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Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Contr.]; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Contr.]
Das Kurhaustheater in Augsburg-Göggingen — Arbeitshefte des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, Band 14: München: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, 1982

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.63239#0062
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88 Göggingen, die Kuranlage um 1900


Dagmar Dietrich
Friedrich von Hessing und Jean Keller
Der Bauherr des Kurhaustheaters
und sein Architekt

Friedrich von Hessing (1838—1918)
Die Kuranstalten in Göggingen gehen auf die Initiativen ei-
nes einzelnen Mannes zurück: auf Friedrich Hessing, einen
typischen Pionier der Gründerzeit, einen — wie wir heute
sagen würden „Selfmademan“. Hessing war ein weit-
blickender und wagemutiger Unternehmer, ein erfindungs-
und einfallsreicher Geist, der sich von bescheidensten An-
fängen zu hohem Ansehen und Reichtum emporgearbeitet
hat.
Denn als er als das 13. und jüngste Kind einer armen Hand-
werkerfamilie aus der Nähe von Rothenburg o.d. Tauber am

89 Göggingen, Hessings erste Kuranstalt um 1870


19. Juni 18381) geboren wurde, schien ihm kein allzu rosi-
ges Schicksal beschieden zu sein. Einige Jahre Dorfschule,
gerade genug, um Lesen, Schreiben und die Grundbegriffe
des Rechnens zu lernen, hatte er hinter sich, als er als Gärt-
nerlehrling beim Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schil-
lingsfürst eine erste Anstellung fand.
Nach zwei Jahren wechselte Friedrich Hessing über zur
Schreinerei und absolvierte in diesem Beruf eine Lehre. Die
üblichen Wanderjahre schlossen sich an die Gesellenprü-
fung an. Auf seinem Weg machte Hessing zufällig die Be-
kanntschaft des Orgelbaumeisters Steinmeyer aus Oettin-
gen im Ries. Steinmeyer stellte den Zwanzigjährigen 1858
ein und ermöglichte ihm, da seine Begabung wohl beson-
ders auffällig war, eine Spezialausbildung im Harmonium-
bau in Stuttgart. Dort lernte Hessing den Umgang mit Leder
und Metall kennen, mit den Materialien also, aus denen er
später seine orthopädischen Gerätschaften konstruieren
sollte.
Als Gehilfen der „Pianoforte-Fabrik“ Schramm/Augsburg
finden wir Hessing 1862 in Augsburg. 1866 macht er sich
dort selbständig und richtet sich im sogen. Riedinger-Haus
am Obstmarkt ein.2) Dort beschäftigt er sich in zunehmen-
dem Maße mit der Herstellung von künstlichen Gliedmaßen
und orthopädischen Hilfsgeräten. Damit folgt er einem
schon früh erwachten Interesse, das seinem beruflichen
Weg fortan die entscheidende Wende gibt.

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