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EINE ARGIVISCHE WEIHUNG AN HERMES.

Vor kurzem hat Vollgraff unter den Fundstücken seiner letzten Aus-
grabung in Argos ein dem Hermes geweihtes Relief veröffentlichtx).
Seine Deutung wird sicher die Aufmerksamkeit der Religionsforscher
erregen; ich fühle mich daher verpflichtet, das Ergebnis meiner Unter-
suchung des Originales im Museum von Argos mitzuteilen.

Vollgraff bildet das Relief nach einem Papierabklatsch ab. Ein solcher
bietet natürlich keine Gewähr für die Genauigkeit der Einzelformen, und
die danach aufgenommene Photographie zeigtgrade an den entscheidenden
Stellen starke Schatten. Ich wagte daher angesichts der Abbildung nicht
über Vollgraffs Beschreibung und Deutung abzuurteilen; nachdem ich
das Original gesehen habe, kann ich jedoch mit aller Bestimmtheit ver-
sichern, daß sie auf einer Reihe von Beobachtungsfehlern beruht.

Das Relief gehört zu den besten Beispielen einer handwerklich be-
scheidenen Kunstübung, die uns eine Anzahl kleiner Weihreliefs aus
argivischem graubuntein Kalkstein hinterlassen hat. Die Gestalten heben
sich zwar kräftig vom Grund ab, im übrigen ist die Reliefbewegung jedoch
recht zart und bedarf im einzelnen der Unterstützung durch Farbe.
Gegenüber attischen Weihreliefs erscheinen die argivischen dieser Gattung
stark provinziell; man sieht ihnen nicht an, daß es gleichzeitig eine große
argivische Plastik gab. Unter diesen Umständen wird man gut tun, den
Zeitansatz unseres Reliefs nicht allzueng zu umgrenzen; die Abwägung der
älteren und der jüngeren Stilelemente führt wohl am ehesten auf den
Anfang des IV. Jahrhunderts.

Dargestellt ist die Verehrung des Hermes durch ein noch kindlich

l) Bull. corr. hell. XLIV 1920, 222 f. Vgl. A.M. IV 1879, 174 f. Berlin
Nr. 682.
 
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