1910
ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU
Heft 8
So entstand u. a. das dargestellte Schulhaus mit
Lehrerwohnhaus. Das Schulhaus enthält vier
Klassenzimmer für je rund 70 Schüler, ein Lehrer-
zimmer und ein Bibliothekzimmer, ferner eine
Wohnung des Schuldieners im Untergeschoß und
ist mit Zentralheizung (Niederdruckdampf) ver-
sehen.
Das Lehrerwohnhaus enthält zwei Woh-
nungen für verheiratete Lehrer und zwei Wohn-
schlafzimmer für Hilfslehrer.
Die Baukosten der einzelnen Bauten be-
trugen:
für das Kantinengebäude . . . rd. 70 000 Mk.
für ein Beamtenwohnhaus . . „ 18 000 Mk.
für das Schulhaus.„ 50 000 Mk.
für das Lehrerwohnhaus . . . „ 19 000 Mk.
L. Eisenlohr, Oberbaurat.
Wohlfahrtsbauten der Chemischen
Fabrik Elektronwerke in Griesheim
am Main.
Die neuen Wohlfahrtsbauten der Chemischen
Fabrik Elektronwerke in Griesheim am Main
liegen mitten im Arbeiterquartier der Fabrik,
an einer Straßenkreuzung der regelmäßig an-
gelegten Ansiedlung. Eine symmetrisch durch-
geführte Gruppierung verbot sich somit schon
durch die Lage, mehr noch durch die große Ver-
schiedenartigkeit der Betriebe, welche die Bauten
Elektronwerke in Griesheim.
Speisesaal in der Haushaltungsschule.
in feinem Empfinden für die Reize
ihrer Heimat alles daran gelegen, die
neuen Fabrikbauten derart gestalten
zu lassen, daß sie das freundliche
Landschaftsbild möglichst wenig stö-
ren sollten. Wie weit dies gelungen
ist, zeigen die vorliegenden Darstel-
lungen.
Während die beauftragten Archi-
tekten bei den eigentlichen Fabrik-
bauten, deren Grundriß vom Ingenieur
gegeben war, nur die äußere Form zu
geben hatten, handelte es sich bei den
übrigen dargestellten Bauten, dem
Kantinengebäude und den Beamten-
wohnungen, um volle baukünstlerische
Arbeit. Die Häuser stellen sich als
einfache Putzbauten dar; der Haupt-
wert wurde auf sparsame Einteilung
und gute, in den Rahmen der Um-
gebung passende Wirkung gelegt.
Die Herren Scheufeien hatten
aber nicht nur ein Auge darauf, ihrer
Fabrik ein künstlerisches Gepräge zu
geben, sie fanden auch Einfluß auf
die ganze öffentliche Bauweise im
Dorf, um auch hier den malerischen
Reiz desselben nicht stören zu lassen.
Architekt: Hans Bernoulli in Berlin.
Elektronwerke in Griesheim. Architekt: Hans Bernoulli in Berlin.
Tagesraum der Haushaltungsschule.
aufzunehmen hatten: ein Kaufhaus, das dem
Bedarf der Arbeiter der vier Griesheimer
Werke genügen sollte, eine Haushaltungs-
schule für 20 bis 30 Arbeitertöchter, ein Ka-
sino für Arbeiter und Beamte, ein Frauen-
bad, ein Wöchnerinnenheim. An der Straßen-
kreuzung wurde nun ein rechteckiger Platz
mit Kaufhaus, Verwalterwohnung und Kasino
angelegt. Das Kasino wie das Kaufhaus er-
hielten so einen bequemen Zugang, die ganze
Ansiedlung einen Mittelpunkt. Durch Zurück-
setzen der Haushaltungsschule wurde auch
von der andern Seite her dem Kasino eine
bedeutende Lage gesichert. Das Wöchnerin-
nenheim wurde der Haushaltungsschule im
rechten Winkel angeschlossen, um ihm volle
Südlage und die nötige Abgeschlossenheit
zu geben. Das Frauenbad ist im Unterge-
schoß des Wöchnerinnenheims untergebracht,
doch mit eigenem Zugang, so daß der tiefe
Vorgarten des Wöchnerinnenheims nur die-
sem zukommt.
Das Kaufhaus enthält neben dem
großen Verkaufsraum einen Zigarrenladen
und einen vom Hof aus dem Publikum zu-
gänglichen Fischkeller. An das Verkaufslokal
schließen sich die Räume für Expedition
und Handlager, unmittelbar an der Durch-
fahrt und mit Keller und den Magazinen
im ersten und zweiten Obergeschoß durch
zwei Aufzüge verbunden. Den Hof um-
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ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU
Heft 8
So entstand u. a. das dargestellte Schulhaus mit
Lehrerwohnhaus. Das Schulhaus enthält vier
Klassenzimmer für je rund 70 Schüler, ein Lehrer-
zimmer und ein Bibliothekzimmer, ferner eine
Wohnung des Schuldieners im Untergeschoß und
ist mit Zentralheizung (Niederdruckdampf) ver-
sehen.
