1910
ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU
Heft 9
Schulhaus mit zwei Lehrerwohnungen für Wüstenrot.
Architekt; Baurat A. Knoblauch in Stuttgart,
tekt K. Straub, mit Zeichnungen der Architekten Prof. E. Honig,
K. Söldner, G. Steinlein und K. Straub. Herausgegeben vom
Verein zur Hebung des Fremdenverkehrs in Nördlingen. E. V. Preis
50 Pfg.
Das prächtige alte Reichsstädtchen mit seinem Schatz alter Baudenk-
mäler und reizvollster Straßenbilder hat im vorliegenden Führer eine weit
über das gewöhnliche Maß hinausgehende Darstellung in meisterhaften
Künstlerzeichnungen und dadurch wohlverdienten allseitigen Beifall ge-
funden.
Mauerwerksuntersuchungen. Von Professor Hermann Germer, Ingenieur,
Oberlehrer an der Kgl. Baugewerkschule zu Frankfurt a. O. Verlag der
Tonindustrie-Zeitung, G.m.b.H. Berlin 1910. 2 Teile, 68 S. Text und 38
Tafeln. Preis gebunden 6 Mk.
Notizen.
Von der Tätigkeit des Vereins für Niedersächsisches Volkstum
in Bremen gibt dessen 5. Jahresbericht ein erfreuliches Bild. Die umfassende
Wirksamkeit zum Schutz und zur Pflege der künstlerischen Überlieferung
und heimischen Eigenart durch die Meisterkurse, durch Vorträge, Gutachten,
Eingaben und Planbearbeitungen hat manche dankenswerte Erfolge gezeitigt.
Von den Bauentwurfsarbeiten sind zwölf zur Ausführung angenommen
worden. Ein Flugblatt, »Gesichtspunkte, welche bei der Aufstellung eines
Ortsstatuts für Dörfer und Flecken im niedersächsischen Gebiete zu berück-
sichtigen sind« wird voraussichtlich der Anstoß sein, daß in absehbarer
Zeit eine ganze Reihe von Ortschaften ein Ortsstatut aufstellen, nachdem
der Kreis Jork bereits mit gutem Beispiel vorangegangen ist. Von beson-
derer Bedeutung waren die Bemühungen um die Schaffung eines städte-
baukünstlerisch guten Plans für die Stadterweiterung von Bremerhafen,
die noch in letzter Stunde dazu führten, daß die Nachbarstädte Bremer-
hafen-Lehe an Stelle schematischer, in mangelhafter Verbindung unter-
einander stehender Pläne einheitliche zeitgemäße Bebauungspläne aufstellen.
Erfreulichen Erfolg brachte auch die Bautätigkeit in der Ortsgruppe Worps-
wede, die vornehmlich auf Ausbildung einer ästhetisch und praktisch ein-
wandfreien billigsten Bauform für kleinere Einfamilienhäuser und Einführung
des feuersicheren Strohdachs gerichtet war. Von der Ortsgruppe Scheeßel
wurden 10 Dachdeckern der Gegend die Kosten für die Teilnahme an dem
Worpsweder Unterrichtskurs über die Herstellung und die Eindeckung feuer-
sicheren Strohes vergütet.
Für die ländlichen Werk-
stätten soll ein Vorbilderheft
mit guten und noch heute
brauchbaren alten, sowie
von Künstlern entworfenen
neuen Möbeln und Geräten
von bodenständigen For-
men vorbereitet werden.
Für das ländliche Krieger-
denkmal, durch dessen un-
künstlerische Ausführung so
viele schöne Dorfplätze ver-
unstaltet werden, hat Pro-
fessor E. Högg in dem für
Brockel entworfenen, durch
die Bildhauer Rebhan &
Lüdecke ausgeführten, eine
vorbildliche Lösung gege-
ben, die wir nebenstehend
wiedergeben.
Zur Förderung hei-
mischer Bauweise in der
Provinz Brandenburg hat
der Berliner Architek-
ten-Verein einen „Aus-
schuß für das Bauwesen in
Stadt und Land“ eingesetzt,
der durch Lichtbildervor-
träge und Flugblätter, durch
Abhaltung von Unterrichts-
Kriegerdenkmal Architekt: Professor Emil Högg kursen für Baugewetbe-
. für Brockel. in Bremen. treibende usw. für die Er¬
haltung und Wiederbelebung der alten Überlieferung im Gegensatz zur
immer weiter sich ausbreitenden „Vorortbaukunst“ eintreten wird. Eine
Beratungstelle für alle hierher gehörenden Fragen ist geschaffen zur Be-
gutachtung und Umarbeitung von Bauentwürfen, Aufstellung von Be-
bauungsplänen, Erlaß von Ortsstatuten auf Grund des Gesetzes gegen die
Verunstaltung usw., in denen namentlich kleinere Gemeinden, denen
entsprechende technische Hilfskräfte nicht zur Verfügung stehen, sich Rat
holen können.
