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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 46.1921

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Dörpfeld, Wilhelm: Das Dionysion in den Limnai und das Lenaion
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https://doi.org/10.11588/diglit.29496#0110
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Wilhelm Dörpfeld. Nachtrag.

S. 83) und daher keinenfalls als Fundort für marmorne Weihinschriften
vermutet werden darf. Robert irrt auch, wenn er (S. 635) das Herakleion
von Kynosarges noch ‘südlich vom Lykabettos’ ansetzt und nicht südlich
von der Burg, wie ich vor 25 Jahren schon bewiesen habe (Ath. Mitt.
XX 1895, 507) und Judeich, den Robert selbst anführt, mit anderen
Topographen angenommen hat (Topogr. 372). Er irrt endlich auch darin,
daß er noch meine frühere, aber längst aufgegebene Meinung vertritt,
daß mein altes Dionysion in römischer Zeit ganz verschwunden und von
dem Verein der Iobakchen eingenommen worden sei (s. oben S. 83).
Jene Weihinschriften an Herakles dürfen daher ebenso wenig zur Zu-
teilung meines Dionysions an Herakles benutzt werden, wie der von
Frickenhaus herangezogene Torso einer Herakles-Statuette (oben S. 94).

Seinein dritten Argument wird Robert selbst keinerlei Gewicht bei-
legen. Denn wenn in einem Volksbeschluß neben den Semnai und den
zwölf Göttern auch Herakles genannt wird, so darf man daraus doch
keineswegs auf die Nachbarschaft des Herakleions und der beiden anderen
Heiligtümer schließen, zumal das Heiligtum der Semnai und der Zwölf-
götter-Altar des Marktes schwerlich nebeneinander lagen. Auch Robert
wird nicht behaupten, daß das Heiligtum des Herakles wegen dieses
Volksbeschlusses nur östlich unterhalb der Pnyx und nicht weiter west-
lich oben neben der Pnyx gelegen haben könne.

Ich vermag demnach den von Robert beigebrachten Bestätigungen
der These von Frickenhaus auch nicht die geringste Beweiskraft zuzu-
gestehen; kann aber meine Verwunderung darüber nicht verhehlen, daß
Robert die von Frickenhaus beigebrachten Reliefdarstellungen eines vier-
säuligen Herakles-Tempelchens, die er selbst erwähnt, trotz des mehr-
stufigen, auffallend hohen Unterbaues ohne Bedenken mit dem Opfer-
tisch meines Dionysions gleichsetzt, obwohl dieser im ganzen klassischen
Altertum überhaupt keinen sichtbaren Unterbau gehabt hat. Nur bei
Errichtung des Altartisches in sehr früher Zeit lag sein Unterbau, ebenso
wie die Euthynteria der Tempel, gerade in der Höhe des Erdbodens,
ist aber infolge der Aufhöhung des ganzen Bezirks bald unter die Erde
gekommen und unsichtbar geworden.

Jena, im Dezember 1921.

Wilhelm Dörpfeld.
 
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