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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 26.1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.27775#0023
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1910

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Heft 2

Entwurf »Fürs Land«. Architekt: Georg Friedrich in Braunschweig.


Das Preisausschreiben für den Bau von Ackerhöfen im Braunschweigischen.

i

auch bei ihr die Überzeugung hervorrufen oder stärken, daß
künstlerische Wirkungen auch ohne besondern Aufwand von
Mitteln, ohne fremdartige Bauformen oder kostspielige Ma-
terialien zu gewärtigen sind. Damit wäre für den Heimatschutz
viel gewonnen.
Im Bauprogramm war verlangt:

Unter dem Protektorat Sr. H. des Herzogs Johann Albrecht,
Regenten von Braunschweig, hat sich im Winter 1908
ein Landesverein für Heimatschutz gebildet, der sich
sofort praktisch zu betätigen suchte, indem er ein seinen Zielen
entsprechendes Preisausschreiben erließ. Für eine Ackerwirt-
schaft von 25 ha Größe (= 100 braunschweigische Morgen)
sollte ein Gehöft mit allem Zubehör für braunschweigische Ver-
hältnisse entworfen werden unter der Voraussetzung, daß nicht
nur den praktischen, der Neuzeit entsprechenden Anforderungen
Rechnung zu tragen sei, sondern auch die bodenständige Bau-
weise in schlichter und doch künstlerischer Art zum Ausdruck
komme. Zwar mußte man sich sagen, daß das alte nieder-
sächsische Bauernhaus nur ganz im allgemeinen die Richtschnur
abgeben könne, da eine Zusammenlegung von Stallungen und
Wohnung in alter Weise sich von selbst verbietet; indessen
konnte doch der Umstand, daß auch die fränkische Bauweise,
d. i. die gesonderte Herstellung von Gebäuden für Menschen,
Vieh und Feldfrüchte usw., im Braunschweigischen strichweise
vertreten ist, den Wettbewerbern genügend Mittel und Wege
an die Hand geben, den Charakter
zu wahren, ohne nach der einen
oder andern Seite in pedantische
Abhängigkeit zu geraten.
So ist denn auch das Ergebnis
dieses Wettbewerbes ein hocherfreu¬
liches. Es ist gezeigt, wie mit ein¬
fachsten Mitteln, ohne das bedenk¬
liche Suchen nach interessanten
Motiven, vielmehr lediglich durch
geschickte Komposition der Bau¬
massen und durch entsprechenden
Wechsel von Holz- und Steinmaterial charaktervolle Lösungen gefunden
werden können. Und so wird hoffentlich die Veröffentlichung der Entwürfe
— die übrigens auch schon in der Ende Juni d. J. stattgehabten landwirt-
schaftlichen Ausstellung zu Braunschweig den Besuchern vorgeführt wurden —
der Landbevölkerung Anregung geben, in Zukunft nicht in die Nachahmung
städtischer Bauweise zu verfallen, wie das leider häufig geschehen, sodann

1. Ein Wohngebäude mit etwa 2 größeren Stuben, einer kleineren,
4 Kammern, Küche mit Speisekammer und Gesindestube. Den
ländlichen Verhältnissen entsprechend sollten möglichst viel Räume
im Erdgeschoß liegen; in einem Drempelgeschoß die Mädchen-
kammern, sowie Räucher- und Luftkammer. Das Gebäude sollte
ganz unterkellert werden.
2. Stallgebäude: Stallungen für etwa 16 Stück Rindvieh, 1 Jung-
viehstall für etwa 10 Stück, Futterdiele, Pferdestall für etwa
3 Ackerpferde, Knechtekammern, Futterkammer; 1 Schweinestall
für etwa 4 Muttersauen, Ferkelbucht, Futterküche und 1 zweck-
mäßig liegender Hühnerstall. Über dem Stallgebäude sollte ein
entsprechender Heu- bzw. Streustrohraum eingerichtet werden.
3. Scheune, soll enthalten: Tenne und die Bansen nebst Schütt-
boden, eventuell: ein Teil zur Aufbewahrung von Futterrüben,
unterkellert; auch ist ein Göpelbetrieb vorzusehen.
Entwurf »Fürs Land«.


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