Grundstückspreise in London und New York. Angesichts der
bei uns immer wieder angestaunten Grundstückspreise einzelner bevorzugter
Lagen in Berlin ist ein Vergleich mit Londoner und New Yorker Grund-
stückspreisen gewiß von Interesse. Wie die Times kürzlich berichteten,
stehen in London die Grundstücke in der Nähe von Stock Exchange, zwischen
Throgmortonstreet, Lombardstreet, Birchinlane und Finchlane am höchsten
im Preise. Dort werden für den Quadratfuß 70—100 Pfund Sterling bezahlt,
letzteres allerdings nur in Ausnahmefällen, wo es sich um die Abrundung
eines Grundstücks handelt. 70 Pfund Sterling (1435 Mk.) für den'Quadrat-
fuß sind aber 15 431 Mk. für den Quadratmeter oder 218 811,58 Mk. für die
Quadratrute, während in Berlin als höchste je erzielte Preise 40—50000 Mk.
für die Quadratrute genannt werden. In New York ist ein kleines Stückchen
von 1825 Quadratfuß = 11,9 Quadratruten (169,7 qm) in der City an der
Ecke der Wall- und Nassaustraße für 167 Pfund (3362 Mk.) für den Quadrat-
fuß verkauft worden, das sind 36 150,50 Mk. für den Quadratmeter oder
512 634,09 Mk. für die Quadratrute! Bei solchen Bodenpreisen ist es natürlich
kein Wunder, wenn Bauten, die Millionen gekostet haben, ohne weiteres
wieder abgerissen werden, wenn sich eine größere Ausnutzungsmöglich-
keit zeigt. So soll das 19stöckige Gebäude, welches auf dem erwähnten
Grundstücke seit 12 Jahren steht und über 2 Millionen Mk. gekostet hat,
jetzt durch ein 32stöckiges ersetzt werden. Ein anderes Grundstück in
der Fifth Avenue ist für 96000 Pfund oder 50 Pfund (1025 Mk.) für den
Quadratfuß verkauft worden, womit das Zehnfache des Preises erzielt
wurde, der 1878 dafür gezahlt war. tz.
Von den Aufnahmen des Bürgerhauses in der Schweiz sollen
noch in diesem Jahre St. Gallen, einschließlich Bodenseeufer und Kanton
Appenzell, 1911 und 1912 Genf und Schwyz, 1913 Bern (1. Teil) fertig-
gestellt werden.
Deutsche Normen für einheitliche Lieferung und Prüfung von
Portlandzement und von Eisenportlandzement sind als Ergebnis mehr-
jähriger, auf Veranlassung des Vereins Deutscher Portlandzementfabri-
kanten und des Vereins Deutscher Eisenportlandzementwerke durchgeführ-
ter vergleichender Versuche durch Erlaß des preußischen Ministers der
öffentlichen Arbeiten vom 16. März 1910 an Stelle der »Normen für ein-
heitliche Lieferung und Prüfung von Portlandzement« 1887 gesetzt. Die
neuen Normen sind in Nr. 28 des »Zentralblatt der Bauverwaltung« ab-
gedruckt.
Ausstellungen. In Posen findet 1911 eine Ostdeutsche Aus-
stellung statt, in Schwerin eine Mecklenburgische Landes-
Industrie- und Gewerbeausstellung. — In Odessa findet vom
28. Mai bis 14. Oktober d. J. eine von der Kaiserl. Russischen Technischen
Gesellschaft veranstaltete Industrie-, Gewerbe- und Kunstausstellung, ver-
bunden mit Landwirtschaftsausstellung, statt, zu der auch nichtrussische
Aussteller eingeladen werden. — In Riga findet vom 28. Juli bis 28. Sep-
tember d. J. in den Räumen des Kunstmuseums eine internationale
photographische Ausstellung statt.
Eine Beratungsstelle für Heizungs- und Lüftungsanlagen ist
vom Verband Deutscher Zentralheizungs-Industrieller in
Berlin W, Linkstraße 29, errichtet. Sie steht unter Leitung des technischen
Beirates des Verbandes, Dipl.-Ingenieur H. Recknagel, und ist dazu be-
stimmt, Architekten wie Bauherren gebührenfrei mündliche oder schrift-
liche Auskunft zu erteilen.
ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU
Heft 9
Schulhaus mit zwei Lehrerwohnungen für Wüstenrot.
Architekt; Baurat A. Knoblauch in Stuttgart,
tekt K. Straub, mit Zeichnungen der Architekten Prof. E. Honig,
K. Söldner, G. Steinlein und K. Straub. Herausgegeben vom
Verein zur Hebung des Fremdenverkehrs in Nördlingen. E. V. Preis
50 Pfg.
Das prächtige alte Reichsstädtchen mit seinem Schatz alter Baudenk-
mäler und reizvollster Straßenbilder hat im vorliegenden Führer eine weit
über das gewöhnliche Maß hinausgehende Darstellung in meisterhaften
Künstlerzeichnungen und dadurch wohlverdienten allseitigen Beifall ge-
funden.
Mauerwerksuntersuchungen. Von Professor Hermann Germer, Ingenieur,
Oberlehrer an der Kgl. Baugewerkschule zu Frankfurt a. O. Verlag der
Tonindustrie-Zeitung, G.m.b.H. Berlin 1910. 2 Teile, 68 S. Text und 38
Tafeln. Preis gebunden 6 Mk.
Notizen.
Von der Tätigkeit des Vereins für Niedersächsisches Volkstum
in Bremen gibt dessen 5. Jahresbericht ein erfreuliches Bild. Die umfassende
Wirksamkeit zum Schutz und zur Pflege der künstlerischen Überlieferung
und heimischen Eigenart durch die Meisterkurse, durch Vorträge, Gutachten,
Eingaben und Planbearbeitungen hat manche dankenswerte Erfolge gezeitigt.
Von den Bauentwurfsarbeiten sind zwölf zur Ausführung angenommen
worden. Ein Flugblatt, »Gesichtspunkte, welche bei der Aufstellung eines
Ortsstatuts für Dörfer und Flecken im niedersächsischen Gebiete zu berück-
sichtigen sind« wird voraussichtlich der Anstoß sein, daß in absehbarer
Zeit eine ganze Reihe von Ortschaften ein Ortsstatut aufstellen, nachdem
der Kreis Jork bereits mit gutem Beispiel vorangegangen ist. Von beson-
derer Bedeutung waren die Bemühungen um die Schaffung eines städte-
baukünstlerisch guten Plans für die Stadterweiterung von Bremerhafen,
die noch in letzter Stunde dazu führten, daß die Nachbarstädte Bremer-
hafen-Lehe an Stelle schematischer, in mangelhafter Verbindung unter-
einander stehender Pläne einheitliche zeitgemäße Bebauungspläne aufstellen.
Erfreulichen Erfolg brachte auch die Bautätigkeit in der Ortsgruppe Worps-
wede, die vornehmlich auf Ausbildung einer ästhetisch und praktisch ein-
wandfreien billigsten Bauform für kleinere Einfamilienhäuser und Einführung
des feuersicheren Strohdachs gerichtet war. Von der Ortsgruppe Scheeßel
wurden 10 Dachdeckern der Gegend die Kosten für die Teilnahme an dem
Worpsweder Unterrichtskurs über die Herstellung und die Eindeckung feuer-
sicheren Strohes vergütet.
Für die ländlichen Werk-
stätten soll ein Vorbilderheft
mit guten und noch heute
brauchbaren alten, sowie
von Künstlern entworfenen
neuen Möbeln und Geräten
von bodenständigen For-
men vorbereitet werden.
Für das ländliche Krieger-
denkmal, durch dessen un-
künstlerische Ausführung so
viele schöne Dorfplätze ver-
unstaltet werden, hat Pro-
fessor E. Högg in dem für
Brockel entworfenen, durch
die Bildhauer Rebhan &
Lüdecke ausgeführten, eine
vorbildliche Lösung gege-
ben, die wir nebenstehend
wiedergeben.
Zur Förderung hei-
mischer Bauweise in der
Provinz Brandenburg hat
der Berliner Architek-
ten-Verein einen „Aus-
schuß für das Bauwesen in
Stadt und Land“ eingesetzt,
der durch Lichtbildervor-
träge und Flugblätter, durch
Abhaltung von Unterrichts-
Kriegerdenkmal Architekt: Professor Emil Högg kursen für Baugewetbe-
. für Brockel. in Bremen. treibende usw. für die Er¬
haltung und Wiederbelebung der alten Überlieferung im Gegensatz zur
immer weiter sich ausbreitenden „Vorortbaukunst“ eintreten wird. Eine
Beratungstelle für alle hierher gehörenden Fragen ist geschaffen zur Be-
gutachtung und Umarbeitung von Bauentwürfen, Aufstellung von Be-
bauungsplänen, Erlaß von Ortsstatuten auf Grund des Gesetzes gegen die
Verunstaltung usw., in denen namentlich kleinere Gemeinden, denen
entsprechende technische Hilfskräfte nicht zur Verfügung stehen, sich Rat
holen können.
