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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 46.1921

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Dörpfeld, Wilhelm: Das Dionysion in den Limnai und das Lenaion
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https://doi.org/10.11588/diglit.29496#0087
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DAS DIONYSION IN DEN LIMNAI UND DAS LENAION.

1. Das Dionysion in den Sümpfen.

Mehr als 25 Jahre sind verflossen, seitdem ich durch Ausgrabungen
am Westabhange der Akropolis von Athen den Versuch unternahm,
mehrere oft behandelte, aber scheinbar unlösbare Fragen der athenischen
Topographie endlich mit dem Spaten zur Entscheidung zu bringen: dar-
unter namentlich die Fragen nach der Lage des ältesten Stadtbrunnens,
der Kallirrhoe-Enneakrunos, und auch des Dionysions in den Limnai
und des Lenaions.

Diese Fragen hätten meines Erachtens allein schon durch die litera-
rische Überlieferung, besonders durch die Angaben des Thukydides und
des Pausanias entschieden werden können, doch war es leider aus dem
Grunde nichtmöglich, weil infolge einer unrichtigen Deutung einiger Worte
des alten Historikers allgemein die Ansicht herrschte, daß seine Angaben
denen des Pausanias widersprächen, und daß daher dieser einige Irrtümer
begangen haben müsse oder sein Text später in Verwirrung geraten sei.
Seine Beschreibung der Enneakrunos und ihrer Umgebung sollte als
‘Episode’ an die falsche Stelle geraten sein. Man behauptete, daß die
Enneakrunos und die vier uralten Heiligtüiner, auf deren LageThukydides
seine Ansicht über die Ausdehnung der ältesten Stadt stützt, im Süd-
osten der Burg und meist noch außerhalb der späteren Stadt gelegen
hätten, und konnte daher nicht verstehen, daß Pausanias die Enneakrunos
im Nordwesten der Akropolis und in der Nähe des Marktes beschreibt.

Ich hatte dagegen seit langem gezeigt, daß man den Thukydides
mißverstehe: Die vier uralten Heiligtümer, von denen er spreche, könnten
unmöglich die großen jungen Bezirke außerhalb der damaligen Stadt sein,
sondern nur die kleinen alten Heiligtüiner, die am westlichen Burgabhange,
unmittelbar vor dem Burgtore nachzuweisen sind. Die von Thukydides
mit diesen Heiligtüinern genannte Enneakrunos falle damit gerade in
diejenige Gegend, wo sie von Pausanias beschrieben werde. Neben den

Athen. Mitteilungen XXXXVI 1921 6
 
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