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Stadtbücher aus der Mittelslowakei
ILPO TAPANI PIIRAINEN
(Universität Jyväskylä, Finnland)
I- Städtewesen und Stadtrechte
Im 13, Jahrhundert begann in der Slowakei ein
wirtschaftlicher und kultureller Aufschwung, der
nach dem Muster anderer europäischer Länder
Zu Städtegründungen führte. Neben den vorwie-
gend landwirtschaftlichen Siedlungen in den
fruchtbaren Gegenden der Ebenen und der Flusstä-
Ier entstanden Siedlungen in schwerer zugängli-
chen Gebirgsgebieten, in denen mehrere Nationa-
litäten (bodenständige Slowaken neben Ungarn
und deutschen Kolonisatoren) Zentren für Han-
del, Handwerk und Bergbau aufbauten.1
In der Mittelslowakei (hier im Sinne der heu-
len Verwaltungseinheit „Stredoslovensky kraj )
Wurde die lokale Rechtstradition zusammen mit
e’Uer überregional verbreiteten Rechtssprechung
kodifiziert. So wurden die spezifischen örtlichen
Bedingungen jeweils bei der Verleihung des Pri-
v*Iegiums bzw. des Stadt- und Bergrechts berück-
sichtigt. In der Slowakei entstanden auf dieser
Grundlage Stadt- und Bergrechte, die an weitere
slowakische Ortschaften verliehen wurden. In der
"littelslowakei wurden zwei Städte zu massgeb-
’dien Rechtszentren: für das Stadtrecht Krupina
'Karpfen) und für das Bergrecht Banska Stiavni-
Ca (Schemnitz).2
Purch die Organisation des Städtewesens ent-
standen in der Slowakei Kanzleien, in denen
°tare und Gerichtsschreiber mit der Fertigung
Schriftstücken beschäftigt waren. Neben den
kriptorien der Klöster, in denen Handschriften
rcligiösen Inhalts vervielfältigt wurden, ge-
wannen die amtlichen Schreibstuben der neuge-
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1. Stadtrechtsbuch von Žilina (Sillein), Eintragungen aus
dem 15. Jh.
gründeten Städte eine zunehmende Bedeutung.
Anhand der erhaltenen Schriftstücke lässt sich
beweisen, dass das Kanzleiwesen slowakischer
Städte bereits im 14. Jahrhundert weit entwickelt
war.
Ausserdem entstand an mittelalterlichen Uni-
Stadtbücher aus der Mittelslowakei
ILPO TAPANI PIIRAINEN
(Universität Jyväskylä, Finnland)
I- Städtewesen und Stadtrechte
Im 13, Jahrhundert begann in der Slowakei ein
wirtschaftlicher und kultureller Aufschwung, der
nach dem Muster anderer europäischer Länder
Zu Städtegründungen führte. Neben den vorwie-
gend landwirtschaftlichen Siedlungen in den
fruchtbaren Gegenden der Ebenen und der Flusstä-
Ier entstanden Siedlungen in schwerer zugängli-
chen Gebirgsgebieten, in denen mehrere Nationa-
litäten (bodenständige Slowaken neben Ungarn
und deutschen Kolonisatoren) Zentren für Han-
del, Handwerk und Bergbau aufbauten.1
In der Mittelslowakei (hier im Sinne der heu-
len Verwaltungseinheit „Stredoslovensky kraj )
Wurde die lokale Rechtstradition zusammen mit
e’Uer überregional verbreiteten Rechtssprechung
kodifiziert. So wurden die spezifischen örtlichen
Bedingungen jeweils bei der Verleihung des Pri-
v*Iegiums bzw. des Stadt- und Bergrechts berück-
sichtigt. In der Slowakei entstanden auf dieser
Grundlage Stadt- und Bergrechte, die an weitere
slowakische Ortschaften verliehen wurden. In der
"littelslowakei wurden zwei Städte zu massgeb-
’dien Rechtszentren: für das Stadtrecht Krupina
'Karpfen) und für das Bergrecht Banska Stiavni-
Ca (Schemnitz).2
Purch die Organisation des Städtewesens ent-
standen in der Slowakei Kanzleien, in denen
°tare und Gerichtsschreiber mit der Fertigung
Schriftstücken beschäftigt waren. Neben den
kriptorien der Klöster, in denen Handschriften
rcligiösen Inhalts vervielfältigt wurden, ge-
wannen die amtlichen Schreibstuben der neuge-
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1. Stadtrechtsbuch von Žilina (Sillein), Eintragungen aus
dem 15. Jh.
gründeten Städte eine zunehmende Bedeutung.
Anhand der erhaltenen Schriftstücke lässt sich
beweisen, dass das Kanzleiwesen slowakischer
Städte bereits im 14. Jahrhundert weit entwickelt
war.
Ausserdem entstand an mittelalterlichen Uni-