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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 26.1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.27775#0386
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Architektonische Rundschau

3. Beilage zu Heft 9. 1910

Alleinige Inseratenannahme bei Rudolf Mosse, Annoncen-Expedition für sämtliche
Zeitungen Deutschlands und des Auslandes, Stuttgart, Berlin, Breslau, Dresden,
Düsseldorf, Frankfurt a. M., Hamburg, Köln, Leipzig, Magdeburg, München,
■ Nürnberg, Prag, Strassburg, Wien, Zürich z====

Insertionspreis 25 Pf. für die
□ viergespaltene Petitzeile g

Weinberghaus bei Groß-Jena.

Weinberghaus bei Naumburg.

Weinberghaus bei Naumburg.

Dresden, Verlag von Gerhard Kühtmann, 1910.

(

Weinberghaus bei Stendorf.

Figuren umgeben. Das dazu gehörige Pförtchen
(siehe unten) ist, wie eine Inschrift auf der Rück-
seite besagt, von dem Obengenannten 1722 erbaut.
Leider ist an den Weinberghäuschen, wie
an so manchen Architekturwerken, in den letzten
Jahrzehnten stark gesündigt worden. Wie sehen
jetzt viele der Häuschen aus? An drei Seiten
vorgeklebte Veranden, gußeiserne Käfige, im
Katalogrenaissancestil.
Und jetzt die neueren aus dem Ende des
19. Jahrhunderts. Ach — nur ein paar Worte
hierüber. Alle Stilarten, morgen- und abend-
ländische , chinesische nicht ausgeschlossen!

alten Saale,
eines dieser
klettern die
hinauf und
einer türki-
»en mi-

Droben auf dem schönen
Rebenhange, hoch über
der lieben
»grüßt« uns
Sorte. Wir
200 Stufen
stehen vor
sehen Moschee,
niature« selbstverständ¬
lich. Drinnen kredenzt
eine würdige Matrone
ihrem ebenso würdigen,
sichtlich gut deutschen
Eheherrn ein Gläschen
Selbstgezogenen, und muntere Enkel singen »Deutschland, Deutschland
über alles«. Wohlgemerkt in einer türkischen Moschee. Wo bleibt da
unsere Heimatkunst?
Hoffentlich halten diese Surrogate nicht so lange stand wie unsere
gut deutschen Häuschen, daß sie wenigstens in absehbarer Zeit ver-
schwinden. Dann werden unsere Rebenhänge unseren Nachkommen ein
Stückchen Baugeschichte überliefern, klein aber fein. H. \V.

Bücherbesprechungen.
Holzgedeckte Landkirchen in der Normandie. Von Dr.-Ing. Fritz Kösser.
Mit 160 Abbildungen.
Preis 8 Mk.
Verfasser gibt die
Früchte einer zu die¬
sem besondern Zwecke
unternommenen Stu¬
dienreise in der Be¬
schreibung einer Reihe
höchst bemerkenswer¬
ter Kirchen namentlich
aus der Gegend von
Caen, die in einer
großen Anzahl sorg¬
fältiger Aufnahmezeich¬
nungen und guten
Photographieen dar¬
gestellt sind. Er gibt
damit eine anschau¬
liche Übersicht von
dem vielseitigen Reich¬
tum an bemerkenswer¬
ten Gruppierungen,
trefflichen Konstruktio¬
nen und schönen Ein¬
zelheiten, welche diese
kleinen Kirchen auf¬
weisen.
Merksätze für den
Betonbau. Verlag
der Tonindustrie-Zei¬
tung, G.m.b.H., Ber¬
lin NW, 1910. Preis
75 Pf.

Weinberghäuser.
Wer unweit des alten Naumburg das Saale-
tal durchwandert, wird durch manches reizende
Landschaftsbild erfreut. Nicht nur »auf den Bergen
die Burgen«, nein, auch etwas Kleineres wird dem
»Sehenden« auffallen. Weinberghäuser sind’s in
lustigster Anordnung. Die Abhänge sind wie
besät damit, alle erdenklichen Formen, vier-, fünf-,
sechs- und mehreckige, ovale und runde, im male-
rischsten Durcheinander. Hier steht eines auf der
höchsten Spitze eines Abhanges, den Umblick

beherrschend; dort lugt
eines nur noch mit dem
Dache hinter den Flie-
derbüschen und Hecken
hervor, uns mit seinen
Fledermausluken scheinbar
freundlich anblinzelnd.Wie-
der ein anderes wendet
seine Giebelseite einem
schmalen Weinbergsteig
zu. Steinbänke vor der Tür
laden zum Ausruhen und
Beschauen ein.
Überall erschließen
uns den Häuschen weit
vorgelagerte Terrassen die schönsten Umblicke, dank der geschickten Aus-
wahl des Platzes und Anpassung der Häuschen an die Umgebung.
Die ältesten stammen, wie wir an einigen schön erhaltenen Beispielen
sehen, aus der Renaissancezeit. Hauptsächlich sind es jedoch im 17. und
18. Jahrhundert entstandene einfache Häuschen der Weinbauern. Ursprüng-
lich wohl nur zur Aufbewahrung von Arbeitsgeräten bestimmt, haben sie
sich mit der Zeit zu kleinen Lusthäuschen entwickelt. Die wohlhabenden
Bürger der naheliegenden Städte wollten die heißen Sommertage außer-
halb der Stadt zubringen, legten sich Gärten an oder kauften sich Wein-
berge. So entstand zu dieser Zeit manches schöne Barockhäuschen mit
vielen, oft allzuvielen Schnörkeln und Amoretten. Uns am meisten zu-
sagend sind jedenfalls die Häuschen unsrer Großväter. Einfach und
sachlich, ganz wie
wir heute wieder
bauen — wollen. Die
beigegebenen Ab-
bildungen sind denn
auch meist Skizzen
von Häuschen dieser
Zeit mit Ausnahme
des einen, dessen
Türbogen die Jahres-
zahl 1672 trägt. Von
dem in Groß-Jena
berichtet uns eine
Urkunde, daß um
1720 der »hochfürst-
liche S. Weissenf.
Geheime Camerier
und Hof-Jubelier-
auchKauff- und Han-
delsmann Johann
Christian Steinauer«
denWeinberg besaß,
der dann auch jeden-
falls um diese Zeit
auf der höchsten
Spitze des Hanges
das Häuschen er-
baute. Dieses selbst
ist von einer großen
Terrasse mit vielen
schönen Vasen und





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