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Ern&t Buschor
Rückwand festgehalten, und die Abarbeitung am rechten Arni erwies
sich vielleicht als nötig, als die Figur durch die Öffnung ins Innere ge-
zwängt wurde. Die Beschädigung und Flickung der Figur steht wohl im
Zusammenhang mit der von Heberdey nachgewiesenen Reparatur der
rechten Gebäudeecke. Die Bedeutung der Figur ist völlig klar. Es ist
ein wasserholendes Mädchen mit dem Tragring und dem Wasserkrug
auf dem Kopf, zu dem der linke Arm (auch schon der Oberarm, trotz
Heberdey S. 19) erhoben ist. Die Türöffnung mit dem frontal gesehenen
Mädchen fällt wohl nicht zufällig mit der Giebelmitte zusammen.
Darf die Zuweisung dieses Mädchens an die Stelle der Türöffnung für
gesichert gelten, so sind wir, wie Heberdey S. 25 nachgewiesen hat, iinmer
noch verpflichtet, gleich rechts neben dem Gebäude eine Figur anzu-
nehmen, die einen Gegenstand auf dem Kopf getragen hat. Da nun be-
kanntlich an der Quaderinauer des Häuschens eine Frau entlang schreitet,
die den linken Arm zu einem auf dem Kopf getragenen Gegenstand er-
hebt, so sind um unser Häuschen drei Frauen beschäftigt, die etwas auf
dem Kopf tragen, und von denen die mittlere sicher eine Wasserträgerin ge-
wesen ist. Nun wird klar, daß unser Häuschen ein Brunnenhaus darstellt,
und daß wir hier eine der später so beliebten Brunnenszenen vor uns
haben: von links kommt ein Mädchen mit dem leeren Krug, in der Ttir
des Brunnenhauses wird ein zweites Mädchen sichtbar, das eben seinen
Krug gefüllt hat, uach rechts entschreitet ein drittes.
Das bedeutet nicht bloß einen Vorstoß zu der gesuchten Deutung
unsres Giebels, sondern gewährt auch einen Einblick in die Komposition.
Da man nämlich nicht annehmen darf. daß ein archaischer Meister seine
Figuren völlig ungeordnet anbringt, und sie etwa an einer Stelle häuft,
an der andern spärlich sät, und da wir auch an der Mittelgruppe unsres
Giebels ungefähr gleichen Figurenabstand wahrnehmen können, so er-
gibt sich jetzt auch mit einiger Sicherheit der Abstand des Mauerfrag-
ments init dem nackten Bein von dem Häuschen: es muß so weit nach
links geschoben werden, daß der Kopf des zugehörigen Jünglings das
Blattstabprofil ähnlich überschneidet, wie die Dachecken das tun; dann
wird der Abstand des Jünglings von der ersten Wasserträgerin etwa so
groß wie der zwischen den einzelnen Mädchen. Die Mauer begann un-
inittelbar am Gebäude; sie wird sich nach links bis zum Schnittpunkt
ihres Randes init der Giebelschräge fortgesetzt haben. Die Zwickel des
Ern&t Buschor
Rückwand festgehalten, und die Abarbeitung am rechten Arni erwies
sich vielleicht als nötig, als die Figur durch die Öffnung ins Innere ge-
zwängt wurde. Die Beschädigung und Flickung der Figur steht wohl im
Zusammenhang mit der von Heberdey nachgewiesenen Reparatur der
rechten Gebäudeecke. Die Bedeutung der Figur ist völlig klar. Es ist
ein wasserholendes Mädchen mit dem Tragring und dem Wasserkrug
auf dem Kopf, zu dem der linke Arm (auch schon der Oberarm, trotz
Heberdey S. 19) erhoben ist. Die Türöffnung mit dem frontal gesehenen
Mädchen fällt wohl nicht zufällig mit der Giebelmitte zusammen.
Darf die Zuweisung dieses Mädchens an die Stelle der Türöffnung für
gesichert gelten, so sind wir, wie Heberdey S. 25 nachgewiesen hat, iinmer
noch verpflichtet, gleich rechts neben dem Gebäude eine Figur anzu-
nehmen, die einen Gegenstand auf dem Kopf getragen hat. Da nun be-
kanntlich an der Quaderinauer des Häuschens eine Frau entlang schreitet,
die den linken Arm zu einem auf dem Kopf getragenen Gegenstand er-
hebt, so sind um unser Häuschen drei Frauen beschäftigt, die etwas auf
dem Kopf tragen, und von denen die mittlere sicher eine Wasserträgerin ge-
wesen ist. Nun wird klar, daß unser Häuschen ein Brunnenhaus darstellt,
und daß wir hier eine der später so beliebten Brunnenszenen vor uns
haben: von links kommt ein Mädchen mit dem leeren Krug, in der Ttir
des Brunnenhauses wird ein zweites Mädchen sichtbar, das eben seinen
Krug gefüllt hat, uach rechts entschreitet ein drittes.
Das bedeutet nicht bloß einen Vorstoß zu der gesuchten Deutung
unsres Giebels, sondern gewährt auch einen Einblick in die Komposition.
Da man nämlich nicht annehmen darf. daß ein archaischer Meister seine
Figuren völlig ungeordnet anbringt, und sie etwa an einer Stelle häuft,
an der andern spärlich sät, und da wir auch an der Mittelgruppe unsres
Giebels ungefähr gleichen Figurenabstand wahrnehmen können, so er-
gibt sich jetzt auch mit einiger Sicherheit der Abstand des Mauerfrag-
ments init dem nackten Bein von dem Häuschen: es muß so weit nach
links geschoben werden, daß der Kopf des zugehörigen Jünglings das
Blattstabprofil ähnlich überschneidet, wie die Dachecken das tun; dann
wird der Abstand des Jünglings von der ersten Wasserträgerin etwa so
groß wie der zwischen den einzelnen Mädchen. Die Mauer begann un-
inittelbar am Gebäude; sie wird sich nach links bis zum Schnittpunkt
ihres Randes init der Giebelschräge fortgesetzt haben. Die Zwickel des