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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 46.1921

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Dörpfeld, Wilhelm: Das Dionysion in den Limnai und das Lenaion
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https://doi.org/10.11588/diglit.29496#0107
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Das Dionysion in den Limnai und das Lenaion

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zwei Heiligtiimer, einen Bezirk der Artemis Kalliste und jenen kleinen
Tempel für das Bild des Eleuthereus. Erst nach der Akademie und den
beiden Heiligtümern werden dann die Gräber der Reihe nach, soweit sie
dem Periegeten bemerkenswert erscheinen, aufgezählt. Daß der Dionysos-
Tempel dem Dipylon nahe oder gar zwischen dem Tor und dem ersten
Grabe liege, wie Frickenhaus gernemöchte, sagt Pausanias mit keinem Wort
und widerspricht auch der angeführten Nachricht des Philostrat. Leider
ist weder das Heiligtum der Artemis, noch das des Dionysos durch Funde
genau örtlich festzulegen; nur einige verschleppte Steine sind zutage ge-
kommen, so namentlich zwei Inschriften der Kalliste, die etwa in der Mitte
zwischen Akademie und Dipylon als Deckplatten eines antiken Kanals
dienten. Trotzdem weiß Frickenhaus nicht nur, daß der Tempel für den
Eleuthereus dicht vor dem Dipylon liegt, sondern auch, daß er dem
anderen Dionysos, dem Lenaios, geweiht war, und stellt uns in Aussicht,
daß bei Grabungen an jener Stelle ‘viele Weihgeschenke und Inschriften,
ein altertümlicher Teinpel, seine Eschara und auch das lenäische Theater’
zum Vorschein kommen werden!

Dies große und reiche Heiligtum des Lenaios vor dem Dipylon ist
leider nur ein schöner Traum von Frickenhaus, ein Luftschloß, das sich
einzig und ailein auf seine falsche Deutung der äyqol stützt. Diese
‘Äcker’ lagen aber nicht vor dem Dipylon, das erst mit der themisto-
kleischen Mauer im 5. Jahrhundert entstanden war, sondern vor dem
Tor der alten Polis am Westabhange der Burg, wie wir oben schon dar-
legten. Jener J'empel des Eleuthereus bei der Akademie und das Heiligtuin
der Artemis werden gewiß noch in Resten gefunden werden, wenn die
Griechen ihren Plan, die ganze Straße zur Akademie aufzudecken, zur
Ausführung bringen. Das wahre Heiligtum des Dionysos Lenaios und der
zugehörige Kelterplatz ‘Lenaion’ sind schon seit 25 Jahren tatsächlich
gefunden: Jenes ist unser im I. Abschnitt behandeltes Dionysion in den
Sümpfen, das in der Senkung zwischen Akropolis, Areopag und Pnyx
liegt; der Kelterplatz, %o Arjvaiov, mit dem lenäischen Theater hat am
Westabhange des Areopags gelegen, wo wir schon mehrere Weinkeltern
und auch die Kelter des Weingottes bereits ausgegraben haben.

Ich habe oft bedauert, daß unsere Grabungen am Areopag nicht
fortgesetzt werden konnten, zweifle aber nicht daran, daß die Griechen
ihre große wissenschaftliche und nationale Pflicht, die ganze Agora des
 
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