Grundstückspreise in London und New York. Angesichts der
bei uns immer wieder angestaunten Grundstückspreise einzelner bevorzugter
Lagen in Berlin ist ein Vergleich mit Londoner und New Yorker Grund-
stückspreisen gewiß von Interesse. Wie die Times kürzlich berichteten,
stehen in London die Grundstücke in der Nähe von Stock Exchange, zwischen
Throgmortonstreet, Lombardstreet, Birchinlane und Finchlane am höchsten
im Preise. Dort werden für den Quadratfuß 70—100 Pfund Sterling bezahlt,
letzteres allerdings nur in Ausnahmefällen, wo es sich um die Abrundung
eines Grundstücks handelt. 70 Pfund Sterling (1435 Mk.) für den'Quadrat-
fuß sind aber 15 431 Mk. für den Quadratmeter oder 218 811,58 Mk. für die
Quadratrute, während in Berlin als höchste je erzielte Preise 40—50000 Mk.
für die Quadratrute genannt werden. In New York ist ein kleines Stückchen
von 1825 Quadratfuß = 11,9 Quadratruten (169,7 qm) in der City an der
Ecke der Wall- und Nassaustraße für 167 Pfund (3362 Mk.) für den Quadrat-
fuß verkauft worden, das sind 36 150,50 Mk. für den Quadratmeter oder
512 634,09 Mk. für die Quadratrute! Bei solchen Bodenpreisen ist es natürlich
kein Wunder, wenn Bauten, die Millionen gekostet haben, ohne weiteres
wieder abgerissen werden, wenn sich eine größere Ausnutzungsmöglich-
keit zeigt. So soll das 19stöckige Gebäude, welches auf dem erwähnten
Grundstücke seit 12 Jahren steht und über 2 Millionen Mk. gekostet hat,
jetzt durch ein 32stöckiges ersetzt werden. Ein anderes Grundstück in
der Fifth Avenue ist für 96000 Pfund oder 50 Pfund (1025 Mk.) für den
Quadratfuß verkauft worden, womit das Zehnfache des Preises erzielt
wurde, der 1878 dafür gezahlt war. tz.
Von den Aufnahmen des Bürgerhauses in der Schweiz sollen
noch in diesem Jahre St. Gallen, einschließlich Bodenseeufer und Kanton
Appenzell, 1911 und 1912 Genf und Schwyz, 1913 Bern (1. Teil) fertig-
gestellt werden.
Deutsche Normen für einheitliche Lieferung und Prüfung von
Portlandzement und von Eisenportlandzement sind als Ergebnis mehr-
jähriger, auf Veranlassung des Vereins Deutscher Portlandzementfabri-
kanten und des Vereins Deutscher Eisenportlandzementwerke durchgeführ-
ter vergleichender Versuche durch Erlaß des preußischen Ministers der
öffentlichen Arbeiten vom 16. März 1910 an Stelle der »Normen für ein-
heitliche Lieferung und Prüfung von Portlandzement« 1887 gesetzt. Die
neuen Normen sind in Nr. 28 des »Zentralblatt der Bauverwaltung« ab-
gedruckt.
Ausstellungen. In Posen findet 1911 eine Ostdeutsche Aus-
stellung statt, in Schwerin eine Mecklenburgische Landes-
Industrie- und Gewerbeausstellung. — In Odessa findet vom
28. Mai bis 14. Oktober d. J. eine von der Kaiserl. Russischen Technischen
Gesellschaft veranstaltete Industrie-, Gewerbe- und Kunstausstellung, ver-
bunden mit Landwirtschaftsausstellung, statt, zu der auch nichtrussische
Aussteller eingeladen werden. — In Riga findet vom 28. Juli bis 28. Sep-
tember d. J. in den Räumen des Kunstmuseums eine internationale
photographische Ausstellung statt.
Eine Beratungsstelle für Heizungs- und Lüftungsanlagen ist
vom Verband Deutscher Zentralheizungs-Industrieller in
Berlin W, Linkstraße 29, errichtet. Sie steht unter Leitung des technischen
Beirates des Verbandes, Dipl.-Ingenieur H. Recknagel, und ist dazu be-
stimmt, Architekten wie Bauherren gebührenfrei mündliche oder schrift-
liche Auskunft zu erteilen.