Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung [Hrsg.]: Annalen des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung (8.1866)

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Die Judenverfolgung in der Mitte des XIV.
Jahrhunderts,
mit
besonderer Beziehung auf Nassau
von
Conrector II. Colombel.

Seit Beginn der christlichen Zeitrechnung nehmen die
Juden ’) eine ganz ausserordentliche Stellung in der Welt-
geschichte ein. Aus dem gelobten Lande wie aus dem
zweiten Paradiese verstossen, wandern sie nach der Zer-
störung der heiligen Stadt durch Titus als unfreiwillige
Zeugen der göttlichen Wahrheit und als unstäte Fremd-
linge unter den Völkern umher, nehmen deren Lebensweise
an, reden deren Sprachen, ohne dass sie sich mit ihnen
verschmelzen; sie bewahren vielmehr ihre Religion und
durch sie ihre Nationalität. Mit ihrem Vaterlande ver-
loren sie zugleich Ackerbau und Viehzucht, und an keinen
Boden fest gekettet, wurden sie von Anfang au zu dem

<) In Bezug auf das Allgemeine dieser Abhandlung habe ich äus-
ser den jüdischen Geschichtsschreibern Jost und S. Cassel
besonders die vortreffliche Abhandlung Mone’s in der Zeitschr.
f. d. Gesch. des Oberrh. IX; 257 benutzt.