ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU
Heft 7
1910
Bremer Grabkunst-Ausstellung des letzten Jahres gegeben. Doch waren
die Pastoren der Meinung gewesen, unsre dort gezeigte Kunst sei zu
heidnisch oder doch zu unchristlich, sie müßten als Leitmotiv das Kreuz
verlangen. Da andrerseits die stehende Sandsteinplatte der uralten, bis
auf unsre Tage fortgeführten Überlieferung Niedersachsens entspricht, so
erwuchs uns die anziehende Aufgabe, durch Vereinigung des Kreuzmotivs
mit der stehenden Platte neue und doch heimatlich vertraute Formen zu
schaffen.
Und so wird jeder deutsche Gau einen charakteristischen Formen-
schatz zu bewahren und weiterzuentwickeln haben. Die Vorbilderhefte
sollen nicht internationales Allgemeingut sein, ähnlich den Katalogen der
Grabsteinfabriken, sondern sie sollen sich im Gegensatz dazu aus-
gesprochenerweise in landschaftlich engen Grenzen halten.
Damit scheine ich mich gegen Einrichtungen wie die Wiesbadener
Gesellschaft oder wie die Berliner Werkstätten zu wenden. Dies ist aber
nur teilweise meine Absicht: die Berliner Werkstätten haben den Berliner
Markt im Auge und denken gewiß nicht an einen Massenvertrieb ihrer
Steine in der Provinz. Für Berlin aber, die stillose Riesenstadt, in der
Leute aus allen Gegenden zusammengedrängt sind, wirken sie unendlich
segensreich dadurch, daß sie künstlerisch reife, durch eine fachmännische
Jury sorgfältig ausgewählte Arbeiten verbreiten.
Der Wiesbadener Gesellschaft kann ich bei aller Anerkennung ihrer
bahnbrechenden Tätigkeit dasselbe uneingeschränkte Lob deshalb nicht
spenden, weil in ihr neben der idealen Oberströmung eine sehr aus-
gesprochene geschäftsmäßige Unterströmung auf Expansion, auf
Eroberung des deutschen Friedhofs überhaupt hinarbeitet.
Man fühlt sich aber unangenehm berührt, wenn man denselben
künstlerisch eigenartigen Grabstein in Frankfurt a. M. stehen sieht, den
man vorher schon in Leipzig, Hamburg u. a. O. angetroffen hat. Und
ich würde es für ein Unglück halten, wenn die deutschen Friedhöfe
schließlich von einigen wenigen Kunstzentralen aus mit Grabsteinen ver-
sorgt würden.
7. Alljährlich sollen in der Nähe der Friedhöfe oder besser noch
auf diesen selbst Ausstellungen guter Friedhofskunst veranstaltet werden.
Besonders erfreulich wäre es, wenn es gelänge, solche Ausstellungen
zu dauernden Einrichtungen zu machen. Eine Anlage, wie sie vor zwei
Jahren im Hofe des Berliner Kunstgewerbemuseums von Professor Seeck
und Direktor Jessen geschaffen war, hätte gar nicht wieder geschlossen
werden sollen. Wenn man dazu einige alte Grabsteine und Kreuze aus
den Museen hervorholen und zwischen den neuen Leistungen aufstellen
würde, so wüßte ich nicht, wie sie ihren Zweck, Vorbild und Maßstab
zu sein, besser erfüllen könnten.
8. Dies alles gilt hauptsächlich für die gr o ß e n Städt e. Mit beson-
derer Sorgfalt müßte man sich aber auch den Friedhöfen der Dörfer und
der Landstädtchen zuwenden. Es muß erreicht werden, daß jeder Land-
pastor von Amts wegen gehalten ist, über die Schönheit des ihm anvertrauten
Friedhofs zu wachen, wie über ein Heiligtum. Es muß erreicht werden,
daß jeder Pastor von Amts wegen auf die Friedhofskunstkommission der
nächsten Stadt aufmerksam gemacht und verpflichtet wird, sich dort Rat
zu holen und für die Verbreitung und Anwendung der von dort ausgehenden
Ideen einzutreten.
9. Müßten Wanderredner von Dorf zu Dorf ziehen, um durch an-
regende Vorträge das Interesse der Landbevölkerung an ihren Friedhöfen
wieder zu erwecken.
10. Endlich wäre noch zu versuchen, besonders wertvolle und malerische
alte Friedhofsanlagen vor Zerstörung und Veränderung dadurch zu retten,
daß man sie der Gemeinde als eine Art Freiluftmuseen überantwortet und
sie —- vielleicht durch klingende Unterstützung — dadurch veranlaßt, neue
Gräberfelder an andern Stellen anzulegen.
So ergibt sich für die Friedhofskunst-Sachverständigenkommissionen,
wenn sie erst einmal da sein werden, allerlei nützliche Arbeit. Vielleicht
wird mancher noch weitere Punkte zu diesem Arbeitsprogramm beizu-
steuern haben, dann möchte ich bitten, daß er es tue. Ich erlaube mir
zunächst einmal den Antrag zu stellen: Der Verbandstag wolle beschließen,
daß zur Hebung der Friedhofskunst die geschilderte Organisation ins Leben
gerufen und mit einem Arbeitsprogramm beauftragt werde, wie es sich
aus meinen Ausführungen ergibt.
Der Vortrag wurde von der Versammlung mit lebhaftem Beifall belohnt,
und der Schlußantrag nach einer angeregten Aussprache, in der auch die
Schaffung billigsten, künstlerisch einwandfreien Grabschmucks berücksich-
tigt wurde, einstimmig angenommen.
