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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 26.1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.27775#0016
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1910

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Heft 1

Ein 3. Preis. Architekt: Professor Dr. Theodor Fischer in München.


eckige Fenster mit steinernem Fensterkreuz
angeordnet, im Erdgeschoß drei große breite
Bögen, die als Ladenfenster dienen. Diese
Bögen, ebenso die Fenster, sind an der
Neuhauserstraße bis zur achten Achse durch-
geführt. Daran anschließend führt eine
Treppe in einem turmartigen Aufbau nach
oben. Weiter folgt der Chor mit dem niedri-
gen Anbau, dessen steiles Dach hier durch
drei einfache Erker belebt ist, welche die
oberen Fenster des Seitenschiffs fortsetzen.
Der erste Bogen am Turm ist als Laden
geschlossen, die folgenden sind für den
Durchgang offen. Die Ansicht vom Chor
aus zur Michaelskirche, wo der Turm die
vielen Horizontalen energisch unterbricht, ist
die günstigste dieses Projekts. Im Innern
soll zum Saal des 2. Stockes eine Monu-
mentaltreppe durch den Chor heraufführen,
der dadurch ganz erhalten bliebe. Die an-
dern Fassaden haben weniger Bedeutung
und wirken etwas nüchtern. Am Ettplatz ist
die Mitte betont durch acht große giebel-
artige Erker. Unter dem mittleren findet sich
der Haupteingang, ein Barocktor.
Professor Theodor Fischer in Mün-
chen (ein 3. Preis) hat versucht, unter Bei-
behaltung der Kirche doch auch im Äußern

Wettbewerb zur Bebauung des Augustinerstocks Architekt: Professor Dr. Theodor Fischer
in München, — Ein 3. Preis. in München.


Ein 3. Preis. Architekt: Professor Dr. Theodor Fischer in München.


Besonders ansprechend wirkt die Anlage am
Ettplatz. Hier tritt das Eckgebäude Ettplatz-Löwen-
grube mit seiner Barockfassade von der Kirche ganz
unabhängig und gerade darum als gleichwertiges
Pendant gegen die Neuhauserstraße hervor. Über
einem zweigeschossigen Unterbau in Rustika erhebt
sich der Bau noch vierstöckig, vom 3. Stock ab an
den Ecken mit zwei Erkern gerahmt, von einem
hohen geschweiften Giebel gekrönt. Der Mittelbau
ist einfach gehalten, das Eckgebäude gibt zusammen
mit dem Turm der Michaelskirche eine Baugruppe
von wuchtigem Charakter.
Professor R. Berndl in München (ein 4. Preis)
hat die Wirkung der Kirche vergrößern wollen durch
Verdoppelung des Giebels an der Ettstraße. Die
Hauptfassade hat dadurch ungefähr das Aussehen
eines Rathauses bekommen. Sie wirkt dominierend

die Teilung des Innern anschaulich zu machen und dem Bau
einen mehr profanen Charakter zu geben. Die Seitenschiffe
erhielten eine mit Obelisken und Vasen geschmückte Balustrade,
die sich auch über die Giebelfassade hinzieht, und wirken als
Terrassenbau. Dieser endigt an der Neuhauserstraße am dritten
Strebebogen des Chors, von keiner Vertikalen unterbrochen,
ist zweigeschossig, hat unten viereckige Ladenfenster, oben
kreisrunde Fenster. Breit gezeichnete, in Lilatönen gehaltene
Malerei belebt die lange Fläche.
Die Balustraden der Terrassen, besonders vor der Fassade
an der Ettstraße, betonen die Horizontalen vielleicht allzusehr.
Gerade das leichte freie Aufsteigen der Westfassade der Kirche
geht dadurch verloren, wie denn auch sonst der Charakter
des Bauwerks stark verändert ist. Die Ausnutzung des Innern
erscheint sehr günstig. Im Erdgeschoß sind vorn unter der
Terrasse zwei Läden vorgesehen, dann führt (2. Joch) ein
Durchgang von der Neuhauserstraße zum Ettplatz, an diesen
Durchgang schließt sich ein »Kaufhaus«, das durch den 1. Stock
geht, in der Höhe der Seitenschiffe von einer Galerie umgeben.
Der 2. Stock wird vom Einwohneramt eingenommen. »Der
Chor bleibt in seiner Raumwirkung erhalten und wird unter
Schonung des runden Vorraums im Erdgeschoß für einen
monumentalen Treppenaufgang benutzt.« An der Augustiner-
straße bleibt die Baulinie bis zum Frauenplatz in der Höhe des
Chors, tritt also gegen jetzt bedeutend zurück, so daß ein
länglicher Platz entsteht. Um den Chor herum und an der
Augustinerstraße sind Laubengänge geführt.

gegen die Anbauten, die in keiner Weise mit ihr konkurrieren;

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