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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 26.1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.27775#0015
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1910

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Heft 1

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Lageplan der alten Augustinerkirche mit dem Vorschlag der »Denkschrift«,
bogen durchbrochen. Die Vorderseite der Kirche zeigt eine
graziöse Silhouette feingeschwungener Linien, die den Giebel
und die Seitenschiffdächer verkleiden, ein schöner Kontrast zur
mächtigen statuenreichen Fassade der Michaelskirche. Das
Stadtbild als Ganzes, von der Neuhauserstraße gesehen, hat in
München nicht seinesgleichen.
Die Beteiligung am Wettbewerb war sehr groß. Von den
80 Entwürfen behielten 54 die Kirche mehr oder weniger ver-
ändert bei, nur 26 sahen einen völligen Neubau vor. Es wurden
verliehen: ein erster Preis (12000 M.), ein zw ei ter (9000 M.),
zwei dritte (je 6000 M.), davon einer für ein Neubauprojekt,
zwei vierte (je 3000 M.) und außerdem vier Entwürfe
zum Ankauf empfohlen (je 2000 M.), davon zwei, die
einen Neubau vorsehen.
Die meisten Bewerber, die für eine Erhaltung der Kirche
eintreten, haben die Forderung nach Läden im Erdgeschoß an
der Neuhauserstraße erfüllt und verwenden den oberen Teil
mit der alten Wölbung als Einwohneramt und Wahllistensaal;
es werden also im einzelnen nur abweichende Lösungen er-
wähnt werden.
Der Entwurf der Architekten Delisle & Ingwersen

(1. Preis), der in allen Einzelheiten den Forderungen des Pro-
gramms entspricht, hat unter allen den Vorzug der einfachsten
und schlichtesten Wirkung. Die ganze Baugruppe wird in ihren
Motiven durch die Kirche, für deren Gestaltung die Studie der
»Denkschrift« fast unverändert benützt ist, bestimmt. Um den
Chor nach der Augustinerstraße und hier unter einer einfachen
vierstöckigen Fassade bis zum Tor der Durchfahrt sind Arkaden
geführt, wodurch der Verkehr ebenso wie durch die Anlage der
großen Durchfahrt, die vom Haupteingang am Ettplatz durch die
Mitte des ganzen Baublocks nach dem Frauenplatz durch das
obenerwähnte Tor führt, bedeutend erleichtert wird. Ebenso
einfach wie an der Augustinerstraße ist die Fassade an der
Löwengrube gehalten. Ein Rücksprung verbessert die Lichtver-
hältnisse dieser engen Straße. Am bedeutendsten wirkt der Bau
vom Ettplatz aus. Der Mitteltrakt, der sich unmittelbar an die
Kirche schließt, ist nur zweistöckig, so daß der Giebel des
Hauptschiffes dominierend bleibt. Im Erdgeschoß durchge-
führte Bögen wiederholen das Motiv von den Seitenschiffen.
Das Doppeltor (zur Durchfahrt) mit gekuppelten Säulen ist nicht
in die Mitte, die absichtlich nicht betont wird, sondern mehr
gegen das Eckgebäude (Ettplatz-Löwengrube) verlegt. Dieses
springt ebenso wie die Kirche vor und ist in mancher Hinsicht
als Pendant zu ihr behandelt. In seiner Mitte (gegen die Ett-
straße) erhebt sich ein hoher schmaler Giebel über niedrigeren
Seitenteilen. Das Motiv des Giebels ist auch aufgenommen
von 8 Dacherkern, die das hohe Dach von Mittel- und Flügel-
bau beleben (wie ja auch am Ausbau in der Neuhauserstraße).
Ein niedriger runder Turm mit Zwiebelkuppel leitet vom Mittel-
zum Eckbau über. Ein terrassenartiger Aufbau am Dach dar-
über ergibt eine wenig schöne Häufung und Überschneidung.
Diskrete Bemalung ziert die sonst schmucklose Fassade.
Bei dem Entwurf der Architekten Hessemerft Schmidt
in München (2. Preis) erscheint im Gegensatz zu der zierlichen
Gestaltung des vorigen alles massig und gedrungen. So ist
auch eine abweichende Lösung für die äußere Gestaltung der
Kirche gefunden, die zwar die wichtigsten Linien beibehält, aber
viel mehr die Horizontalen betont. Durch Weglassen jedes
Schmucks, auch der Bemalung, wird die mächtige, fast derbe
Wirkung der Masse noch verstärkt. Das schmale lange Fenster
an der Vorderseite ist durch ein kürzeres und breiteres ersetzt,
vor das ein Balkon gelegt ist. In Seitenschiffhöhe sind vier-


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Wettbewerb zur Bebauung des Augustinerstocks in München.
2. Preis.

5

Architekten: Hessemer & Schmidt in München.
 
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