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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 46.1921

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Rumpf, Andreas: Zur Gruppe der Phineusschale
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https://doi.org/10.11588/diglit.29496#0188
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Zur Gruppe der Phineusschale

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Choix des vases de Leyde, Taf. 5) gemein, während der Krater A 135
in Brüssel, der durch den Kolpos der Mänaden als jünger gekennzeichnet
ist, die in Athen bald bevorzugte rein menscherifüßige Bildung zeigtJ).
Der Pflanzenwuchs um den Brunnen der Phineusschale (7) ist, wenn
auch starrer, vorgebildet auf der Troilosscherbe in Reggio* 2), auf der
auch der wasserspeiende Löwenkopf an die Würzburger Schale erinnert.
Den Palmbaum sehen wir ähnlich wie auf der Phineusschale schon auf
dem Psykter Castellani3). Ohne Beispiel auf den älteren Vasen ist jedoch
die Efeulaube, in der die Nymphen der Würzburger Schale (7) baden,
und deren Laub ornamental verwendet als Schulterranke auf der Lon-
doner (18) und Bonner (19) Kanne, sowie in denZweigen der Candelorischen
(8) und Kopenhagener (16) Schale wiederkehrt. Diese Verwendung des
Efeu an den Schalenhenkeln scheint die Anregung für die Weinranken
im Henkelabschnitt attisch schwarzfiguriger Schalen geworden zu sein.
Das Vorkommen der durchgängig rechtsläufigen Inschriften schon auf
dem Kraterdeckelbruchstück in Syrakus wurde bereits oben S. 176 er-
wähnt. Das Gespann der Leto und Artemis auf dieser Scherbe, das von
Pferden und Ebern gebildet wird 4), erinnert wieder an die Löwe'n und
Hirsche, die des Dionysos Wagen auf der Phineusschale (7) zieh'en. Der
auffällige Unterschied dieses Wagens gegen die chalkidischen, das acht-
speichige Rad, wie es der kleinasiatisch-griechische Rennwagen hat, ist
ein sicheres Zeichen östlichen Einflusses, aber nicht östlichen Ursprungs,
denn die Form des Wagenrandes, der Deichsel, der Anschirrung und die
Verwendung von vier Zugtieren sind den helladischen Gespannen eigen-
tümlich. Diese Übertragung eines einzelnen Elementes von dem einen

ü Die Unterschiede der Leidener Amphora und des Brüssler Kraters in
der Wiedergabe der weiblichen Tracht und im Silentypus scheinen mir gegen
den Vorschlag von Fränkel, Satyr- u. Bakchennamen 5, in ihnen Werke des-
selben Malers zu sehen, zu sprechen.

2) Röm. Mitt. IX 1894, 290 (Petersen: ‘Caeretanisch’p, Chalkidisch:
Jahrbuch XI 1896, 268, Anm. 115 (Studniczka); M. Heinemann, Landschaftl.
Elemente, 34.

3) Unveröffentlicht, Pause in G. Loeschckes Apparat, Bulle, Silene 16
Nr. 22, Arch. Anz. 1889, 93 u. Furtwängler, Slg. Sabouroff Text zu Taf. 51.

4) Außerhalb von Chalkis sind an ähnlichen Zaubergespannen zu er-
wähnen: Der Admetoswagen am Bathyklesthron, Paus. III 18, 16, die attisch
sf. Lekythos Ausonia VII Taf. 1, das Gespann des Radmos Wien. Vori. Bl. C
Taf. 7, 3.
 
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