Das Lehrerwohnhaus enthält zwei Woh-
nungen für verheiratete Lehrer und zwei Wohn-
schlafzimmer für Hilfslehrer.
Die Baukosten der einzelnen Bauten be-
trugen:
für das Kantinengebäude . . . rd. 70 000 Mk.
für ein Beamtenwohnhaus . . „ 18 000 Mk.
für das Schulhaus.„ 50 000 Mk.
für das Lehrerwohnhaus . . . „ 19 000 Mk.
L. Eisenlohr, Oberbaurat.
Wohlfahrtsbauten der Chemischen
Fabrik Elektronwerke in Griesheim
am Main.
Die neuen Wohlfahrtsbauten der Chemischen
Fabrik Elektronwerke in Griesheim am Main
liegen mitten im Arbeiterquartier der Fabrik,
an einer Straßenkreuzung der regelmäßig an-
gelegten Ansiedlung. Eine symmetrisch durch-
geführte Gruppierung verbot sich somit schon
durch die Lage, mehr noch durch die große Ver-
schiedenartigkeit der Betriebe, welche die Bauten
Elektronwerke in Griesheim.
Speisesaal in der Haushaltungsschule.
in feinem Empfinden für die Reize
ihrer Heimat alles daran gelegen, die
neuen Fabrikbauten derart gestalten
zu lassen, daß sie das freundliche
Landschaftsbild möglichst wenig stö-
ren sollten. Wie weit dies gelungen
ist, zeigen die vorliegenden Darstel-
lungen.
Während die beauftragten Archi-
tekten bei den eigentlichen Fabrik-
bauten, deren Grundriß vom Ingenieur
gegeben war, nur die äußere Form zu
geben hatten, handelte es sich bei den
übrigen dargestellten Bauten, dem
Kantinengebäude und den Beamten-
wohnungen, um volle baukünstlerische
Arbeit. Die Häuser stellen sich als
einfache Putzbauten dar; der Haupt-
wert wurde auf sparsame Einteilung
und gute, in den Rahmen der Um-
gebung passende Wirkung gelegt.
Die Herren Scheufeien hatten
aber nicht nur ein Auge darauf, ihrer
Fabrik ein künstlerisches Gepräge zu
geben, sie fanden auch Einfluß auf
die ganze öffentliche Bauweise im
Dorf, um auch hier den malerischen
Reiz desselben nicht stören zu lassen.
Architekt: Hans Bernoulli in Berlin.
Elektronwerke in Griesheim. Architekt: Hans Bernoulli in Berlin.
Tagesraum der Haushaltungsschule.
aufzunehmen hatten: ein Kaufhaus, das dem
Bedarf der Arbeiter der vier Griesheimer
Werke genügen sollte, eine Haushaltungs-
schule für 20 bis 30 Arbeitertöchter, ein Ka-
sino für Arbeiter und Beamte, ein Frauen-
bad, ein Wöchnerinnenheim. An der Straßen-
kreuzung wurde nun ein rechteckiger Platz
mit Kaufhaus, Verwalterwohnung und Kasino
angelegt. Das Kasino wie das Kaufhaus er-
hielten so einen bequemen Zugang, die ganze
Ansiedlung einen Mittelpunkt. Durch Zurück-
setzen der Haushaltungsschule wurde auch
von der andern Seite her dem Kasino eine
bedeutende Lage gesichert. Das Wöchnerin-
nenheim wurde der Haushaltungsschule im
rechten Winkel angeschlossen, um ihm volle
Südlage und die nötige Abgeschlossenheit
zu geben. Das Frauenbad ist im Unterge-
schoß des Wöchnerinnenheims untergebracht,
doch mit eigenem Zugang, so daß der tiefe
Vorgarten des Wöchnerinnenheims nur die-
sem zukommt.
Das Kaufhaus enthält neben dem
großen Verkaufsraum einen Zigarrenladen
und einen vom Hof aus dem Publikum zu-
gänglichen Fischkeller. An das Verkaufslokal
schließen sich die Räume für Expedition
und Handlager, unmittelbar an der Durch-
fahrt und mit Keller und den Magazinen
im ersten und zweiten Obergeschoß durch
zwei Aufzüge verbunden. Den Hof um-
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