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Ars: časopis Ústavu Dejín Umenia Slovenskej Akadémie Vied — 44.2011

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Lachnit, Edwin: Eine idealistische Kulturvision vor hundert Jahren oder der Krieg und die Kunstgeschichte: ergänzende Bemerkungen zur wissenschaftlichen Genese Max Dvořáks
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https://doi.org/10.11588/diglit.31179#0012

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Hatte sich Dvořák bis dahm auf Fotschungsthemen
des Mittelalters und der früheren Neuzeit bis zum
Barock konzentriert, so rückt nun mit Francisco
de Goya erstmals ein „protomoderner" Künstler
monographisch ins Zentrum der Aufmerksamkeit.
Bereits im Sommersemester 1915 behandelte Dvořák
die „Desastres de la guerra" in einer Vorlesung zur
„Erklärung ausgewählter Kunstwerke" an der Wie-
ner Universität.* Im darauffolgenden Jahr veröffent-
lichte er den Text unter dem Titel „Eine illustrierte
Kriegschronik vor hundert Jahren oder der Krieg
und die Kunst" in einem vom „Kriegshilfsbüro des
k. k. Ministeriums des Innern" herausgegebenen
KAqyMA^/MAd Diese zu Weihnachten 1916
Ar g)AAAA aufgelegte Publikation
sollte der nach dem anfänglichen Hurrapatriotismus
eingetretenen Ernüchterung und Kriegsmüdigkeit
der BřA/Gf/wg" entgegenwirken und
enthielt unter anderem Beiträge von so namhaften
Autoren wie Arthur Schnitzler, Peter Rosegger,
Anton Wildgans, Rainer Maria Rilke, Marie von Eb-
ner-Eschenbach, Franz Karl Ginzkey, Stefan Zweig
und Richard Schaukal sowie den Kunsthistorikern
Eduard Leisching und Moriz Dreger.
Ob Dvořáks Themenwahl freilich den Intenti-
onen der Herausgeber voll und ganz entsprochen
hat, ist fraglich. Die 82 Radierungen, mit denen
Goya um 1810 den spanischen Guerillakampf gegen
die Truppen Napoleons dokumentierte, sind nicht
unbedingt geeignet, der Demoralisierung eines unter
Kriegsgreueln leidenden Volkes zu begegnen. Unpar-
teiisch und ohne politische Stellungnahme hielt Goya
die Erniedrigung des Menschen in einer Drastik fest,
die erst vom fotografierten Horror unserer Tage, von
den NS-Konzentrationslagern bis zu Abu Ghraib
und Gaza, wieder erreicht wurde. „K/ty/f <w?čAAAA
^Ad'A Ad //%/w/7tAd'AiW At y9AAAd<w
E/y/hÆr %/A Ad EAAw Ar Bř Ad&wyg. Mord Ry%/d,
o/VArÁ? DApgAAA dnvwi?%A Or/q

^ Manuskript im Nachlass Max Dvořáks am Institut für Kunst-
geschichte der Universität Wien.
DVORAK, M: Eine illustrierte Kriegschronik vor hundert
Jahren oder der Krieg und die Kunst. In: 7ß74
— D74. Hrsg, vom Kriegshilfsbüro des k. k. Ministeriums des
Innern. Wien 1916, S. 40-51. Jeweils ohne die abschließende
Textpassage wiederabgedruckt unter dem Titel „Goya's
Desastres de la guerra" in ÓrřřrwALUř 18,1922,

BBAtor; AiAwor, Ad Av EWtoAdddtA jp^wrAr/,
Fr^y/op AdjptAAipp <w/pArd A ArG^o^MrřArKAAr
rorgoiM%AA%.'<?rA% AorroryiropAAroBAro ror/oAppp
oAyPrAA<%r<?r ? yp?d/ Adt Myjp Ar B&rA^//-
ort rordA %vA o/?/roA^Addj*^ A Bd'Adddř-Bo/dy/AA^?y
oA BA/ Ar M?dyoy Ao ot tAáWTppr A/?Ádí7r /rř."
Dieses inhaltlich Neue gegenüber allen heroischen
Schlachtenbildern, Triumphposen und Apotheosen
siegreicher Feldherren früherer Epochen, in denen
Kriegführung noch als Kunst verstanden wurde, ist
denn auch der erste Aspekt, den Dvořák in seinem
Text herausstellt. Selbst vom Vorläufer der realisti-
schen Kriegsdarstellung, Jacques Callots „Misères de
la guerre" von 1653, unterscheidet sich Goyas Zyklus
durch Eigenschaften, die Dvořák aus der psychischen
Verfassung des Künstlers ableitete: „GgL?tKAgA/A<?r
AA AA/ /Mtr <?A<? od/BGAo K/?dipAroA/6, A AA yp^AA
oA ponwAddot B A A Eryp/A, iMV or ^ orydd/A
3t?/, o'pp DA EropyAto DA Aw oA Zopg/?A Ar
tAiroro/? JVo/, Ad toA I AA yp doAodo/? dAdo wA Ar or
/AdpďdÁ/?A^ Bdoryo^ dop irtzt A d'Poro^
Di7rA?dd7pp% ro^odddd t//Aoyj M'rA. Dood owA o?yAoro
GoA/yÁo/? d%dof oAo RoA, Ad
A Ar rpAdAro/Ao?? ÁdoPdyg Ar EAyAdAPAyoMW yy/ A/%
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Ar Zor;^r, Roy^^o/y dorBovzAorypy&A, Ar
E^dtodyo//j, Ar IAry^o^A/yg^ AAo^tAy/Addo ProdoUo ^d
Rot/y^^do^ A/?oro ErtAdAr/vyg //;?d dt?ygo ^odo/?
dAro% orgropd/ydo% EAogtd/Aor/? Aro/? opp%Addo%
d;A<%A y/^d rordAdo/? r/A Md Ar ro^PdddtAo/y Dttridoddyf,
rowy?/?doA rA y^/ oAoz^? Eo^wo^d^r t^d/oddAorpryA/rAfr
I dd A/rA A/y KAq? dorrorgor^pd/% ^wrdo^." Zur
Verdeutlichung verweist Dvořák auf die „Capri-
chos", jene Serie bizarr-phantastischer Sujets, durch
deren Miss- und Überinterpretation Goya in den
Ruf eines aufrührerischen, ja geradezu diabolischen
Extremisten geraten war: „Dor djp//r Ar roroAddwdriW
T^Ar/%wr, %A A/? ro^o?^ddtodo DdAdor^otArzpd^ do'dop
w/rA dy potdd^or G/7jrA^AAdA'A<?r W^A^d/^^yy Ar
S. 97-106, sowie unter dem Kurztitel „Eine illustrierte Krieg-
schronik" in DVOŘÁK 1929 (wie Anm. 4), S. 242-249.
Eduard Leisching (1858 - 1938), Direktor des Österreichi-
schen Museums für Kunst und Industrie in Wien; Mori(t)z
Dreger (1868 — 1939), Schüler Franz Wickhoffs, 1897 Kustos
am Österreichischen Museum für Kunst und Industrie in
Wien, 1917 Ordinarius für Kunstgeschichte an derUniversität
Innsbruck, 1926 an der Technischen Hochschule Wien.

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