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BURGLÖWEN.

(Hierzu Tafel XII—XIV.)

Die Tierbilder, die im siebenten Jahrhundert fast alles, was Griechen-
hand formte, iiberziehen, sind nicht nur eine orientalisierende Mode. Der
Orient bot noch vieles dar, was der Grieche ablehnte; und jene Bilder er-
füllen augenscheinlich ein inneres starkes Bedürfnis, so daß inan sagen
könnte, der Grieche hätte sie erfunden, wenn sie ihm nicht vom älteren
Nachbar vorgebildet worden wären. Dieses Bediirfnis war nicht nur Er-
zählerlust, Suche nach neuen Darstellungsmotiven, denn gerade das er-
zählende Moment steht noch stark im Hintergrunde; es war auf der
anderen Seite auch nicht ein rein dekoratives Bedürfnis, dafür sind diese
Bilder zu inhaltsschwer und zu verschieden von wirklich dekorativen
Gebilden späterer Zeiten. Dieses Inhaltliche darf aber nicht als ein von
der Kunstwelt unabhängiges religiöses gedeutet werden. Es wäre unrecht,
diese Tierbilder als symbolische Darstellungen von Göttern, übelab-
wehrenden Geistern, des Todes oder der Seele autzufassen und damit
das ganze Jahrhundert als ein ausgeprägt tierverehrendes, animistisches,
superstitiöses und vom Todesgedanken beherrschtes in Gegensatz zu
andern zu stellen. Die starke geistige Macht, die hinter diesen Schöp-
fungen steht, ist etwa mit der zu vergleichen, die in der romanischen
Kunst des abendländischen Mittelalters ganz ähnliche Erscheinungen
gezeitigt hat, sie entspricht einer ganz bestimmten Reifestufe des grie-
chischen Geistes. Das archaische Jahrhundert führt diese spirituelle Welt
über in eine menschlich warme, individuell lebendige; das fünfte Jahr-
hundert, wieder von neuen geistigen Kräften erfasst, vereinigt, kann
man sagen, diese beiden Welten und koinmt deshalb dem siebenten
wieder näher: eine strenge Peplosfigur ist der Nikandre innerlich verwand-
ter als einer archaischen Kore.

Hier haben die altattischen Tiergiebel die starken Wurzeln ihrer
 
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