, was die
spätere archaische Kunst bestätigt: den östlichen Ursprung der
thronenden Kultstatue, das Sitzen der Schiffer und Handwerker,
das Kauern auf der Erde bei der Totenklage.
Wir beginnen unsern Überblick mit zwei Vasen, welche uns
die Darstellung des Götterbildes in der geometrischen Epoche
zeigen. Sie gehören beide bezeichnender Weise nicht der rein
hellenischen Kunst an, sondern stehen offensichtlich unter dem
Einfluß des Orients und zwar am Beginn und Ende der eigent-
lich geometrischen Epoche.
1 Ein kauernder Töpfer:' Evans, Palace of Minos 124 fig. 93A. b 2.
2 Elfenbeinstatuette aus Palaikastro (Pal. Excavations BSA. Suppl.
Paper 1 pl. XXVII). ‘Zeuskind’ auf einem Siegel von Knossos (JHS. XXI
1901, 129 fig. 17. Evans, a. a. O. 273 fig. 202 e), wahrscheinlich ein Schrift-
zeichen.
3 Furtwängler, Gemmen Taf. 11 3. Evans, a. a. O. 691 fig. 513. Bossert2
Abb. 325h. K.i. B. III 90, 4.
HANS MÖBIUS
Zum Schluß fassen wir wieder die Darstellungen zusammen,
die uns den auf der Erde kauernden Menschen zeigen. Die
Göttin von Mochlos und die Frau des knossischen Freskos
haben wir schon erwähnt, außerdem gehören hierher Hand-
werker1, Kinder2 und der besonders großartig gesehene Ver-
wundete auf einem Goldring von Mykenae3, der sich so stark
aufstützt, daß die rechte Schulter hochgedrückt wird.
Bei unserer Betrachtung wird klar geworden sein, daß sich
die kretisch-mykenische Kunst von der orientalischen wie von der
eigentlich griechischen schroff scheidet, inhaltlich durch das Fehlen
des thronenden Königs und das tiefe Sitzen der Frauen, besonders
der großen Göttin, formal durch die ungebundene Beweglichkeit
ihrer Gestalten.
V. Griechenland.
A. Die geometrische Periode.
Die geometrische Periode griechischer Kunst ist an figür-
lichen Darstellungen nicht reich, und für diese sind wir, von
rohen Tonidolen abgesehen, ganz auf die Vasenbilder angewiesen.
Sie vermögen uns immerhin manches anzudeuten, was die
spätere archaische Kunst bestätigt: den östlichen Ursprung der
thronenden Kultstatue, das Sitzen der Schiffer und Handwerker,
das Kauern auf der Erde bei der Totenklage.
Wir beginnen unsern Überblick mit zwei Vasen, welche uns
die Darstellung des Götterbildes in der geometrischen Epoche
zeigen. Sie gehören beide bezeichnender Weise nicht der rein
hellenischen Kunst an, sondern stehen offensichtlich unter dem
Einfluß des Orients und zwar am Beginn und Ende der eigent-
lich geometrischen Epoche.
1 Ein kauernder Töpfer:' Evans, Palace of Minos 124 fig. 93A. b 2.
2 Elfenbeinstatuette aus Palaikastro (Pal. Excavations BSA. Suppl.
Paper 1 pl. XXVII). ‘Zeuskind’ auf einem Siegel von Knossos (JHS. XXI
1901, 129 fig. 17. Evans, a. a. O. 273 fig. 202 e), wahrscheinlich ein Schrift-
zeichen.
3 Furtwängler, Gemmen Taf. 11 3. Evans, a. a. O. 691 fig. 513. Bossert2
Abb. 325h. K.i. B. III 90, 4.