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Das römische Theater in Smyrna

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Orchestra wurde ähnlich wie in Aspendos nicht nur ein Halbkreis
— nach den Vorschriften Vitruvs —, sondern noch ein diesem ange-
schriebenes, der Breite des seitlichen Zuganges entsprechendes Rechteck
angenommen, wie es den andern Dimensionen nach am wahrschein-
lichsten ist.

Die Einarbeitungen für die Säulen beginnen etwa in der Höhe der
Oberseite der Profilsteine der Rückwand. Da die Türeinschnitte tiefer
hinabreichen, müssen wir unter den Säulen Sockel voraussetzen. Fragiich
bleibt zunächst deren Höhe. Nach anderen Theatern und Vitruvs Vor-
schrifi (= ein Zwölftel des Orchestra-Durchmessers) müssen wir sie min-
destens? m hoch annehmen. So scheint es wahrscheinlich, daß die Quadern,
deren Oberflächen im Keller des Hauses Nr. 109 nachzuweisen sind, der
ersten über der Bühne aufgehenden Schicht angehören. Da die Quader-
lagen der Fassadenmauer, deren Vorderwand jedenfalls mit Marmor ver-
kleidet war, nicht gleichmäßig durchlaufen, läßt sich aus ihnen kein
sicherer Anhalt für die Höhenlage der Bühne gewinnen. Infolgedessen
bleibt auch die Höhe des Niveaus der Orchestra fraglich. In der durchaus
hypothetischen Rekonstruktionsskizze (Taf. III 1) wurde für die Bühne
die Durchschnittshöhe von 5 Fuß angenommen1). War das Bühnenhaus,
wie es bei einem typisch römischen Theater vorauszusetzen ist, organisch
mit dem Zuschauerraum verbunden, so betrug die Höhe des Bühnenhauses
ungefähr 33 m, was in Hinblick auf andere Theater, z. B. Orange (Iwan
Müller, Handbuch d. klass. Alt. V 3; Oehtnichen, Bühnenwesen der
Griechen und Römer Taf. I und II; Daremberg-Saglio, Dictionnaire des
antiquites V 193 und Amn. 2) sehr wohl möglich ist. Versuchsweise ist in
der Rekonstruktionsskizze (Taf. III 1) die den Zuschauerraum umgebende
Säulenhalle beiderseits durch einen Pavillon abgeschlossen. Die Fassade
ist wohl mit drei Stockwerken von einer Höhe von zusammen 28 m aus-
zufüllen.

Von Architekturstücken, die abgesehen vom bereits oben
erwähnten Säulenfragment (oben S. 16) mit größerer oder geringerer

J) Im Garten des Hauses Nr. 109 (auf Plan Tafel III 3 mit ?) scheint in einer
modern ummauerten Grube eine Quader in situ zu liegen; ihre Höhenlage im
Verhältnis zu dem ermittelten Bühnenniveau schließt dies aber aus. Etwa
vorhandene Träger der Biihne müßten, wenn sie nicht wie z. B. in Aspendos
(Lanckoronski I 106) oder Telmissos (Texier III 224 und Tafel 178) nur aus
Holz waren, nach unserer Annahme tiefer liegen.

Athen. Mittcilungen XXXXVII 1922

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