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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 26.1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.27775#0365
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1Q10

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Heft 7

lieferung, alles Stammeseigentümliche der Formgebung verwischt und ver-
drängt durch ein heimatloses Formenvolapük, das nie gelebt hat und nie
lebensfähig sein wird.
Das Bild verdüstert sich noch, wenn wir auf das Land hinauskommen.
Die schlechten städtischen Muster werden hier zum Schundartikel, der um
so betrübter wirkt, als er sich zumeist zwischen den Zeugen einer besseren
Vergangenheit breitmacht. Denn während in den Städten die heute be-
nutzten Friedhöfe fast ausschließlich Neuanlagen weit vor den Toren
draußen sind, genügt für das Dorf der Gottesacker von Urväterzeiten her
noch immer. Da kann man denn so recht das rasende Sinken der Kultur
von Jahrzehnt zu Jahrzehnt verfolgen. Die wenigen alten Stadtfriedhöfe
bieten dasselbe Bild. Wer in letzter Zeit den städtischen Gottesacker in
Halle a. S., Nickel Hoffmanns köstliches Werk, aufgesucht hat, wird sich
gleich mir entrüstet haben über die Geschmacksverwilderung, die sich
innerhalb dieser weihevollen Bogenhallen breitmachen darf. Eine große
Anzahl der neuen »Denkmäler« stak glücklicherweise gerade im winter-
lichen Bretterhaus. Sie waren jedenfalls aus Marmor und der Reif einer
deutschen Frühlingsnacht hätte ihnen gefährlich werden können. Die
Grabgewölbe in den Arkaden waren verwahrlost, oder der Phantasie des
Stubenmalers überantwortet. Von den älteren Grabsteinen ist herzlich
wenig mehr übrig, dieses wenige aber so schön, daß man ermessen kann,
welche Kunstschätze hier verschleudert worden sind.
Für gewöhnlich erleben unsere Stadtfriedhöfe aus alter Zeit nur
zweierlei Schicksale. Im günstigen Falle, ausnahmsweise, werden sie zu
Anlagen umgewandelt, zu still beschaulichen Erholungsstätten, deren
Stimmung durch die stehen gebliebenen alten Grabsteine erhöht wird.
Weitaus häufiger aber werden die Friedhöfe zu Bauplätzen, ein poesie-
loses Ende für die Stätte, in der die Gebeine unserer Vorfahren ruhen!
Wir sind eben ein rationelles, aller unpraktischen Sentimentalität bares
Geschlecht. Der alte Friedhof ist als Bauland Millionen wert geworden,
also schlachtet man ihn aus; und dieselbe pietätlose Auffassung redet zu
uns mit beschämender Deutlichkeit aus der Art und Weise, wie wir un-
seren Toten die Gräber schmücken. Für Jahrhunderte, als ein Denkmal,
errichten wir keine Steine mehr. Wer weiß, was in dreißig Jahren aus
dem ganzen Friedhof geworden ist. Also keine unnötigen Unkosten!
Zwar soll es nach etwas aussehen, soll für die nächsten paar Jahre we-
nigstens glänzen und protzen. Viel Zeit und Nachdenken will man aber
auf die leidige Angelegenheit nicht verwenden. Und gar zum Künstler
laufen, um sich mit Mühe und Kosten etwas Originelles gestalten zu
lassen, das wäre doch geradezu überspannt! Glücklicherweise ist ja auch
bereits der Stadtreisende da mit seinem reichhaltigen Grabsteinkatalog.