MO5AIK-VERGLA5UNG
gibt Fenstern im auffallenden Lichte die
Wirkung goldschimmernder Mosaiken
n°s PUHIaWAGNER
J mit„Natas-
Verdunstungs-
Haken
Verdunstungsgefäss für Zentralheizungen!
Wirksamste Verdunstung-Leichtes Nach füllen-Unsichtbar aufzuhängen
Wilh.Jul.Teufel Abt.,,Nata^Fabrikate, Stuttgart.
für Rippenelemente für Heizschlangen
zweckmässigstes und einfachstes
DE.P.angem. D.R.G.M. DE.dl. Sch.
eing. IVz. Auslandspatente
Moderne Entstaubungsanlagen
für Wohnhäuser
Spezialität: Krankenhäuser
Wasche die StaubluffI
nach
System Aerzen
Aerzener Maschinenfabrik
G. m. b. H.
Gegr. 1864 ß CTZCn-HtMieln Gegr. 1864
Zweigbüro: Düsseldorf, Scheurenstr. 5.
C. LEDDIHN
Architektur - Antiquariat
Berlin W, Potsdamerstraße 50.
Lager - Katalog zu Diensten. Ankauf
ganzer Bibliotheken u. einzelner Werke.
Heft 7
1910
Bremer Grabkunst-Ausstellung des letzten Jahres gegeben. Doch waren
die Pastoren der Meinung gewesen, unsre dort gezeigte Kunst sei zu
heidnisch oder doch zu unchristlich, sie müßten als Leitmotiv das Kreuz
verlangen. Da andrerseits die stehende Sandsteinplatte der uralten, bis
auf unsre Tage fortgeführten Überlieferung Niedersachsens entspricht, so
erwuchs uns die anziehende Aufgabe, durch Vereinigung des Kreuzmotivs
mit der stehenden Platte neue und doch heimatlich vertraute Formen zu
schaffen.
Und so wird jeder deutsche Gau einen charakteristischen Formen-
schatz zu bewahren und weiterzuentwickeln haben. Die Vorbilderhefte
sollen nicht internationales Allgemeingut sein, ähnlich den Katalogen der
Grabsteinfabriken, sondern sie sollen sich im Gegensatz dazu aus-
gesprochenerweise in landschaftlich engen Grenzen halten.
Damit scheine ich mich gegen Einrichtungen wie die Wiesbadener
Gesellschaft oder wie die Berliner Werkstätten zu wenden. Dies ist aber
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Markt im Auge und denken gewiß nicht an einen Massenvertrieb ihrer
Steine in der Provinz. Für Berlin aber, die stillose Riesenstadt, in der
Leute aus allen Gegenden zusammengedrängt sind, wirken sie unendlich
segensreich dadurch, daß sie künstlerisch reife, durch eine fachmännische
Jury sorgfältig ausgewählte Arbeiten verbreiten.
Der Wiesbadener Gesellschaft kann ich bei aller Anerkennung ihrer
bahnbrechenden Tätigkeit dasselbe uneingeschränkte Lob deshalb nicht
spenden, weil in ihr neben der idealen Oberströmung eine sehr aus-
gesprochene geschäftsmäßige Unterströmung auf Expansion, auf
Eroberung des deutschen Friedhofs überhaupt hinarbeitet.
Man fühlt sich aber unangenehm berührt, wenn man denselben
künstlerisch eigenartigen Grabstein in Frankfurt a. M. stehen sieht, den
man vorher schon in Leipzig, Hamburg u. a. O. angetroffen hat. Und
ich würde es für ein Unglück halten, wenn die deutschen Friedhöfe
schließlich von einigen wenigen Kunstzentralen aus mit Grabsteinen ver-
sorgt würden.
7. Alljährlich sollen in der Nähe der Friedhöfe oder besser noch
auf diesen selbst Ausstellungen guter Friedhofskunst veranstaltet werden.
Besonders erfreulich wäre es, wenn es gelänge, solche Ausstellungen
zu dauernden Einrichtungen zu machen. Eine Anlage, wie sie vor zwei
Jahren im Hofe des Berliner Kunstgewerbemuseums von Professor Seeck
und Direktor Jessen geschaffen war, hätte gar nicht wieder geschlossen
werden sollen. Wenn man dazu einige alte Grabsteine und Kreuze aus
den Museen hervorholen und zwischen den neuen Leistungen aufstellen
würde, so wüßte ich nicht, wie sie ihren Zweck, Vorbild und Maßstab
zu sein, besser erfüllen könnten.
8. Dies alles gilt hauptsächlich für die gr o ß e n Städt e. Mit beson-
derer Sorgfalt müßte man sich aber auch den Friedhöfen der Dörfer und
der Landstädtchen zuwenden. Es muß erreicht werden, daß jeder Land-
pastor von Amts wegen gehalten ist, über die Schönheit des ihm anvertrauten
Friedhofs zu wachen, wie über ein Heiligtum. Es muß erreicht werden,
daß jeder Pastor von Amts wegen auf die Friedhofskunstkommission der
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zu holen und für die Verbreitung und Anwendung der von dort ausgehenden
Ideen einzutreten.
9. Müßten Wanderredner von Dorf zu Dorf ziehen, um durch an-
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zunächst einmal den Antrag zu stellen: Der Verbandstag wolle beschließen,
daß zur Hebung der Friedhofskunst die geschilderte Organisation ins Leben
gerufen und mit einem Arbeitsprogramm beauftragt werde, wie es sich
aus meinen Ausführungen ergibt.
Der Vortrag wurde von der Versammlung mit lebhaftem Beifall belohnt,
und der Schlußantrag nach einer angeregten Aussprache, in der auch die
Schaffung billigsten, künstlerisch einwandfreien Grabschmucks berücksich-
tigt wurde, einstimmig angenommen.
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