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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 26.1910

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9. Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.27775#0090
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1010

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Heft 9


Architekt: Professor Dr. Gabriel von Seidl in München.

Wettbewerbentwurf für das neue Rathaus in Wilmersdorf.
Von der Allgemeinen Städtebauausstellung in Berlin 1910.

wird aus den durch den Wettbewerb erlangten Entwürfen durch
einen außerhalb des Wettbewerbs Stehenden etwas Neues zu-

sammengearbeitet.
Auch hier sei nochmals betont, daß es überflüssig erscheint,
eine öffentliche Ausschreibung zu veranstalten, wo es sich um
eine schon oft behandelte Aufgabe handelt, deren geringer
Umfang sehr viele der jüngsten Architekten zur Teilnahme an-
reizt. So findet man noch häufig Ausschreibungen für kleinere
Schulgebäude, für die weder hinsichtlich ihres Bauplatzes noch
in Bezug auf das Stadtbild eine besondere Lösung zu finden
ist, die den Appell an weitere Kreise rechtfertigen würde.
Solche Wettbewerbe rufen nicht selten eine Beteiligung von
vierhundert und noch mehr Entwürfen hervor. In wie schreien-

dem Mißverhältnis stehen da die geringe Preissumme und der
tatsächliche Erfolg zu der unnütz aufgewendeten Arbeit.
Wenn man den Gründen nachforscht, die solche Aus¬

schreibungen nötig erscheinen ließen, so wird man allerdings
wohl den Einwand gelten lassen müssen, daß man damit oft
altem Vorurteil einer städtischen Verwaltung, die sich in aus-
gefahrenen Geleisen bewege, oder sonstigen durch die örtlich-
persönlichen Verhältnisse bedingten Schwierigkeiten habe be-
gegnen wollen. Immerhin blieben auch solche Ausschreibungen

besser wenigstens auf die in

1. Ober geschoß


Doppelwohnhaus in München, Georgenstr. 99,101.
Architekten: Stengel & Hofer in München.

der Provinz ansässigen Archi-
tekten beschränkt. — Damit
wird keineswegs verkannt,
daß die Wettbewerbe, und
gerade die kleinen, die ge-
ringerer Kraft nicht zu hoch
liegen, eine kaum übertreff-
bare Schule für die erste
Selbstbetätigungund weitere
Selbstschulung bieten. Diese
Aufgabe aber werden sie in
um so höherem Maße und
unter weit geringerer Kräfte-
vergeudung erfüllen, wenn
die oben begründeten Wün-
sche einer recht ausgedehn-
ten Kritik auch auf die besse-
ren der nicht preisgekrönten
oder angekauften Entwürfe
verwirklicht würden. K. R-

Beschreibung der Abbildungen.
Tafel 65 66. Erweiterungsbau des Warenhauses A. Wert-
heim in Berlin.— 1.Preis: Architekten Bauräte Schilling & Qraebner
in Dresden. 2. Preis: Architekten Professor Bruno Schulz und

Karl Roß in Hannover.
Tafel 67. Wohnhaus in München. Architekt: Professor
Emanuel von Seidl in München.
Das Haus, an der Ecke der Prinzregenten- und Wagmüllerstraße ge-
legen, ist mit Ausnahme des Qranitsockels aus Ziegelmauerwerk mit Zement-
und Kalkmörtelputz hergestellt. Der über das Dachgesims aufsteigende
Teil des turmartigen Vorsprungs ist mit Kupferblech verkleidet. Die rauhen
Putzflächen sind in einem dunkleren, die glatten in einem helleren Grau
getönt, das Holzwerk der Fenster rot gestrichen. Im Innern sind in jedem
Stockwerk zwei Wohnungen, deren Einteilung sich aus dem Grundriß
ergibt und deren Ausstattung dem vornehmen Charakter angemessen ist.
Die Bauausführung lag in den Händen des Baumeisters Schratz in München,
auf dessen Grundstück das Haus erbaut ist.
Tafel 68/69. Villa des Herrn Reißer an der Hasenberg-
steige in Stuttgart. — Architekten: EZ/fZ & Steigleder in Stuttgart.
Tafel 70. Entwurf zu einem Landhaus. Architekt: Hans

Bernoulli, B. D. A. in Berlin.

Tafel 71. Doppel wohnhaus in München, Georgenstr.99 101.

Architekten: Stengel & Hofer in München.

Das Gebäude ist nach einer Mittelachse symmetrisch angelegt. Der
klare und zweckentsprechend eingeteilte Grundriß zeigt Wohnungen von
3 und 4 Zimmern nebst reichlichem Zubehör, die, obwohl klein, durch
vornehme Ausstattung herrschaftlichen Charakter bekommen haben. Der
äußere Aufbau ist als ein sehr glücklicher zu bezeichnen. Für seine Aus-
bildung war die Bestimmung der Münchener Bauordnung ausschlaggebend,
wonach Aufbauten über d.“in Hauptgesims nur die Hälfte der Fassaden-
länge an Ausdehnung besitzen dürfen. Die für jedes einzelne Gebäude
zulässigen Aufbauten wurden gegen die Mitte des Doppelhauses zu einem

einzigen, die Gesamtfassade
beherrschenden Aufbau zu-
sammengezogen.
Der durch diesen Auf-
bau begrenzte Fassadenteil ist
als Mittelpartie durch reichere
Gliederung hervorgehoben
und belebt die ziemlich lang-
gestreckte Fassade. Die trotz
ihrer Einfachheit und Flach-
heit starke Wirkung der Fas-
sade wird unterstützt von an
einzelnen Stellen angebrachter
farbiger Behandlung.
Tafel 72. Kirche
in Ach bei Burghausen
a.d. Salzach.— Aufnahme
von CI. Oünzel in Leipzig.

Wohnhaus Architekt: Professor Emanuel
in München. von Seidl in München.


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