ZUM ATTISCHEN SCHERBENGERICHT.
Alfred Brueckners zusammenfassende Behandlung aller in Athen ge-
iundenen Ostraka (in dieser Zeitschrift XL 1915, 1 ff.) hat unsere Kennt-
nis der attischen Scherbengerichte in erfreulichster Weise bereichert und
belebt, aber das neue Material hat auch neue Fragen gezeitigt, und bei
deren Beantwortung scheint mir der verdiente Herausgeber nicht ganz
glücklich gewesen zu sein.
Die Hauptmenge der neuen Ostraka, Nr. 7—49 bei Brueckner, ist
1910 bei der Untersuchung der Gräberstraße etwa 60 m vor der Stadt-
mauer, in der Gabelung der Eleusinischen und der Gräberstraße gefunden
wordent Brueckner war persönlich bei der Auffindung aller Scherben
zugegen bis auf Nr. 42, für die Herrn Oikononros’ Zeugnis den gleichen
Fundort verbürgt. Alle diese Scherben bilden also eine durchaus einheit-
liche Masse und rühren zweifellos von einem und demselben Scherben-
gericht herx). Da ist es nun sehr auffallend, daß neben dem 11 mal
vertretenen Thukydides, Melesias’ Sohn (Nr. 7—17), dessen Demotikon
’A'/mtiem'i&Ev (Pr. A. 7268) niemals beigefügt ist, nicht weniger als 24mal
der Name des Kleippides Deinias’ Sohn aus Acharnai (Nr. 18—41) be-
gegnet, dessen Demotikon sicher siebenmal (Nr. 18, 20, 21, 34, 38, 40, 41)
angegeben ist. Je einmal finden wir die beiden Großväter des Redners
Andokides, den väterlichen, Andokides Leogoras’ Sohn * 2) (Nr. 42 nach
Kirchners vorzüglicher Ergänzung), und den mütterlichen Teisandros
Epilykos’ Sohn 3) (Nr. 43), sowie einen sonst unbekannten Eucharides
Euchares’ Sohn, dem die Bezeichnung Q£o/Ao(t)£vrjg) beigefügtist(Nr.44);
fünf Scherben sind so unvollständig (Nr. 45—49), daß man ebenso gut
den Namen des Thukydides wie den des Kleippides ergänzen kann.
Daß Thukydides, Melesias’ Sohn, Kimons Schwiegersohn (Arist.
tzo/.. ’Ad'. 28, 2, Plut. Per. 11, schol. Aristid. III 446 Dind.) und Perikles’
9 Ganz knapp ist der Fund schon von Kirchner zu SIG 3 66 behandelt
worden.
2) S. K>rchner Pros. Att. 827.
3) S. Pros. Att. 13458 tind 828.
Athen. Mitteilungen XXXXVII 1922
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Alfred Brueckners zusammenfassende Behandlung aller in Athen ge-
iundenen Ostraka (in dieser Zeitschrift XL 1915, 1 ff.) hat unsere Kennt-
nis der attischen Scherbengerichte in erfreulichster Weise bereichert und
belebt, aber das neue Material hat auch neue Fragen gezeitigt, und bei
deren Beantwortung scheint mir der verdiente Herausgeber nicht ganz
glücklich gewesen zu sein.
Die Hauptmenge der neuen Ostraka, Nr. 7—49 bei Brueckner, ist
1910 bei der Untersuchung der Gräberstraße etwa 60 m vor der Stadt-
mauer, in der Gabelung der Eleusinischen und der Gräberstraße gefunden
wordent Brueckner war persönlich bei der Auffindung aller Scherben
zugegen bis auf Nr. 42, für die Herrn Oikononros’ Zeugnis den gleichen
Fundort verbürgt. Alle diese Scherben bilden also eine durchaus einheit-
liche Masse und rühren zweifellos von einem und demselben Scherben-
gericht herx). Da ist es nun sehr auffallend, daß neben dem 11 mal
vertretenen Thukydides, Melesias’ Sohn (Nr. 7—17), dessen Demotikon
’A'/mtiem'i&Ev (Pr. A. 7268) niemals beigefügt ist, nicht weniger als 24mal
der Name des Kleippides Deinias’ Sohn aus Acharnai (Nr. 18—41) be-
gegnet, dessen Demotikon sicher siebenmal (Nr. 18, 20, 21, 34, 38, 40, 41)
angegeben ist. Je einmal finden wir die beiden Großväter des Redners
Andokides, den väterlichen, Andokides Leogoras’ Sohn * 2) (Nr. 42 nach
Kirchners vorzüglicher Ergänzung), und den mütterlichen Teisandros
Epilykos’ Sohn 3) (Nr. 43), sowie einen sonst unbekannten Eucharides
Euchares’ Sohn, dem die Bezeichnung Q£o/Ao(t)£vrjg) beigefügtist(Nr.44);
fünf Scherben sind so unvollständig (Nr. 45—49), daß man ebenso gut
den Namen des Thukydides wie den des Kleippides ergänzen kann.
Daß Thukydides, Melesias’ Sohn, Kimons Schwiegersohn (Arist.
tzo/.. ’Ad'. 28, 2, Plut. Per. 11, schol. Aristid. III 446 Dind.) und Perikles’
9 Ganz knapp ist der Fund schon von Kirchner zu SIG 3 66 behandelt
worden.
2) S. K>rchner Pros. Att. 827.
3) S. Pros. Att. 13458 tind 828.
Athen. Mitteilungen XXXXVII 1922
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