Zum attischen Scherbengericht
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(Thuk. III 2, 3ff., Diod. XII 55, 3) und sich dort behauptete, bis im
Herbst Paches mit neuen Truppen kam und den Oberbefehl übernahm
(Thuk. III 18, 3; 28, 1, Diod. XII 55, 5). Es stände wirklich übel mit
unserer Kenntnis der inneren Geschichte Athens während der Pentekon-
taetie, wenn dieser von Thukydides nur einmal ohne irgendwelchen Zusatz
genannte Mann vor Perikles eine Reihe von Jahren der anerkannte
Führer des Demos gewesen wäre, ohne daß unsere gesamte Überlieferung
ilm einer Erwähnung wert findet. Aristoteles nol. ’AO. 28, 2 gibt doch
eine zusammenhängende Liste der Führer beider Parteien von Solon bis
Kleophon, und da lesen wir uftä öe joviovg ^ Ecfiä/.rrjg idv rov örjfrov
(nQonGrrjxsi), KlfACOv ö' ö Mu.iuiöov tmv evjxöqoov' dia TJTQixXrjg
fiEV tov öäjfJLOv, (-Jovxvölörjg öe tcöv ettqoov. xrjÖEorrjg cov Ktficovog —
von Kleippides weiß Aristoteles nichts, und tatsächlich ist zwischen
Ephialtes und Perikles kein Raum für seine Führerstellung.
Brueckner ist zu seiner Auffassung gekommen, weil er einer Wendung
des Plutarch zu viel Gewicht beilegt. Plutarch Per. 14 sagt freilich
rekog öe noög töv Qovxvöiötjv £ig äycöva teeq'i tov ÖGTQaxov xaraGTag
xal öiaxivövvEvoag exeivov fihv sigsßalE, xaiElvGE öe ttjv ävri-
TErayfiEvijv EraiQEiav, und es ist natürlich richtig, daß das Scherben-
gericht eine Kraftprobe zwischen zwei anerkannten Parteiführern ist
und sein soll. Aber ein Agon im juristischen Sinne, bei dem niemand
beteiligt ist als die beiden Prozeßgegner, ist das Scherbengericht eben
nicht. Alljährlich in der Hauptversaminlung der 6. Prytanie wird noch
in Aristoteles’ Zeit {noL AH. 43, 5) der Volksversammlung die Frage
vorgelegt, ob ein Scherbengericht stattfinden sollx), bejaht das Volk
die Frage, so findet der Ostrakismos in Forrnen statt, die am besten und
ausführlichsten Plutarch im Leben des Aristeides 7, 5 beschrieben hat:
fjV ÖE TOLOVTOV, ÖOS TVTtCO CfQäoai TÖ ytVÖ/AEVOV. ÖGTQaXOV Exaorog
laßcov xal yQdßiag öv ößovlsTO (ietaoTijoai tcöv nofircöv,
ECfEQEV Eig Eva töhov rfjg äyoQäg, nEQinECfQayfiEVOV ev xvx/m öqv-
(f äxioig. ol ö’ aQ/ovTEg jiQönov fihv öirjQtd/iovv tö Gvfinav ev lavicf
töov ÖGTQaxcov nlfjHog’ el yaQ E^axiG/iUcov E/.äiTOVEg oi cfEQOVTEg
eIev, äTE/rjg fjv ö ESoGTQaxiofiög' önEira tcov övofiaTCOv Exaorov
iöict t) £ v i £ g löv vnö icov ji/.elgtcov yEyQa/ifiEvov e^exijqvttov Eig
P Da diese Frage seit 417 regelmäßig verneint worden ist (Plut. Nik. 11, 6),
stammt der von Aristoteles angegebene Termin sicher aus dem 5. Jahrh,
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(Thuk. III 2, 3ff., Diod. XII 55, 3) und sich dort behauptete, bis im
Herbst Paches mit neuen Truppen kam und den Oberbefehl übernahm
(Thuk. III 18, 3; 28, 1, Diod. XII 55, 5). Es stände wirklich übel mit
unserer Kenntnis der inneren Geschichte Athens während der Pentekon-
taetie, wenn dieser von Thukydides nur einmal ohne irgendwelchen Zusatz
genannte Mann vor Perikles eine Reihe von Jahren der anerkannte
Führer des Demos gewesen wäre, ohne daß unsere gesamte Überlieferung
ilm einer Erwähnung wert findet. Aristoteles nol. ’AO. 28, 2 gibt doch
eine zusammenhängende Liste der Führer beider Parteien von Solon bis
Kleophon, und da lesen wir uftä öe joviovg ^ Ecfiä/.rrjg idv rov örjfrov
(nQonGrrjxsi), KlfACOv ö' ö Mu.iuiöov tmv evjxöqoov' dia TJTQixXrjg
fiEV tov öäjfJLOv, (-Jovxvölörjg öe tcöv ettqoov. xrjÖEorrjg cov Ktficovog —
von Kleippides weiß Aristoteles nichts, und tatsächlich ist zwischen
Ephialtes und Perikles kein Raum für seine Führerstellung.
Brueckner ist zu seiner Auffassung gekommen, weil er einer Wendung
des Plutarch zu viel Gewicht beilegt. Plutarch Per. 14 sagt freilich
rekog öe noög töv Qovxvöiötjv £ig äycöva teeq'i tov ÖGTQaxov xaraGTag
xal öiaxivövvEvoag exeivov fihv sigsßalE, xaiElvGE öe ttjv ävri-
TErayfiEvijv EraiQEiav, und es ist natürlich richtig, daß das Scherben-
gericht eine Kraftprobe zwischen zwei anerkannten Parteiführern ist
und sein soll. Aber ein Agon im juristischen Sinne, bei dem niemand
beteiligt ist als die beiden Prozeßgegner, ist das Scherbengericht eben
nicht. Alljährlich in der Hauptversaminlung der 6. Prytanie wird noch
in Aristoteles’ Zeit {noL AH. 43, 5) der Volksversammlung die Frage
vorgelegt, ob ein Scherbengericht stattfinden sollx), bejaht das Volk
die Frage, so findet der Ostrakismos in Forrnen statt, die am besten und
ausführlichsten Plutarch im Leben des Aristeides 7, 5 beschrieben hat:
fjV ÖE TOLOVTOV, ÖOS TVTtCO CfQäoai TÖ ytVÖ/AEVOV. ÖGTQaXOV Exaorog
laßcov xal yQdßiag öv ößovlsTO (ietaoTijoai tcöv nofircöv,
ECfEQEV Eig Eva töhov rfjg äyoQäg, nEQinECfQayfiEVOV ev xvx/m öqv-
(f äxioig. ol ö’ aQ/ovTEg jiQönov fihv öirjQtd/iovv tö Gvfinav ev lavicf
töov ÖGTQaxcov nlfjHog’ el yaQ E^axiG/iUcov E/.äiTOVEg oi cfEQOVTEg
eIev, äTE/rjg fjv ö ESoGTQaxiofiög' önEira tcov övofiaTCOv Exaorov
iöict t) £ v i £ g löv vnö icov ji/.elgtcov yEyQa/ifiEvov e^exijqvttov Eig
P Da diese Frage seit 417 regelmäßig verneint worden ist (Plut. Nik. 11, 6),
stammt der von Aristoteles angegebene Termin sicher aus dem 5. Jahrh,