Die Sachen sind in allen Preislagen fix und fertig zu haben. Gott sei
Dank, man macht es einem heute doch recht bequem, damit man rasch
mit diesen traurigen Formalitäten fertig wird und wieder auf vernünftige
Gedanken kommen kann! — Solche Oberflächlichkeit, die zu den Fragen
der letzten Dinge in keinem, oder nur sehr unbehaglichen Verhältnis steht,
offenbart sich dem feiner Empfindenden überall auf unseren Friedhöfen,
Den Gleichgültigeren erfaßt nur ein unklarer Widerwille gegen die un-
harmonische Ruhestätte seiner Toten und er vergißt möglichst bald den
Weg dorthin. Damit verwischt sich rasch auch der seelische Zusammen-
hang mit den Verstorbenen, und der Großstädter, wurzellos und unstät
durch das Mietwohnungselend, ist abermals um ein Restchen Heimat-
gefühls, vielleicht das letzte, betrogen, das ihm die Scholle noch lieb
machen konnte.
Wenn wir Künstler uns nun bemühen, einer gesunden Friedhofskunst
wieder den Zutritt zu erzwingen, so könnte wohl das Bedenken erhoben
werden, ob wir nicht die Sache am verkehrten Ende anfassen, ob wir
nicht wie Doktor Eisenbart den Scharlachkranken weiß anstreichen wollen.
Denn die schlechte Grabmalindustrie entspringt ja doch einem Mangel an
Herzensbildung und Gefühl im Volke: Also müßte eigentlich zunächst die
Volkserziehung im weitesten Umfange dafür sorgen, daß an Stelle
materialistischer Oberflächlichkeit und Hohlheit wieder Gemütstiefe und
Herzensbildung treten, deren sichtbarer Ausdruck künstlerisches Takt-
gefühl ist.
Gewiß! Die Volkserzieher aller Gattungen müssen auf die Schanzen
gerufen werden, aber wir, die Männer vom Kunsthandwerk, gehören auch
dazu! Denn wenn einerseits das Kunstwerk der Ausdruck der Gesinnung
ist, so wissen wir, daß andrerseits der Geist eines Kunstwerks die Ge-
sinnung beeinflußt und veredelt.
Wie die Gefühlsarmut eines Menschen schuld sein kann an der Öde
eines Grabschmucks, so kann die stumme Sprache eines ernsten, künst-
lerisch empfundenen Grabsteins den Weg zum Herzen eines solchen Men-
schen freimachen.
Darum müssen wir dem Volke gute Kunst aufnötigen, wenn es sein
muß, zwangsweise ! Gute Raumkunst, behagliche Schul- und Werkstatt-
räume, ausgewählten Wandschmuck, vernünftiges Hausgerät, gefällige Ge-
wandung und schließlich auch weihevolle Friedhofskunst.
Der Friedhof ist so ziemlich das letzte Gebiet angewandter Kunst, auf
dem im Vergleich zu seiner Ausdehnung noch so gut wie nichts geleistet
worden ist. Ich unterschätze die paar rühmlichen Ausnahmen gewiß nicht,
aber selbst Grässels Werke, die Münchner Friedhöfe, gewiß ein leuchten-
des Vorbild, sind bis auf den heutigen Tag eine Geschmacksinsel ge-
blieben. Sodann die Arbeiten Dr. von Grolmanns und der Wiesbadener
Gesellschaft und ihre Nachahmungen, endlich die Grabmalkunstausstellungen
der letzten Jahre und die bedeutsame, nur etwas allzu platonisch gefaßte
Resolution der 2. Jahresversammlung des Deutschen Werkbundes. Das ist
alles schön und wertvoll, aber es ist nur ein Anfang. Die Ausstellungen
regen das Interesse an, wenigstens bei denen, die schon vorher Interesse
haben. Die Werkstätten liefern gute Grabsteine den wenigen, die solche
suchen, und zwar wohl ausschließlich den oberen Gesellschaftsschichten.
Damit, daß vereinzelt auf trostlos langweiligen städtischen Friedhöfen
da und dort einmal ein anständiger Stein sich erhebt, erdrückt und
erstickt von der schlechten Ware und Anpflanzung ringsum, damit ist
nichts getan. Und aufs Land, auf die malerischen alten, der schofel-
sten Industrie überlassenen Dorfkirchhöfe dringen diese Werke über-
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