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Ars: časopis Ústavu Dejín Umenia Slovenskej Akadémie Vied — 44.2011

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Nr. 1
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Lachnit, Edwin: Eine idealistische Kulturvision vor hundert Jahren oder der Krieg und die Kunstgeschichte: ergänzende Bemerkungen zur wissenschaftlichen Genese Max Dvořáks
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ŠTÚDIE / ARTICLES

I.

ARS 44, 2011, 1

Eine idealistische Kulturvision vor hundert Jahren oder
der Krieg und die Kunstgeschichte. Ergänzende Bemerkungen
zur wissenschaftlichen Genese Max Dvořáks

Edwin LACHNIT

Aus der Distanz eines Jahrhunderts ist die Bedeu-
tung Max Dvořáks als erstrangiger Kunsthistoriker
und renommierter Vertreter der Wiener Schule
unbestritten^ Doch wird ihm weniger Relevanz für
die kunsthistorische Praxis als für die methodische
Erweiterung des Faches beigemessen. Das Interes-
se richtet sich durchwegs auf seinen Wandel vom
streng formalen Stilanalytiker in der Nachfolge Franz
Wickhoffs und Alois Riegls zum weltanschaulich
orientierten, inhaltsbezogenen Begründer einer
Die Frage nach
Kontinuitäten und Brüchen in seiner persönlichen
Entwicklung als Ursachen dieser
ILAA" wird kontrovers diskutiert." Aus Dvoraks
engstem Schülerkreis erfahren wir, dass die explizit
idealistische Ausrichtung seiner letzten Lebensjahre
bereits in den Anfängen des ursprünglich zum His-
toriker ausgebildeten Gelehrten in seinem Denken
angelegt war, sodass seine Einstellung um 1910 als
bUEr" bezeichnet werden kann/ Dass die geistes-
wissenschaftliche Konzeption während des Ersten

' Zu weiterführender Literatur über Max Dvořák siehe LACH-
NIT, E.: DA ITAwr VGA Ar K^%y^wbAbA AA RA??.!*/
TGr Z<?A. Wien - Köln - Weimar 2005; sowie BAKOŠ, J.:
Max Dvořák — A Neglected Re-Visionist. In: lLA%<?r ADA.
E737?7Zř7w^y% (=Wiener Jahrbuch für Kunst-
geschichte, 53). Wien - Köln - Weimar 2004, S. 55-71.
Vgl. BAKOŠ, J.: Die epistemologische Wende eines Kunst-
historikers. In: LAD Ar AwA/A^r. M/Ar WLTT
AAnMAwA AG/An? A /AA. 5U/A% ü. fEAGAw A G?A/A% A

Weltkriegs vollends zum Durchbruch kam und zum
richtungweisenden Theorem erhoben wurde, ist wohl
ohne äußere Einflüsse nicht denkbar. Zwar erleidet
Dvořáks Biographie keine traumatisierende Zäsur,
wie es etwa zahllosen Frontsoldaten beschieden war
— man denke auf dem Gebiet der bildenden Kunst
nur an Oskar Kokoschka. Es kann aber keinem
Zweifel unterliegen, dass ein derart einschneidendes
Ereignis wie der Weltkrieg mit all seinen Begleitum-
ständen und Folgen zumindest mittelbare Auswir-
kungen auf die Qualität des intellektuellen Schaffens
zeitigte. Ein m Vergessenheit geratener Text aus dem
Jahr 1916, in dem Dvořák seine Einschätzung des
Verhältnisses von geistiger Disposition und zeitbe-
dingter Reaktion darlegte, erlaubt Rückschlüsse auf
seine eigene ideelle Genese. Diese an entlegener
Stelle erschienene, heute schwer greifbare Passage
soll hier im Wortlaut wiedergegeben werden.
Augenfälliges Merkmal der Umbruchsjahre ist
zunächst einmal ein signifikanter Rückgang der pu-
blizistischen Produktivität Dvořáks seit Kriegsbeginn
19149 Dafür treten jetzt verstärkt neue Züge zutage.
/AiAAř A /ÜA A ITAGřy ü TM/yGn* [1989]. Strasbourg 1992,
S. 53-72.
^ BENESCH, O.: Max Dvořák. In: Ar-KTtMüAm???-
vAA 44, 1924, S. 169.
^ Vgl. Bibliographie der Schriften Max Dvořáks. In: DVOŘÁK,
M: München 1929, S.
371-381.

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