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ÁAr und während dieser Erfahrung, wenn der
Betrachter nach oben zu schauen beginnt, ändert sich
diametral der Charakter des Raumes [Abb. 5]. Dank
der Malkunst hörte die Stanza auf, ein architektoni-
sches Werk zu sein. Der Betrachter befindet sich in
einem Zelt, dessen steifes Gerüst reich dekoriert ist,
und unter der Zeltdecke ist es ihm ähnlich möglich,
wie einst den Propheten, die Vision zu erfahren. Die
Verwandlung der festen Architektur in den zeltar-
tigen Raum hebt nicht nur die kompliziert zusam-
mengebundenen Gestellbalken hervor, sondern vor
allem auch die oben eingeschobenen Zwickeln, auf
denen vier alttestamentliche Szenen, die mit den auf
den Schildwänden dargestellten Hauptereignissen
korrespondieren, gezeigt sind/
TRÄGER, J.: Raffaels Stanza ďEliodoto und iht Bildpto-
gramm. In: RJAvA/ RAGA 14, 1971, S. 29-99.
Dieses Zelt selbst unterhält eine Reihe zusätzli-
cher Assoziationen. Es entsteht hier unter anderem
die Suggestion, dies sei ein Ort auf dem Weg zum
richtigen Ziel, der Betrachter sei hier also, ähnlich
wie einst Moses, unterwegs. In jedem Moment
könnte jenes Zelt zusammengefaltet und wieder
aufschlagen werden, und weil das Christentum seine
Macht aus den Wundern schöpft, können sich mit
jedem Aufschlagen neue Visionen offenbaren. Das
Dekorationssystem der Stanza Heliodors vermittelt
eine Vorstellung des transitorischen und ephemeren
Raumes, in dem die Mirakel zu erfahren sind. In
diesem Raum erteilt der Papst die Privataudienzen,
wobei paradoxerweise der sitzende Papst eben eine
überzeitliche Figur war, ein Sinnbild der Beständig-
keit. Der Audient traf beim Betreten des Raumes auf
den auf dem Thron sitzenden Bischof von Rom.
Andere Prinzipien entscheiden über den Cha-
rakter der Stanza della Segnatura [Abb. 6]. Dieser
Raum war als eine Privatbibliothek des Papstes,
eine Art Studiolo gedacht. Hier wurde mit den Rüt-
teln der Malerei alles in die meisterhaft gefertigte
architektonische Struktur eingefügt. Es ging nicht
darum, den Effekt eines allgemeinen Innenraumes,
den jeder betreten könnte, zu schaffen. Diese Stan-
za wurde wegen ihres privaten Charakters aus dem
zeremoniellen Weg ausgeschlossen. In ihr wie in
keiner anderen wurde der Raum präziser aulgeteilt.
Das Paviment im čpm* verleiht ihm einen
fast sakralen Charakter. Die untere Wandzone ver-
deckten ursprünglich intarsienartige Boisserien und
Bücherschränke. Der gesamte Raum ist mit einer
prachtvollen Decke überspannt, die ähnlich wie in
der vorigen Stanza auf das ursprüngliche Kreuz-
gewölbe aufgelegt wurde, wodurch sich ein Effekt
der vornehmen Kassettierung mit der zusätzlichen
mosaikartigen Dekoration ergibt. Außerdem sind die
Wandgemälde auf den Schildwänden statisch — eine
solche Lösung existiert in beiden Nachbarräumen
nicht. Die Komposition der einzelnen Szenen ist
genau in die Rahmen eingepasst. Die so gerahmten
Bildwände scheinen das Überzeitliche und das End-
gültige zu versinnbildlichen.
Das einzige wesentliche Problem bereitet die Re-
lation zwischen dem Fußboden und dem Gewölbe.
Schon die Wühl des ofw das im Rom
verbreitet war, aber vor allem in den alten Basiliken
und den Kirchen der Märtyrer angewendet wurde,
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