ZUM SARKOPHAG VON TORRE NOVA
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Rückfiihrung der Alkestis sepulkrales Lieblingsbild wird, spricht
sich aus in dem Epigramm aus Pherae Bull. corr. hell. XIII 1889,
404, Wilhelm, Beiträge S. 37: ei ö' iyv zovg ayccfrovg äväyeiv,
jtähv rjlfreg äv sig cpcog | sxjcqoUjzcdv äövxovg ÜSQOspovrjg d-aläfiovg.
Aus Pherae, der Heimat des Admet! — Das Juwel der Dar-
stellungen der Alkestis, deren Rolle uns aus Nekyia, Sarkophag-
und Grabbildern erst jetzt deutlich ist, bildet eine herrliche
polychrome weißgrundige Lekythos in München (Münchener
Jahrbuch d. bild. Kunst 1914/5, 251) mit der Ankunft der
Alkestis in der Unterwelt, die Buschor veröffentlichen wird.
Auch die Alkestis des Sarkophags von Torre Nova hat
weitergewirkt. Sie erscheint auf der einen Schmalseite des
griechischen, wohl auch ephesischen Achillessarkophags in
Petersburg (Robert, Sarkophagreliefs II Taf. VI), aber hier klar
als Füllfigur eines Pasticcios und daher etwas verändert. Die
Rechte faßt die Kithara des Achill; aber diese mag durch die
verschränkt stehende Figur mit der eingestützten Linken keinen
besonderen Halt gewinnen.
Endlich tritt unsere Alkestis etwas umgebildet auf dem
Nymphenrelief der Sammlung Este in Wien E 251, Dütschke,
Bildwerke in Oberit. V S. 191 Nr. 464 auf, dessen Abbildung
(Taf. I 2) wir der Güte L. Pollaks verdanken. Auch hier steht sie
mit übergeschlagenem rechtem Bein, die Vorlage wird im Kreis
des Achillessarkophags zu suchen sein.
Nun, glaube ich, sind wir ‘über die bloße Möglichkeit
hinausgekommen’ (Studniczka, Jahrb. 1916, 189), die Sarkophag-
figuren mit dem Ilissosfries zu verbinden. Damit fällt auch
Studniczkas Deutung dieses Frieses auf die Pelasgersage (a. a. O.
190ff.). Ich darf gestehen, daß ich trotz der zahlreichen
Deutungsfehler Brueckners, Österr. Jahresh. XIII 1910, 50ff.
und der Warnung Studniczkas, a. a. O. 171 immer ein Anhänger
seiner Deutung der einen Szene auf Theseus und Peirithoos
in der Unterwelt geblieben bin, auf die ich unabhängig von
ihm gekommen war.
Aus den von Brueckner a. a. O. und zuletzt von Robert,
Heldensage II 705 Anm. 1 gesammelten Beispielen, aus denen
jedoch der Spiegel Gerhard II 131, Brueckner, a. a. O. Abb. 30
zu streichen ist, geht das traurig oder wartend sitzende Freundes-
ATHENISCHE MITTEILUNGEN XXXXVIII 1923. 4
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Rückfiihrung der Alkestis sepulkrales Lieblingsbild wird, spricht
sich aus in dem Epigramm aus Pherae Bull. corr. hell. XIII 1889,
404, Wilhelm, Beiträge S. 37: ei ö' iyv zovg ayccfrovg äväyeiv,
jtähv rjlfreg äv sig cpcog | sxjcqoUjzcdv äövxovg ÜSQOspovrjg d-aläfiovg.
Aus Pherae, der Heimat des Admet! — Das Juwel der Dar-
stellungen der Alkestis, deren Rolle uns aus Nekyia, Sarkophag-
und Grabbildern erst jetzt deutlich ist, bildet eine herrliche
polychrome weißgrundige Lekythos in München (Münchener
Jahrbuch d. bild. Kunst 1914/5, 251) mit der Ankunft der
Alkestis in der Unterwelt, die Buschor veröffentlichen wird.
Auch die Alkestis des Sarkophags von Torre Nova hat
weitergewirkt. Sie erscheint auf der einen Schmalseite des
griechischen, wohl auch ephesischen Achillessarkophags in
Petersburg (Robert, Sarkophagreliefs II Taf. VI), aber hier klar
als Füllfigur eines Pasticcios und daher etwas verändert. Die
Rechte faßt die Kithara des Achill; aber diese mag durch die
verschränkt stehende Figur mit der eingestützten Linken keinen
besonderen Halt gewinnen.
Endlich tritt unsere Alkestis etwas umgebildet auf dem
Nymphenrelief der Sammlung Este in Wien E 251, Dütschke,
Bildwerke in Oberit. V S. 191 Nr. 464 auf, dessen Abbildung
(Taf. I 2) wir der Güte L. Pollaks verdanken. Auch hier steht sie
mit übergeschlagenem rechtem Bein, die Vorlage wird im Kreis
des Achillessarkophags zu suchen sein.
Nun, glaube ich, sind wir ‘über die bloße Möglichkeit
hinausgekommen’ (Studniczka, Jahrb. 1916, 189), die Sarkophag-
figuren mit dem Ilissosfries zu verbinden. Damit fällt auch
Studniczkas Deutung dieses Frieses auf die Pelasgersage (a. a. O.
190ff.). Ich darf gestehen, daß ich trotz der zahlreichen
Deutungsfehler Brueckners, Österr. Jahresh. XIII 1910, 50ff.
und der Warnung Studniczkas, a. a. O. 171 immer ein Anhänger
seiner Deutung der einen Szene auf Theseus und Peirithoos
in der Unterwelt geblieben bin, auf die ich unabhängig von
ihm gekommen war.
Aus den von Brueckner a. a. O. und zuletzt von Robert,
Heldensage II 705 Anm. 1 gesammelten Beispielen, aus denen
jedoch der Spiegel Gerhard II 131, Brueckner, a. a. O. Abb. 30
zu streichen ist, geht das traurig oder wartend sitzende Freundes-
ATHENISCHE MITTEILUNGEN XXXXVIII 1923. 4