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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 46.1921

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Dörpfeld, Wilhelm: Das Dionysion in den Limnai und das Lenaion
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https://doi.org/10.11588/diglit.29496#0089
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Das Dionysion in den Limnai und das Lenaion

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des Strabon (AM. XXXIV 1909, 392), daß das Dionysion in den Sümpfen
später keine Sümpfe mehr gehabt, sondern auf trockenem Boden gelegen
habe. Der tischförmige Altar ferner hatte in unserem Heiligtum erwartet
werden dürfen, wie kiirzlich M. P. Nilsson mit Recht dargelegt hat (Arch.
Jahrb. XXXI 1916, 331). Und auf dem Unterbau des Altars fand sich
sogar die Einarbeitung für eine marmorne Stele, wie sie nach einer später
noch zu besprechenden Nachricht des Deinosthenes einst am Altar unseres
Heiligtums gestanden hatte. Das war um so auffallender, als sich sonst
im ganzen Heiligtum weder marmorne Kunstwerke oder andere Weihe-
gaben, noch auch Untersteine fiir solche fanden, während sie bekanntlich
in fast allen Heiligtümern zutage kommen und auch in dem benachbarten
Bezirk des Heros Amynos in großer Zahl erhalten sind. Aber gerade
das Fehlen von großen Weihegaben und Inschriften durften wir für unser
Dionysion erwarten, weil dieses nach jener Nachricht des Demosthenes
für das athenische Volk stets geschlossen war und nur an einem Tage
des Jahres geöffnet wurde (H. von Prott, AM. XXIII 1898, 219).

Wir fanden endlich über einem Teile des Bezirks in der obersten
Schicht einen römischen Bau, der sich durch eine Inschrift auf einer seiner
Säulen als ‘Bakcheion’, als Haus des dionysischen Vereins der Iobakchen
herausstellte und mehrere Bildwerke des Dionysos lieferte. Wie der
übrige Teil des alten Bezirks in dieser späten Zeit gestaltet war, ließ sich
nach den geringen Mauerresten nicht mehr mit Sicherheit bestimmen.
Meine ursprüngliche Annahme, daß das alte Dionysion dainals schon ganz
in Fortfall gekommen sei, stellte sich bald als irrtümlich heraus: sowohl
die Kelter als auch der kleine Tempel waren in römischer Zeit in der
oberen Schicht wieder aufgebaut worden. Jene ist noch leidlich erhalten,
von diesem sind nur noch einige Mauerreste vorhanden, die aber ohne
Bedenken zu einem Tempelchen ergänzt werden dürfen. Daß ein Teil
des alten Bezirks in später Zeit von dem Kultverein der Iobakchen
eingenommen worden war ließ sich ferner eher verstehen, als wenn irgend
ein Wohnhaus dort erbaut worden wäre, und das um so mehr, als das
Iobakchien-Fest, wie wir aus Demosthenes wissen, auf der marmornen
Inschrift im alten Bezirk erwähnt war.

Der Leser wird begreifen, daß ich nach solchen Ergebnissen unserer
Grabungen nicht zögerte, die Erklärung abzugeben, daß meine Theorie
tiber die Lage des Dionysions und der Enneakrunos die Richtigkeitsprobe
 
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